Autor: Nils Kahlefendt

PrƤsentiert zu "Leipzig liest" Top-Acts der Reiseliteratur: Rando Steinbach (c)nk

Zeltplatz MitteĀ 
14. November 2023
Für seine ausgefallenen Locations ist ā€žLeipzig liestā€œ berühmt. Hier stellen wir in loser Folge einige der spannendsten vor. Heute: Rando Steinbach und der Outdoor-Spezialist tapir im Herzen der City.
Autor: Nils Kahlefendt

PrƤsentiert zu "Leipzig liest" Top-Acts der Reiseliteratur: Rando Steinbach (c)nk

Zeltplatz MitteĀ 
14. November 2023
Für seine ausgefallenen Locations ist ā€žLeipzig liestā€œ berühmt. Hier stellen wir in loser Folge einige der spannendsten vor. Heute: Rando Steinbach und der Outdoor-Spezialist tapir im Herzen der City.

An zwei seiner ā€žLeipzig liestā€œ-Favoriten kann sich tapir-Co-GeschƤftsführer Rando Steinbach sofort erinnern. 2016 sorgten die Hoepner-Zwillinge für den größten Publikumsansturm, den der Laden am Georgiring bislang erlebt hatte: ā€žDie 160 SitzplƤtze waren schon kurz vor 20 Uhr belegt, inklusive aller Büro- und Holzklappstühle plus Elefantenfüßen.ā€œ Am Ende werden es wohl um die 300 Weltenbummler gewesen sein, die den Geschichten der Hoepners über 90 Minuten begeistert lauschten; genaues ZƤhlen war lƤngst nicht mehr mƶglich. ā€žUnsere Klientel setzt sich auch mal auf den Bodenā€œ, lacht Steinbach. ā€žDa kommt niemand im Abendkleid!ā€œ 

Ausverkauftes Haus mit den Hoepner-Zwillingen (c)tapir

Ein Ƥhnlicher Kracher gelang im MƤrz 2010, im ersten Jahr nach dem Umzug auf die neue FlƤche im Stadtzentrum. Da prƤsentierte der Notschriften-Verlag (Radebeul) seinen lƤngst zum Klassiker gewordenen Band Transit. Illegal durch die Weiten der Sowjetunion. Das Buch ist von jenen Abenteurern verfasst, die zu DDR-Zeiten ein eigentlich auf drei Tage begrenztes Transitvisum durch die UdSSR beantragten – um dann zu mehrwƶchigen, natürlich illegalen, Touren durchs ā€žBruderlandā€œ zu starten. Das staunende – und immer wieder in frenetisches GelƤchter ausbrechende – Publikum im tapir wurde zurückgebeamt in eine Zeit, in der unbegrenzte Individualreisen für den Durchschnitts-Ossi ebenso wenig vorstellbar waren wie die heutige Perfektion der Ausrüstung. Neben ihren ausgefallenen Abenteuern beschrieben die Jungs auch die langwierigen Vorbereitungen, die Tricks beim Beschaffen der Reisedokumente – und erzƤhlten viele kleine Episoden der Konfrontation mit dem sowjetischen Alltag. ā€žSpƤtestens als Jan Oelker, einer der Autoren, die damals selbstgebauten AusrüstungsgegenstƤnde vorstellte, blieb kein Auge trockenā€œ, erinnert sich Steinbach. ā€žDas Material für den Eispickel war aus den Dresdner Flugzeugwerken wegorganisiert, der Rucksack mit Trabi-Sicherheitsgurten verstƤrkt. Ganz zu schweigen von der modischen Gletscherbrille.ā€œ 

„Transit“-Autor Jan Oelker mit selbstgebastelter Gletscherbrille (c)tapir

Rando Steinbach stieg 1993 als Gesellschafter beim tapir ein. Da zog der Outdoor-Spezialist, der sich 1990 in einer LKW-Garage in Mƶckern gegründet hatte, gerade in die Rosa-Luxemburg-Straße im Leipziger Osten. Heute führt Steinbach den Laden gemeinsam mit Maren Fuhrmann. ā€žAuf der FlƤcheā€œ ist er immer noch gern zugange, am liebsten im Zeltplatz Mitte. So nannten die ā€štapire’ ihre nun in die InnenrƤume verlegte Zeltwiese, als sie 2009 von der Karl-Liebknecht-Straße an den Georgiring gezogen waren. ā€žStatt 400 Quadratmetern an der Karli hatten wir jetzt zwei FlƤchen mit je 650 Quadratmetern!ā€œ Inklusive Werkstudenten sind heute rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den tapir tƤtig. Der Standort im Erdgeschoss der Plattenbauten am Ring, die Anfang der 1960er Jahre errichtet und nun aufwƤndig ausgebaut wurden, hat sich im Nachhinein als Glücksfall erwiesen. ā€žWir sind nicht mehr nur ein Outdoor-Laden für den Leipziger Süden, sondern für die ganze Stadtā€œ, freut sich Steinbach. Beide FlƤchen, in einem freundlichen Mix aus Beton und Holz gehalten, punkten mit ihrer Großzügigkeit; Eltern mit Kinderwagen wissen das zu schƤtzen. 

Wann genau die Kooperation mit der Buchmesse begann, erinnert Rando Steinbach nicht mehr. Sicher ist jedoch, dass der tapir bereits mit dem Umzug in die Karli regelmäßig zu VortrƤgen eingeladen hatte – im Laden war eine Leinwand integriert, so dass Kunden ihre Touren in Wort und Bild vorstellen konnten. Mit den Jahren professionalisierte sich diese Strecke, inzwischen ist sie meilenweit von Opas Dia-Abend entfernt. Professionelle Reise-Journalisten machen gern im tapir Station. Das wiederum hatte Doreen Rothmann vom Buchmesse-Team auf dem Schirm, die bis zur Corona-Pandemie die ā€žLeipzig liestā€œ-Veranstaltungen in der Stadt mit koordinierte – für beide Partner ein idealer Match. ā€žFrau Rothmann hat immer genau genau geschaut, was bei uns passtā€œ, erinnert sich Steinbach. ā€žWir haben großartige Angebote bekommen. An Acts wie die Hoepner-Brüder wƤren wir nicht ohne Weiteres herangekommen.ā€œ ErgƤnzt hat Steinbach die VorschlƤge des ā€žLeipzig liestā€œ-Teams mit Angeboten jener Verlage, mit denen tapir schon lange zusammenarbeitet – zu nennen wƤren hier etwa Conrad Stein oder Reise Knowhow. Begeistert zeigt sich Rando Steinbach auch vom – ebenfalls über die Buchmesse vermittelten – technischen Support. ā€žDie Jungs von Frontsound sind verstƤndnisvoll und flexibel. Und sie haben auch ein Ohr für Sonderwünsche. Das entlastet uns enorm – wir sind ja eigentlich EinzelhƤndler, keine Veranstaltungsprofis.ā€œ 

tapir-GeschƤftsführer Rando Steinbach: „Nicht wenige begeisterte Leser kommen als Kunden wieder!“

WƤhrend tapir seine ā€šnormalen’ Veranstaltungen übers Jahr lediglich im eigenen Newsletter bewirbt, wird für die ā€žLeipzig liestā€œ-Highlights zusƤtzlich über die KanƤle der Buchmesse getrommelt. ā€žIm Idealfall steigen auch Verlage und Autoren mit einā€œ, freut sich Steinbach. Und: Nicht wenige begeisterte Leser kommen als Kunden wieder. Reisen erfreut sich nach dem coronabedingten Atemholen – das die tapir-Manschaft dank eines gut funktionierenden Online-Shops und diverser Unterstützungen gut überstanden hat – wieder größter Beliebtheit. Auch Rando Steinbach, den man zur Buchmesse seltener in den Hallen, eher auf einer der abendlichen Lesungen treffen kann, zieht es wieder hinaus. Inzwischen allerdings eher in ā€œabsolut reduzierter Varianteā€œ, wie er lƤchelnd versichert: Bei zu viel GepƤck zwackt der Rücken. ā€žUnterm Tarp schlafen, oder mit einem federleichten Moskitonetz unter freiem Himmel – das ist immer noch großartig!ā€œ     

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