Autor: Nils Kahlefendt

Foto: Martin Jehnichen

Messedonnerstag, zehn Uhr
14. Februar 2019
Messe-Köpfe, Folge 12: Projektassistentin Kerstin Scholz hat die Routinen im Maschinenraum der Buchmesse im Griff
Autor: Nils Kahlefendt

Foto: Martin Jehnichen

Messedonnerstag, zehn Uhr
14. Februar 2019
Messe-Köpfe, Folge 12: Projektassistentin Kerstin Scholz hat die Routinen im Maschinenraum der Buchmesse im Griff

Der amtlich schönste Messe-Moment ist für Kerstin Scholz jedes Jahr der montägliche Büro-Umzug aus dem Verwaltungsgebäude in die Glashalle: Schreibtische mit Sichtkontakt zu den Ausstellern, für die jetzt die heiße Aufbauphase beginnt. Bald werden unten in der Magnolien-Allee die Leitungen glühen, die Telefone der Projektmanagerinnen sind während der Messetage aufs Backoffice umgestellt. Der Adrenalinpegel steigt: Messe-Atmo! Was kann es schöneres geben? Als Projektassistentin der Buchmesse ist Kerstin Scholz so etwas wie ein Urgestein. 1990 hat sie ihren Lehrvertrag bei der Messegesellschaft unterschrieben, „Außenhandels-Kauffrau“ wollte sie werden. Ein halbes Jahr nach Beginn der Ausbildung wurden die Job-Profile runderneuert, weshalb Scholz nun gelernte „Großhandels-Kauffrau“ ist. In den drei Jahren der Lehre hat sie alle Abteilungen der Messe durchlaufen – von Poststelle und Einkauf bis zu Protokoll und Finanzbuchhaltung. Am spannendsten findet sie die Zeit im Team der Modemesse – und bei der Buchmesse.

Von der Bildschirm-Schreibmaschine zur Online-Anmeldung

„Ich habe während der Lehre gemerkt, dass es mir Spaß macht, mit anderen zusammen Messen zu organisieren“, erinnert sich Kerstin Scholz. „Deswegen habe ich mich nach der Lehre auf eine Assistentenstelle beworben“. Im August 1993 steigt sie bei der BIK – Messe für Computer und Telekommunikation ein. Nach weniger als zwei Monaten kommt ein Anruf aus der Personalabteilung: Buchmesse-Chef Oliver Zille sucht für sein frisch formiertes Team eine Projektassistentin. Scholz bekommt den Job. Sie kümmert sich von Anfang an um den reibungslosen Ablauf der Formalitäten für Aussteller, von der Pflege der Datenbanken bis zur Versendung der Zulassungen und Standzuweisungen. Als Scholz 1993 kam, wurden die noch per Bildschirm-Schreibmaschine erfasst, „ein Mordsteil mit Tastatur, Monitor und Diskettenlaufwerk“. Zwar hat sich die Technik längst revolutioniert, doch bis ins letzte Jahr hinein hämmerte Kerstin Scholz die Anmeldeformulare der Aussteller eigenhändig ins System. 2018 wurde auf Online-Anmeldung umgestellt – ein so komplexer wie reibungslos verlaufener Prozess, der dazu führt, dass Scholz nun buchstäblich mit Messeschluss im Anmelde-Prozess fürs Folgejahr steckt.

Nette Kollegen, zufriedene Aussteller

Daneben ist Kerstin Scholz so etwas wie die „Zentral-Assistentin“ im Aussteller-Management; sie hält den sieben Projektmanagerinnen im Team den Rücken frei und hat neben dem Anmeldeprozess Routinen wie Rechnungslegung und das Verschicken der Standzuweisungen im Blick. Sie fühlt sich wohl in ihrem Job: „Buch und Lesen sind einfach tolle Themen, es macht Freude, gerade für diese Messe zu arbeiten. Und auch die Aussteller sind zufrieden.“ Bekommt man davon im „Maschinenraum“ der Buchmesse auch etwas mit? „Vielleicht nicht so direkt“, sagt Scholz, „aber die Stimmung ist sehr OK und gibt Rückenwind“. Ein guter Moment, um nach dem regelmäßig zweitschönsten Messe-Moment von Kerstin Scholz zu fragen. „Der Gong am Messedonnerstag, zehn Uhr. Wenn sich die Schleusen öffnen und die Menge losrennt, als gäbe es kein Morgen.“

Kerstin Scholz absolvierte ihre Lehre zur Großhandels-Kauffrau bei der Leipziger Messe. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Projektassistentin bei der Computermesse BIK verstärkt sie seit Herbst 1993 in gleicher Position das Team der Leipziger Buchmesse. Kerstin Scholz ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann nahe Leipzig.

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