Heute: Das Institut für digitales Lernen (Eichstätt).
Im Fußball würde man dem Institut für digitales Lernen (Eichstätt) so etwas wie „einen Lauf“ bescheinigen: Vor 12 Monaten räumte dessen multimediales Geschichtslehrbuch mbook in Frankfurt den Deutschen E-Book-Award ab, zur Leipziger Buchmesse im März heimste man den digitalen Sonderpreis beim Deutschen Schulbuchbuchpreis ein. So gesehen, war die Teilnahme bei Neuland 2.0, dem ersten Startup-Village der Leipziger Buchmesse im März 2016 „ein rundes Paket“, wie Florian Sochatzy, einer der geschäftsführenden Gesellschafter des Instituts, einschätzt. „Wir haben uns in Leipzig sehr wohl gefühlt.“
Geschichtsbuch per Flatrate
Was trotz des preisgekrönten Piloten fehlte, waren öffentlich zugängliche Produkte. Das hat sich geändert. Seit August gibt es unter www.mbook.schule ein multimediales Geschichtsbuch per Flatrate. „Mit den Jahreslizenzen haben wir ein ganz neues Vertriebsmodell aufgesetzt“, erklärt Sochatzy. Und das ganz einfach, so wie es internetaffine Lehrer schon längst mit Netflix & Co. tun. „Unser Lizenzbuchungsprozess liegt unter einer Minute dreißig – von ‚ich bin auf der Seite’ bis ‚Ich bin mit meiner Klasse im mbook.“ Während andere Produkte des Instituts für digitales Lernen den zumeist langwierigen föderalen Zulassungsprozess für Lehrbücher durchlaufen, ist die Geschichts-Flatrate der Eichstätter nicht zugelassen – ganz bewusst: „Ich kann mit der Tageszeitung oder meinen Socken unterrichten, wenn ich das möchte“, sagt Sochatzy. Bei einem schnellen Digitalmedium müsste jede noch so kleine Änderung erneut zugelassen werden – ein nicht beherrschbares Verfahren. Mit den entsprechenden Stellen in den Kultusministerien bleibt man dennoch im Gespräch, etwa über generelle Kriterien für die Zulassung multimedialer Schulbücher. Das Feedback der User ist positiv: Gerade Schulen, die digital gut unterwegs sind, schätzen das Angebot – etwa deutsche Auslandsschulen von Stockholm bis Shanghai. Derzeit übertragen die Eichstätter das Prinzip mbook auf weitere Fächer wie Deutsch und Mathematik.
„Wie wird Bildung künftig aussehen?“
Mit dem Konzept Edu-Couch hat sich das Institut für digitales Lernen gegen 150 internationale Einsendungen durchgesetzt und die Wildcard der Frankfurter Buchmesse gewonnen. Am Stand in Halle 3 diskutierten Bildungstheoretiker und –praktiker, Medienprofis und Politiker – die Talks wurden live gestreamt und sind nach der Messe auf den Seiten des Instituts verfügbar. „Es reicht nicht, nur über Bücher oder technische Ausstattung zu reden“, ist Sochatzys Kollege Marcus Ventzke überzeugt: „Es geht darum, wie Bildung künftig aussehen wird, was wir anders machen müssen, damit das System nicht in Gänze gegen die Wand fährt.“ Den Vorstoß von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU), im Rahmen eines „Digitalpakts“ mit den Ländern die digitale Bildung in den kommenden Jahren mit fünf Milliarden Euro zu fördern, haben die Eichstätter freudig aufgenommen. „Wir brauchen nicht mehr Bildungsforschung“, sind sie überzeugt. „Jetzt kommt es darauf an, die Erkenntnisse, die wir haben, in der Praxis umzusetzen.“
Foto: Nils Kahlefendt