Womit sind Sie gerade beschäftigt?
Monika Osberghaus: Ich sitze an den letzten Korrekturen unserer beiden wichtigsten Frühjahrstitel – „AnyBody“, das große Körper-ABC von Katharina von der Gathen und Anke Kuhl, und „Wie krank ist das denn?!“ von Birte Müller und Yannick de la Pêche. Die Idee für so ein etwas anderes Gesundheitsbuch für Kinder hatten wir schon lange, jetzt haben wir noch ein Kapitel zu Corona eingefügt. Gerade geht es pingpong-mäßig hin und her zwischen mir und dem Setzer, wir sind unmittelbar vor dem Druck.
Wie sind Sie durch dieses irre Jahr 2020 gekommen?
Osberghaus: Besser als erwartet. So gut, dass wir gern etwas abgeben. Wir wollten ja mit dem Geld aus der Mehrwertsteuer-Senkung diejenigen unterstützen, die es in der Pandemie echt schwer hatten und nun wieder haben: Eltern von kleinen Kindern. Auch die unter ihnen, die es dabei noch härter traf und nun wieder trifft: Eltern von behinderten Kindern. Nun haben wir Kassensturz gemacht und waren eben beim Kinderhospiz Bärenherz in Markleeberg und haben dort eine 5000-Euro-Spende überreicht. Weitere Spendenempfänger der insgesamt rund 13.000 Euro sind Intensivkinder Sinnvoll Helfend e.V., das Mütter- und Familienzentrum e.V. Bad Nauheim, Wellcome e.V. aus Hamburg, Kleine Helden e.V aus München, Hände für Kinder e.V. und die Deutsche Krebshilfe. Dazu hatten wir uns vorgenommen, den gesamten Gewinn, der durch den Verkauf unseres Buchs „Eine Wiese für alle“ von Hans-Christian Schmidt und Andreas Német hereinkommt, an Organisationen zu spenden, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen – zunächst an das Kulturbüro Sachsen, das seit 20 Jahren tolle Arbeit macht. Schirmfrau unserer Aktion ist Manja Präkels („Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“). Insgesamt können wir dieses Jahr mehr als 20.000 Euro für gute Zwecke weitergeben. Ich muss sagen: Das fühlt sich super an!
War diese Entwicklung von Anfang an zu sehen?
Osberghaus: Im ersten Lockdown hat sich ganz schnell gezeigt, wie fit die Buchhändlerinnen und Buchhändler sind. Wir hatten nur ganz wenig Umsatzeinbußen. Im Mai kam dann ein kurzer Einbruch; es wurde enorm viel remittiert und kaum nachbestellt. Dann ging’s zum Glück auf hohem Niveau weiter. Reduzierung der Titel, verschieben ins nächste Jahr? Haben wir alles nicht machen müssen! Wir sind nicht nur gut auf Kurs geblieben, sondern freuen uns über ein deutliches Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr.
Was hat Sie 2020 am meisten überrascht?
Osberghaus: Die großartige Reaktion des unabhängigen Buchhandels während der Krisenwochen ist es nicht, damit habe ich fast gerechnet (lacht). Was mich dagegen in all dieser Zeit immer wieder wirklich wundert: Dass so wenig über die Mieten gesprochen wird. Alle nehmen die hohen und steigenden Mieten einfach so hin. Die Buchhändler feierten Kunden, die die Miete übernahmen. Eigentlich müssten die Vermieter selbst doch mit so einer Geste kommen! Dass das so selten passiert und auch kaum thematisiert wird, obwohl hier ein Grundübel auch für die Innenstadtlagen liegt, überrascht mich immer wieder.
Was erwarten, erhoffen Sie von 2021?
Osberghaus: Ich hoffe, dass wir diese Corona-Geschichte möglichst schnell hinter uns bringen. Wir sind womöglich gerade auf dem Tiefpunkt; es wäre schön, wenn es dann in Richtung Frühling kontinuierlich aufwärtsgeht. Nach dem schönen Erfolg des letzten Jahres wollen wir, was die Anzahl unserer Novitäten betrifft, nicht wachsen. Es könnte aber gut sein, dass wir 2021 eine neue Kollegin hierher holen, die uns im Marketing hilft. Wir haben echt gut zu tun…
Was sind Ihre Projektionen bezüglich der kommenden Leipziger Buchmesse?
Osberghaus: Ich habe mich zunächst mal sehr gefreut, dass der Termin relativ früh benannt wurde. Das ist beruhigend und erleichternd, ich glaube an diesen Termin Ende Mai. Und ich sehe auch kein Problem darin, dass unsere Frühjahrstitel dann bereits zwei Monate draußen sind. Ich bin überzeugt, dass unser Leipziger Publikum die Bücher im Mai genauso interessiert und freudig anschaut wie im März. Ich finde das nicht schlimm. Und wenn ich einen Wunsch frei hätte: Wir würden es gut finden, wenn wir draußen sein könnten, so wie mit unserem Stand beim jährlichen Seifenkistenrennen am Fockeberg.
Die bewährte Buchstabensuppe gibt’s dann bei Ihnen im Garten?
Osberghaus (lacht): Das wäre eine Variante. Ich glaube, dass sich alle wie Bolle freuen werden, sich endlich wieder direkt und spontan zu begegnen. Letztlich sind es doch solche Momente, die unsere Branche ausmachen.
Monika Osberghaus, Jahrgang 1962, arbeitete als Buchhändlerin, studierte Kinderliteratur und betreute lange die Kinderbuchseiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Heute ist sie die Verlegerin von Klett Kinderbuch.