FĆ¼r Christian Merkel ist die Zeit des permanenten Ausnahmezustands vorbei. Seit im Mai nach vier Jahren die ersteĀ OTWorldĀ in PrƤsenz Ć¼ber die BĆ¼hne ging, und sich in den Leipziger Messehallen an die 20.000 OrthopƤdie-Profis, Mediziner und Physiotherapeuten aus 86 LƤndern trafen, reiĆen fĆ¼r den Teamleiter bei der Leipziger Messe-Tochter die Herausforderungen nicht ab. Ein Projekt jagt das nƤchste, āmein Ćberstundenkonto ist ordentlich gefĆ¼lltā. Daran wird sich so schnell nichts Ƥndern, denn in diesen Tagen heiĆt es fĆ¼r Merkel erneut:Ā Go!Ā Die heiĆe Vorbereitungs-Phase der Leipziger Buchmesse beginnt. āEs wird wieder volle Hallen gebenā, ist er sich sicher. āAber wir werden nicht bruchlos an den Messen vor der Pandemie anknĆ¼pfen.ā Nach coronabedingter Zwangspause kommt das FrĆ¼hjahrs-Highlight der Buch- und Medienbranche mit einem neuen Hallenkonzept zurĆ¼ck: So rĆ¼ckt das Kinder- und Jugendsegment kĆ¼nftig in Halle 3 ā und damit eng an die direkt benachbarte Manga-Comic-Con. Dort soll, deutlich unterschieden von den bislang Ć¼blichen Messe-Foren, ein Workshop-Campus fĆ¼r Initiativen, Institutionen und Vereine entstehen, die an den Schnittstellen von politischer und kultureller Bildung aktiv sind. Das Konzept sieht eine ZusammenfĆ¼hrung von zentralem Veranstaltungs- und Ausstellungbereich vor. āJetzt gilt es, die Idee auf die StraĆe zu bringen, physisch umzusetzenā, sagt Merkel. āUnsere Aufgabe ist es, im Austausch mit dem Buchmesse-Team, den baulichen Rahmen fĆ¼r das Konzept zu schaffen.āĀ Ā
Der Wahl-Leipziger Christian Merkel wohnt in Gohlis, stammt aber aus Mittelhessen. Aufgewachsen ist er im Vogelsberg. Ob er die Schulpartys seines Jahrgangs organisierte, ist nicht so genau Ć¼berliefert. Vermutlich ist das Jahr in der Stadtbibliothek Lauterbach daran schuld, dass ihn das Management von Events in Bann zog. WƤhrend seines Bundesfreiwilligendienstes konnte er sich dort in die Organisation innovativer Veranstaltungsformate stĆ¼rzen. āAls Bufdi in der Bibliothek habe ich Blut gelecktā. BerĆ¼hrungspunkte mit den gar nicht mehr so neuen BundeslƤndern hatte Merkel, wie viele seiner Generation, kaum. Einzige Ausnahme war eine Tour durch den Osten, die er nach dem Abi mit fĆ¼nf Kumpels in einem alten VW-Bus abriss: Berlin, Ostsee, ThĆ¼ringen. Die Klassiker. Dazu, eher auf der Durchreise: Klein-Paris: āDa habe ich mich ein StĆ¼ck weit in Leipzig verliebt, das ist geblieben.ā Ein duales Hochschulstudium Messe-, Kongress- und Eventmanagement an der Dualen Hochschule Baden-WĆ¼rttemberg in Ravensburg (DHBW), mit dem Arbeitsvertrag der FAIRNET in der Tasche war die Ideal-Variante, beide Lieben ā Event und pulsierende GroĆstadt ā zu vereinen. FĆ¼r drei Jahre pendelte Merkel zwischen Bodensee und Leipzig. 2017 startete er als Projektmanager in einem FAIRNET-Team, das sich primƤr um Systemstandbau kĆ¼mmert. 2022 stieg er zum Teamleiter auf.
Das KerngeschƤft bei FAIRNET ist es, Marken in RƤume zu Ć¼bersetzen und sie konkret erlebbar zu machen ā sei es durch Auftritte auf Messen und Kongressen, durch PrƤsentationen in Showrooms, Events oder andere Formate der Markenkommunikation. āEs gibt Messe-Teams, die sich hier vor Ort um den Standbau kĆ¼mmern, wir sind aber auch an anderen Standorten mit Rundum-Lƶsungen dabei, wo an alles gedacht ist – vom Strom bis zu HƤngepunkten und ParkplƤtzen.ā Andere Teams sind mit der Organisation und Umsetzung von Events beschƤftigt ā so erhielt FAIRNET nach europaweiten Ausschreibungen den Zuschlag fĆ¼r die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit in Halle/Saale (2021) und Erfurt (2022), auch bei der Konzeption der Leipziger Markt Musik ist die Messe-Tochter am Start. āAm Ende geht es bei uns immer um die technische DurchfĆ¼hrungā, sagt Merkel, āvom Standbau Ć¼ber die Event-Lƶsung ist alles dabeiā. Die Leipziger Buchmesse ist in Christian Merkels Jahreskreis eine ganz besondere Veranstaltung. Mit der Leipziger Volkszeitung etwa hat er die Umsetzung der beim Publikum hƶchst populƤren āLVZ-Autorenarenaā geplant; eine ganz besondere Herausforderung sind die Projekte, die fĆ¼rs eigene Haus entstehen: āIm Austausch mit dem Projekt-Team ist man dann direkt in die Messe-Entwicklung involviert. Wie jetzt beim Bildungs-Campus sorgen wir dafĆ¼r, dass die PS auf die StraĆe kommen.ā
Die Corona-Pandemie und die kurzfristige Absage der Leipziger Buchmesse zogen Christian Merkel fĆ¼r Momente den Boden unter dem FĆ¼Ćen weg. āDie Messe war durchgeplant, die LKWās konfektioniert. Als uns die Nachricht erreichte, war da erst mal: Leere.ā Noch im Februar 2020 waren Merkel und seine Kollegen auf Dienstreise in Frankfurt und DĆ¼sseldorf, auf der EuroShop, der Messe fĆ¼r Laden- und Messebau. Dann wurde dem MessegeschƤft der Stecker gezogen, die Buchmesse in Leipzig war nur der Anfang. āDie ersten zwei, drei Monate dachte man: OK, dann gehtās im Herbst wieder los.ā Relativ schnell erfolgte bei FAIRNET dann die Umorientierung. Als die ersten Impfzentren gebaut wurden, war Merkel ebenso mit dabei wie bei der Errichtung des Testzentrums im Neuen Rathaus, in Kooperation mit den Median Kliniken. āOb ich einen Messestand plane oder ein Testzentrum, ist von der Struktur her Ƥhnlich. Beides ist Projekt-Management, und damit unser tƤglich Brot. Dennoch habe ich mir nicht trƤumen lassen, dass ich mal zur tƤglichen Abstimmung mit dem Oberarzt eines Testzentrums antanze.ā Im September 2021 war Christian Merkel fĆ¼r die FAIRNET in die Organisation des Autofreien Tags in Leipzig eingebunden. FĆ¼r einen Tag war der Leipziger Innenstadtring nicht fĆ¼r Autos zugƤnglich. āLangweilig war es nie. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich mit der Buchmesse endlich wieder ums KerngeschƤft kĆ¼mmern kann, fĆ¼r das wir brennen.ā
Hat Corona das GeschƤft fĆ¼r einen Dienstleister wie FAIRNET geƤndert? Die Lernkurve bei Merkel und seinen Kollegen verlƤuft steil. āIm jetzt laufenden Restart merken wir, dass FlƤchen und Ausstellerzahlen kleiner werden.ā Standbauten sind schon mal weniger voluminƶs oder extravagant. āMan besinnt sich wieder stƤrker auf Inhalteā, das findet Merkel nicht schlecht. Hochwertige Systemlƶsungen boomen. Kunden, die ehedem individuell gebaut haben, suchen nach guten, wiederverwendbaren Konzepten. Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Wort. āFĆ¼r die KleinststƤnde, die auf der Buchmesse sehr verbreitet sind, arbeiten wir inzwischen mit Stoffbahnen, die in einen Alu-Rahmen eingespannt sind. Das sieht toll aus!ā Vor Corona war diese mit Partnern entwickelte Systemstand-Lƶsung gerade am Durchstarten, jetzt wƤchst dieser Bereich exponentiell.
2020, im ersten Lockdown-Monat, fĆ¼hlte sich das Homeoffice noch ganz kuschelig an. Doch bald merkte das fĆ¼nfkƶpfige Team, dass man sich, um erfolgreich zusammen arbeiten zu kƶnnen, nicht nur auf einem Splitscreen, sondern regelmƤĆig in echt sehen sollte. āInzwischen kƶnnen wir 40 Prozent unserer Arbeit mobil erledigenā, sagt Merkel lachend. āIch glaube aber, dass das kaum einer bei uns voll ausschƶpft.ā Im zu den Messehallen ausgerichteten FAIRNET-GroĆraumbĆ¼ro tobt also (fast) immer voll das Leben. Materialknappheit hin, Personalengpass her: Christian Merkel ist verdammt froh, dass die Signale endlich wieder auf GrĆ¼n stehen ā passender Weise auch die Hausfarbe der FAIRNET.