In Rumänien werden rund 20 Millionen Bücher pro Jahr verkauft, theoretisch eines pro Einwohner. Doch die Zahl der aktiven Leser ist weitaus geringer. Bei einem Durchschnittslohn von etwa 500 Euro bleibt wenig Geld für Lektüre übrig – davon profitiert auch mancher Straßenkiosk mit billigen Gebrauchtbüchern. Von den offiziell gelisteten mehr als 6000 Verlagen sind praktisch weniger als 100 mit eigenem Portfolio und konsistenter Strategie auf einem Markt unterwegs, der ein Volumen von rund 60 Millionen Euro hat. Zum Vergleich: Der rumänische Blumen-Markt bringt es auf gut 200 Millionen. Klingt fast nach dem schönen, alten Vergleich, nach dem der deutsche Buchmarkt so viel umsetzt wie Aldi Süd. Und in Rumänien?
„Von den 36.000 ISBN-Nummern, die jährlich von der Nationalbibliothek aufgenommen werden, finden Sie nur 9000 im normalen Buchhandel“, ärgert sich Mihai Mitrica, Chef des Verlegerverbands. „Die anderen 27.000 sind ‚Geister-Bücher’, schlechte Kompilationen, für die nicht selten auch noch Fördermittel ausgereicht werden“. Mitrica nennt das „legale Buch-Piraterie“. Besteht Hoffnung auf Besserung? Zumindest für den ein oder anderen korrupten Politiker oder Geschäftsmann, wie uns der Chef des Verlegerverbands berichtet. Die Geschichte klingt bizarr: Erfreulicher Weise geht die Justiz in Rumänien hart gegen einheimische Oligarchen vor. Doch seit 2013 erhalten Häftlinge, die ein wissenschaftliches Werk verfassen, 30 Tage Straferlass. Seitdem steigt die Zahl der Knast-Wissenschaftler sprunghaft. Die Palette reicht von Titeln wie „Die Finanzkrise der rumänischen Presse“ des Zeitungsverlegers Sorin Rosca Stanescu bis hin zu „Freiheitsübungen“ des Ex-Ministerpräsidenten Adrian Nastase.