Wie sind Sie durch das schwierige Jahr 2020 gekommen?
Thomas Rathnow: Die Pandemie liegt ja leider noch nicht hinter uns, ein wirklicher Rückblick auf die Krise ist also noch nicht möglich. Was wir aber sagen können, ist, dass es uns als Verlagsgruppe wichtig war, zum einen alle Mitarbeiter:innen so schnell wie möglich auch technisch die Arbeit im Home-Office zu ermöglichen und zum anderen, das ganze Jahr hindurch dafür zu sorgen, dass intern noch häufiger und intensiver kommuniziert wird. Klarheit und Transparenz über die Lage und die verschiedenen Maßnahmen, die wir ergriffen haben, sind wichtige Voraussetzungen dafür, Zusammenhalt im Unternehmen zu stiften. Dieser Zusammenhalt bildet die notwendige Voraussetzung dafür, auch in außergewöhnlichen Zeiten erfolgreich arbeiten zu können. So blicken wir tatsächlich auf ein wirtschaftlich gutes und in vielerlei Hinsicht auch auf ein besonders innovatives Jahr 2020 zurück.
Was haben Sie in Corona-Zeiten gelernt?
Rathnow: Das vergangene Jahr war an Lehren und Erkenntnissen sicherlich besonders reich. Bei allen Herausforderungen und Erschwernissen, die nicht klein geredet werden dürfen und die aktuell beispielsweise Eltern kleinerer Kinder besonders betreffen, war die vielleicht schönste Erfahrung, dass die Krise uns als Publikumsverlage in der Sinnhaftigkeit und Bedeutung unseres Tuns sehr bestätigt hat. Die Menschen haben gezeigt, wie wichtig ihnen Bücher ganz unterschiedlicher Art sind – und Verlage und Buchhandlungen haben es geschafft, auch unter schwierigen Bedingungen, die Bücher zu den Menschen zu bringen. Dass dabei digitale Wege eine immer größere Rolle gespielt haben, dass der Digitalisierungsschub im vergangenen Jahr eine weitere Beschleunigung erfahren hat, das ist eine weitere Lehre des Corona-Jahrs 2020. Aber auch die Einsicht, dass wir überraschend zügig in der Lage waren, auf ganz unterschiedlichen Ebenen Arbeitsprozesse oder auch Veranstaltungsformate digital auszurichten, um unserer Aufgabe nachzukommen, die Geschichten und Ideen unserer Autor:innen mit dem größtmöglichen Publikum zu verbinden.
Was erhoffen Sie sich für das neue Jahr?
Rathnow: Da unser Leben und Arbeiten am Anfang des neuen Jahres mehr denn je im Zeichen der Pandemie stehen, kann ich nur hoffen, dass diverse Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-Ansteckungen nun rasch Wirkung zeigen, damit Menschen sich endlich wieder persönlich begegnen, Buchläden wieder öffnen, Schulen und Kitas wieder Kinder aufnehmen können und das kulturelle Leben in all seinen Spielarten wieder stattfinden kann. Es gab in der Verlagsgruppe in den letzten Monaten Entwicklungen und Errungenschaften, an denen wir festhalten wollen. Die digitalen Möglichkeiten, die beispielsweise vielen Mitarbeiter:innen ein flexibleres Arbeiten auch jenseits des Büros erlauben, wollen wir ausbauen. Aber die Vorfreude auf den persönlichen Austausch mit den Kolleg:innen, mit Autor:innen und unseren Geschäftspartnern – die ist immens groß.
Welche Projektionen haben Sie für die Leipziger Buchmesse?
Rathnow: Jetzt, im Januar 2021, ist es ganz schwer vorherzusehen, welche Chancen und Möglichkeiten wir Ende Mai in Leipzig haben werden. Eine Messe wie früher wird es gewiss nicht sein. Dennoch hoffe ich, dass es uns gemeinsam gelingen wird, die Leipziger Messe so zu veranstalten, dass sie erneut ein weithin sichtbares Zeichen setzt für das Lesen, für die Bedeutung des Buches und die Freude an der Begegnung mit Autor:innen und ihren Geschichten.
Thomas Rathnow ist seit November 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung / CEO und seit 2004 in der Penguin Random House Verlagsgruppe tätig, zunächst als Programmleiter des Siedler Verlags. Nach einem Studium der Germanistik, Amerikanistik und Soziologie war er als Literaturkritiker tätig und begann seine Verlagslaufbahn beim Luchterhand Literaturverlag. 2014 wurde Thomas Rathnow Mitglied der Geschäftsführung der Verlagsgruppe; 2016 gründete er mit seinem Team den Penguin Verlag Deutschland.