Es wird viel und bemerkenswert gut geschrieben in Rumänien – aber hierzulande kaum gelesen. Liegt das an der oft zitierten „Randlage“? Wenn sich der Westen hinter der Rede von „Kerneuropa“ verschanzt, klingt das in den Ohren von Andrei Pleșu, in den 90ern rumänischer Kultur- und Außenminister immer wie: „Ich Tazan – du Jane. Wobei wir natürlich Jane sind.“ Ist das moderne Rumänien der Westen des Ostens oder der Osten des Westens? „Wir könnten“, ist Pleșu überzeugt, „eine wichtige Brückenfunktion in Europa übernehmen“. Noch immer wird das Land vom brain drain ausgezehrt, vier Millionen sind seit der Wende gegangen, zu viel für ein Land mit 20 Millionen Einwohnern.
Pleșu hat mit seinem von Wolf Lepenies und dem Berliner Wissenschaftskolleg inspirierten New Europe College eine Miniatur-Schweiz mitten in Bukarest geschaffen; zumindest für die gebeutelte Wissenschaft ein Tropfen auf den heißen Stein. 1994 begann man in dem leer stehenden, Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Schweizer Gemeinschaftshaus bescheiden mit fünf rumänischen Stipendiaten, inzwischen gibt es längst auch ausländische Fellows. „Rumänien ist 2007 in die EU eingetreten“, sagt Pleșu. „Mit diesem Haus sind wir schon 1994 der europäischen Forschungs-Union beigetreten“.