Nordlicher (3): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus Norwegen, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Simon Stranger, der den norwegischen Holocaust in einem klugen Roman verarbeitet
Autor: Nils Kahlefendt
Simon Stranger hat auch in der Nasjonalbiblioteket für seinen Roman recherchiert (c) nk
Nordlicher (3): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus Norwegen, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Simon Stranger, der den norwegischen Holocaust in einem klugen Roman verarbeitet
Es ist wohl kaum ein größerer Gegensatz denkbar zwischen dem altehrwürdigen Interieur der Nasjonalbiblioteket, der norwegischen Nationalbibliothek, am Solli plass in Oslo und dem mit allen Multimedia-Wassern gewaschenem Auftritt der jüngeren Autorinnen und Autoren, auf die wir hier treffen. Simon Stranger etwa gab schon beim morgendlichen Saunieren am Fjord, vis á vis von Oper und Munch-Museum, eine Probe seines Temperaments – jetzt performt er mit Videoeinspielern, Animationen und dramatischer Musik zu seinem neuesten Buch „Museum der Mörder und Lebensretter“. Stranger, der Autor werden wollte, seit er als Kind Michael Endes „Unendliche Geschichte“ verschlang, hat sieben Romane für Erwachsene, drei Jugend- und elf Kinderbücher publiziert. Der Durchbruch kam mit dem Roman „Vergesst unsere Namen nicht“ (2018), der bis heute in 20 Ländern erschienen ist.
Ich habe die Existenz meiner Frau und meiner Kinder nicht etwa vier Helden zu verdanken – sondern einem Mörder!
Simon Stranger, Autor
Strangers neues Buch, nominiert für den norwegischen Buchhandelspreis 2023, ist buchstäblich wie ein Museum aufgebaut, die Kapitel als Museumssäle, viele schwarz-weiße Fotos als Exponate: Familienfotos, das Faksimile einer Liste beschlagnahmter Gegenstände. Oder das Foto eines einfachen Stempels – der Buchstabe „J“ für „Jude“, aus Blei gegossen, aus dem Bestand des Jüdischen Museums in Trondheim: „So einfach und zuverlässig kann eine Tötungswaffe aussehen. Ein Buchstabe und ein Stempelkissen.“ Erzählt wird die Geschichte von norwegischen Widerständlern im Jahr 1942, die das jüdische Paar, das sie zu retten versprechen, umbringen – und über die ökonomischen Aspekte des Holocausts in Norwegen. Der Riss geht auch durch Simon Strangers Familie: „Ich habe die Existenz meiner Frau und meiner Kinder nicht etwa vier Helden zu verdanken, wie wir bisher glaubten – sondern einem Mörder.“
Mit allen Multimedia-Wassern gewaschen: Simon Stranger, Autor (c) nk
Was, wann, wo?
Simon Stranger: Museum der Mörder und Lebensretter. Roman. Aus dem Norwegischen von Thorsten Alms. Eichborn, 352 Seiten, 22 Euro (ET: 29. März)
Simon Stranger: Museum der Mörder und Lebensretter: Samstag, 29. März, 13.30 Uhr, Messestand Gastland Norwegen, Halle 4, D 300/C 301
Norwegische Nacht: Simon Stranger mit Aslak Nore und Ingeborg Arvola: Samstag, 29. März, 21.30 Uhr, Schaubühne Lindenfels
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