„Wie eine warme Umarmung“ 

„Wie eine warme Umarmung“ 

So etwas hat Katja Stergar, Direktorin der Slowenischen Buchagentur JAK und damit auch zuständig für die Buchmesse-Auftritte des Balkan-Landes, noch nicht erlebt: Als am 21. März dieses Jahres, Messebeginn in Leipzig und gleichzeitig Welttag der Poesie, die Lyrik-Empfehlungen veröffentlicht wurden, standen – wow! – gleich drei Übersetzungen aus dem Slowenischen auf der Bestenliste! Wie immer hatten Kritikerinnen und Kritiker zehn deutschsprachige und zehn ins Deutsche übersetzte Gedichtbände ausgewählt, beachtet wurden Neuerscheinungen von Anfang 2023 bis März 2024. „Drei von sieben, das gab es noch nie“, begeistert sich Stergar, „ich habe das recherchiert. Wir hatten in unserem Gastland-Programm Lyrik im Fokus – und offensichtlich hat das deutsche Publikum slowenische Poesie ins Herz geschlossen.“ Die Österreicherin Daniela Strigl hatte die Lyrik-Auswahl „Mein Gedicht ist mein Gesicht“ von Srečko Kosovel (Otto Müller) empfohlen, Nico Bleutge den Band „nicht fisch“ von Ana Pepelnik (Parasitenpresse) und Joachim Sartorius „Steine aus dem Himmel“, eine Sammlung der späten Lyrik von Tomaž Šalamun (Suhrkamp). 

„Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen“, heißt es bei Bert Brecht. Welche Rolle, will ich von Katja Stergar wissen, spielt die Leipziger Buchmesse, nachdem die Auftritte in Frankfurt im Oktober 2023 – unter dem Motto: „Waben der Worte“ war Slowenien da Gastland – und  Bologna im April 2024 – da war man Ehrengast der Internationalen Kinderbuchmesse – absolviert sind? „Während wir in Frankfurt eher Panels zu Fragen rund ums Verlegen organisieren, von Deep Reading bis zu Leserforschung, haben wir in Leipzig deutlich mehr Autoren-Präsentationen und literarische Diskussionsrunden – ganz einfach, weil Leipzig neben der Messe mit Leipzig liest auch ein großes Literaturfestival ist. Als die Lyrikempfehlungen, genau passend zur Leipziger Buchmesse 2024, herauskamen, waren wir froh, dass wir eine ganze Reihe Dichterinnen und Dichter dabeihatten.“ 

In Leipzig, so erklärt Katja Stergar, ist es eher möglich, Autorinnen und Autoren vorzustellen, die noch nicht so bekannt beim deutschsprachigen Lesepublikum sind. Zudem gebe es in Leipzig deutlich mehr Slots für Autorinnen und Autoren – als die JAK-Chefin ihr Budget für Frankfurt im Herbst 2024 gesichert hatte, war Open Books bereits ausgebucht. Bewährt hat sich, egal ob am Main oder an der Pleiße, wenn medial noch wenig durchgesetzte Autorinnen und Autoren mit prominenten Kollegen zusammenspannt. So präsentierte die JAK den slowenischen Autor Vinko Möderndorfer und dessen aktuellen Roman „Die andere Vergangenheit“ (Residenz) gemeinsam mit Reinhard Kaiser-Mühlecker, dessen Roman „Brennende Felder“ zum Auftakt der Buch Wien mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Die Essayistin und Journalistin Marie Luise Knott präsentierte den dritten auf Deutsch vorliegenden Roman des großen, 1987 gestorbenen Enfant terrible der slowenischen Literatur, Vitomil Zupan, der in „Levitan“ (Guggolz) über seine Haftjahre nach dem Zweiten Weltkrieg schreibt. Deutsche Leser kennen Zupan durch seinen begeistert aufgenommenen Roman „Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss)“, ebenfalls bei Guggolz erschienen.  

Verleger aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz haben in Leipzig einfach etwas mehr Zeit, sind offener für Gespräche.

Katja Stergar, Direktorin JAK

Die Leipziger Buchmesse ist für Katja Stergar zudem ein idealer Treffpunkt mit Verlegerinnen und Verlegern aus dem deutschsprachigen Raum. „Unsere Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben in Leipzig etwas mehr Zeit, sie sind hier offener, entspannter“, weiß Stergar. „Natürlich haben wir ihnen im Vorfeld eine Menge guter Titel vorgeschlagen. Aber wir alle wissen: Entscheidungen brauchen in unserer Branche Zeit!“ Was der JAK derzeit nicht gerade in die Karten spielt: 2024 haben drei bewährte Agenten, die sich um die Auslandsrechte für slowenische Autoren kümmerten, das Business verlassen. „Wenn man weiß, dass es insgesamt weniger als ein Dutzend Agenturen gibt, ist das schon eine Hausnummer.“ Autorinnen und Autoren wie die Bachmannpreis-Gewinnerinnen Maja Haderlap und Ana Marwan oder der umtriebige Aleš Šteger sind im deutschsprachigen Raum durchgesetzt – schwieriger ist es mit spannenden jungen Talenten, die vielleicht erst in Literaturmagazinen oder Anthologien übersetzt wurden. 

Ein schöner Nebeneffekt der diversen Ehrengast-Auftritte ist, dass man „niemanden mehr auf der Landkarte zeigen muss, wo Slowenien liegt“, das Land, dessen Sprache von ungefähr zwei Millionen Menschen gesprochen wird. Katja Stergar weiß, dass sie in ihrem Job eher Marathon-Läuferin als Sprinterin ist. Aber sie glaubt fest an die Qualität „ihrer“ Autorinnen und Autoren. „Als jemand, der volle Straßenbahnen und drangvolle Enge in Lese-Orten liebt, freue ich mich auf Leipzig. Die Stadt ist für alle, die in der Buchbranche arbeiten, wie eine warme Umarmung.“ Noch wird am Programm für März 2025 gefeilt – neben Literatur für Erwachsene will Stergar auch spannende Bücher und Autoren für junge Leser nach Leipzig holen. Und, wer weiß: Vielleicht gelingt es ihr ja sogar, den erst 21-jährigen slowenischen RB-Fußball-Star Benjamin Šeško als Leseförderungs-Multiplikator zu gewinnen? Stergar, die selbst beinahe eine Leistungssport-Karriere hingelegt hätte, weiß, dass das Vorurteil von den TikTok-fixierten Sport-Stars häufig nicht stimmt. Literatur und Fußball zusammenzubinden, das wäre aus Sicht der JAK-Direktorin ideal. „Wir müssen Kinder und Jugendliche erreichen, die eher mit Büchern fremdeln, wir müssen raus aus der Komfortzone!“ 

Als ich Katja Stergar zum Abschied nach ihrem Leipziger Lieblings-Lese-Ort frage, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Das UT Connewitz, Location der legendären „Balkannächte“. Als Sloweniens vielleicht berühmtester Autorenexport-Artikel Slavoj Žižek zur Leipziger Buchmesse im April 2023 gemeinsam und mit Jela Krečič über „Philosophie in der Popkultur“ referierte, im Rahmen des Traduki-Programms „Zwischen den Zeilen“ war das – da stand die Schlange derer, die noch in das alte Kino wollten, fast bis zum Connewitzer Kreuz. „Ein Anblick, den ich nie vergessen werde!“ 

Der Dauerglücksfall

Der Dauerglücksfall

Auf dem Tisch in der Grieg-Begegnungsstätte liegt ein Stapel Bücher, daneben griffbereit Wasser und Säfte. Um den Tisch ein knappes Dutzend Frauen und Männer, die sich bereits ein Exemplar vom Stapel genommen haben und neugierig blättern, erste Sätze miteinander wechseln. Die Gruppe kennt sich nicht, auf den Abend-Termin Mitte November ist man wahlweise über eine Kreuzer-Anzeige, den Newsletter der Grieg-Begegnungsstätte, Instagram, oder Facebook gestoßen. Eine Buchhändlerin ist dabei, eine Theaterfrau, sogar eine Übersetzerin aus dem Norwegischen. Worum geht es? Die Leipziger Buchmesse im kommenden März, bei der Norwegen Gastland ist, wirft ihre Schatten voraus. „Und so wollen auch wir auf den besonderen Schwerpunkt der norwegischen Literatur vorbereiten“, sagt Christoph Siems, privat eifriger Leser und Geschäftsführer der Begegnungsstätte. „Ab sofort laden wir, in Zusammenarbeit mit NORLA, einmal monatlich zu einem norwegischen Lesekreis in unseren Salon.“ 

In der Leipziger Talstraße werden nicht nur Partituren gelesen (c) Grieg-Begegnungsstätte e.V.

Lesekreis? Thomas Böhm, 2019 Projektkoordinator des norwegischen Gastlandauftritts in Frankfurt und auch diesmal beratend im Vorbereitungs-Team für Leipzig, erklärt, warum es geht. Beim Gastlandauftritt in Leipzig stehe das Gespräch über Bücher im Mittelpunkt. Auf der Suche nach Formaten, die Menschen verbinden, sei man, unter anderem, beim guten, alten Lesekreis gelandet. In Köln, wo Böhm von 1999 bis 2010 das Literaturhaus leitete, gehörte er zehn Jahre einem Lesekreis an – am Ende fühlte man sich dort so aufgehoben „wie in einer Familie“. Eigentlich, so Böhm, sei Lesen ja eine sehr private Beschäftigung, der man sich in der Regel allein, im stillen Kämmerlein, hingibt. Nun auf Gleichgesinnte zu treffen, die das gleiche Buch lesen, sei eine „Ausnahmesituation“, die durch den Lesekreis „zum Dauerglücksfall“ werde: „Ganz so, als hätte man das Buch mit den Augen aller anderen gelesen“. 

Die Idee von NORLA: Bis März soll in neu gegründeten Lesekreisen aus der Fülle der norwegischen Literatur geschöpft werden – egal, ob Klassiker oder Novitäten. Zeitgenössische Autorinnen und Autoren können dann spätestens im März 2025 zur Leipziger Buchmesse getroffen werden. Wieso aber avancierte die Grieg-Begegnungsstätte in der Talstraße 10 zum Gründungsort des deutschlandweit ersten norwegischen Lesekreises? Wer über die Begegnungen zwischen Deutschland und Norwegen spricht, kommt an der Adresse buchstäblich nicht vorbei. Das hat zum einen mit der Musik zu tun: Der Norweger Edvard Grieg hatte nicht nur in der Musikstadt Leipzig studiert, er war zeitlebens mit dem hier ansässigen Musikverlag C. F. Peters verbunden. In der Beletage des Verlagssitzes in der Talstraße gaben sich Berühmtheiten wie Grieg, Johannes Brahms oder Max Reger die Klinke in die Hand, Grieg hatte im Dachgeschoss sogar eine eigene Gästewohnung. Mit der 2005 eröffneten Grieg-Begegnungsstätte folgte man dem ausdrücklichen Wunsch Henri Hinrichsens (1868-1942) – dessen Bemühungen um seinen „Hauskomponisten“ ist es zu verdanken, dass wir heute auch einen Norweger zum Kern der Musikstadt Leipzig zählen.

Seit 2005 ist die Wohnung im ersten Stockwerk mit einer Ausstellung zum Leben Griegs und mit einem historischen Konzertsalon aus der Zeit um 1900 für das Publikum geöffnet. Außerdem gehören Lesungen, Vorträge, Empfänge und Workshops zu den Vereinsaktivitäten, häufig mit dem Fokus auf Norwegen, der Geschichte des Musikverlages C. F. Peters oder dem Musikleben Leipzigs. Gelegentlich gibt es dort aber auch literarische Sternstunden – so wie zur Leipziger Buchmesse 2024: Regina Kammerer, Verlagsleiterin von Luchterhand und btb, ist im März für ihr Engagement für die norwegische Literatur und Kultur und die deutsch-norwegischen Beziehungen zum Ritter 1. Klasse des Königlich Norwegischen Verdienstordens ernannt worden. Der Verdienstorden wurde 1985 durch König Olaf V. von Norwegen gestiftet. Zu den Gästen in der Talstraße gehörte auch Karl Ove Knausgård, der für die Laudatio eigens aus London angereist kam. Kammerer hat sich jahrzehntelang für Stimmen aus Norwegen stark gemacht und dabei Bestseller wie Maja Lunde oder eben Knausgård ermöglicht, sich aber genauso auch um die Veröffentlichung bislang weniger bekannter Autoren wie etwa Kjell Askildsen verdient gemacht. 

Lesekreis-Auftakt mit Bestsellerautor Tore Renberg (c)nk

Für den Auftakt des Leipziger Lesekreises haben Thomas Böhm und NORLA auf den druckfrischen Roman eines der populärsten norwegischen Autoren gesetzt: „Die Lungenschwimmprobe“ von Tore Renberg (Luchterhand) spielt im barocken Leipzig des Jahres 1681 und ist, akribisch recherchiert, nach einer wahren Begebenheit erzählt: Die junge Anna Voigt sieht sich dem schlimmen Vorwurf ausgesetzt, ihr neugeborenes Kind getötet zu haben. Ihr Vater beauftragt einen jungen Rechtsgelehrten namens Christian Thomasius mit ihrer Verteidigung, dazu findet sich ein Arzt, der Annas Verteidigung auf wissenschaftliche Füße stellen will – der Fall gilt als Beginn der modernen Rechtsmedizin. Als Renberg 2018 auf die Geschichte der Anna Voigt stieß, begann er Deutsch zu lernen, um selbst in sächsischen Archiven, Museen und Kirchenbüchern recherchieren zu können. Bis kurz vor Weihnachten werden die Mitglieder des frisch aus der Taufe gehobenen Leipziger Lesekreises „Die Lungenschwimmprobe“ gelesen haben – was bei einem Roman, den „Aftenposten“ schon mal als „rauschendes Lesefest“ bezeichnet hat, kein Problem sein dürfte. Im März, kurz vor der Buchmesse, wird man Tore Renberg dann zum Stadtspaziergang auf Anna Voigts und Christian Thomasius’ Spuren treffen.

Wir möchten Buchhandlungen und Lesekreise in ganz Deutschland für norwegische Literatur gewinnen!

Thomas Böhm

 

„Darüber hinaus“, so wünschen es sich NORLA und Thomas Böhm, „möchten wir Lesekreise und Buchhandlungen in ganz Deutschland animieren, sich mit norwegischer Literatur zu beschäftigen.“ NORLA wird in den kommenden Wochen Lesekreis-Materialien vorbereiten, Norwegische Autorinnen und Autoren sind bereit, in Buchhandlungen zu lesen UND begleitend in Lesekreisen aufzutreten. „Die Initiative“, so Böhm, „kann dabei von der Buchhandlung oder vom Lesekreis ausgehen. Wir freuen uns über jede Anfrage.“ 

Der norwegische Lesekreis Leipzig trifft sich einmal im Monat, donnerstags 19 Uhr, in der Grieg-Begegnungsstätte, Talstraße 10. Nächster Termin ist der 19. Dezember 2024. 

Kontaktadresse für Buchhandlungen/Lesekreise, die norwegische Literatur kennenlernen möchten: norwegischerlesekreis@gmx.de

Alles außer flach! 

Alles außer flach! 

Wenn die Welt sich verändert, verändert sich auch die Literatur: Das war das Credo, dem die Kuratorinnen des Gastlandauftritts Niederlande & Flandern auf der Leipziger Buchmesse, Bettina Baltschev und Margot Dijkgraaf, folgten. Unter dem Motto „Alles außer flach!“ haben Nederlands LetterenfondsFlanders Literature und ihre Partner ein fulminantes Programm mit mehr als 40 Mitwirkenden auf die Beine gestellt: Die meisten der rund 100 Veranstaltungen auf dem Messegelände, wo ein attraktiver Gastland-Stand mit Buchausstellung, Café und eng getakteten Gesprächen lockte, und an zahlreichen Locations in der Stadt, wurden von den Leipzigern und ihren Gästen regelrecht überrannt. Im Rahmenprogramm gab es unter anderem vier Ausstellungen und drei digitale Literaturinstallationen. Wie viel gab es zu sehen und zu hören! 

Leben zwischen West und Ost: Lisa Weeda & Dmitrij Kapitelman mit Moderatorin Bettina Baltschev (ganz rechts) und Sprecherin Jasmin Galonski (ganz links) (c)Johanna Baschke

Mit der Krise tanzen: Während bei der Buchmesse-Eröffnung im Gewandhaus gleich drei Ministerpräsidenten – Mark Rutte (Niederlande), Jan Jambon (Flandern, Chef des Europäischen Kulturrats) und Michael Kretschmer (Sachsen) – zu ihren Lieblings-Lektüren einvernommen wurden (Rutte glänzte mit einem formvollendeten „Zauberberg“-Privatissimum), konnte man an diesem ungewöhnlich milden Märzabend auch in die Schaubühne Lindenfels, das temporäre Headquarterdes Gastlandauftritts, radeln. Dort traf man auf Lisa Weeda und Dmitrij Kapitelman („Eine Formalie in Kiew“, Hanser), deren beider Wurzeln in der Ukraine liegen. Reden über ein Leben zwischen West und Ost, Frieden und Krieg. „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren” – das hat die große Choreografin Pina Bausch einmal gesagt. Ein Satz, den die niederländische Schriftstellerin Lisa Weeda mit ihrem neuen Buch Tanz, tanz Revolution (Kanon Verlag, übersetzt von Birgit Erdmann) aufgreift und ein kühnes Roman-Experiment präsentiert, dass sich von zwei Seiten lesen lässt, von Ost wie von West. Bereits in ihrem gefeierten Debütroman „Alexandra” hatte sich Weeda auf die Reise in den Osten Europas gemacht. Auf den Spuren ihrer Großmutter war sie in die Ukraine gereist. Besulia, das fiktive Land, das in ihrem neuen Roman von seinem Nachbarn angegriffen wurde, ist leicht mit der Ukraine zu verwechseln. Die zahlreichen Toten, die der Krieg tagtäglich produziert, und die wie von Zauberhand im Alltag der vom Krieg verschont bleibenden Menschen anderer Länder auftauchen, können im Roman, frei nach Pina Bausch, wieder lebendig getanzt werden. Weeda ist in den Niederlanden geboren, ihre Vorfahren stammen aus der Ukraine. Der Schriftsteller Dmitrij Kapitelman erzählt in Eine Formalie in Kiew (Hanser Berlin) die Geschichte einer ukrainischen Familie, die einst voller Hoffnung in die Fremde zog, um ein neues Leben zu beginnen. Erzählt mit dem bittersüßen Humor eines Sohnes, der längst besser sächselt als die Beamtin, bei der er in Leipzig den deutschen Pass beantragt. Doch weil der Bürokratie keine Formalie zu klein ist, wenn es um Einwanderer geht, reist er in seine Geburtsstadt Kiew – mit der ihn, bis auf seine Kindheitserinnerungen, nichts mehr verbindet. Auffällig war in Leipzig, wie selbstverständlich und hellwach sich die neuen Stimmen aus den Niederlanden und Flandern mit derzeit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen. Klimakrise, Kolonialismus, die Folgen der weltweiten Migrationsbewegungen und der Krieg in Europa oder Nahost bestimmten zahlreiche Lesungen, Diskussionen und Performances.

  

Die Zukunft ist weiblich: Gaea Schoeters & Connie Palmen (v. l.) in der Schaubühne © Gert Mothes 

Weibliche Wut, weiblicher Blick: Die Geschichte der Menschheit war lange eine Geschichte der Männer. Doch die Zeiten ändern sich. In ihrer neuen Essay-Sammlung Vor allem Frauen (Diogenes, übersetzt von Lisa Mensing) untersucht die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen die Arbeit von elf Frauen und einem Mann, die ihr Leben und Arbeiten geprägt haben. Palmen, die Anfang der Neunziger als Schriftstellerin debütierte, gehört, nach der Generation von Hugo Claus, Willem Frederik Hermans, Harry Mulisch oder Cees Nooteboom, zu den niederländischen und flämischen Schriftstellern, die man auch im deutschsprachigen Raum kennt und schätzt. Zuletzt hatte Palmen den Roman „Du sagst es“ (2016) veröffentlicht, der die Beziehung des Dichterpaars Sylvia Plath und Ted Hughes behandelt und an ihm auf teils ironische Weise die Frage, wie sehr man für die Kunst leiden muss. Auf diese beiden Galionsfiguren ihres Lebens und Schreibens kommt Palmen auch in ihrem neuen Essayband zurück – neben Ted Hughes ist Philip Roth der einzige darin thematisierte Mann. An ihren Vorbildern hebt Palmen jeweils eine Eigenschaft besonders hervor – etwa Virginia Woolfs Autonomie, Sylvia Plaths Wahrhaftigkeit oder Joan Didions Unnahbarkeit. Die flämische Schriftstellerin, Übersetzerin und Librettistin Gaea Schoeters wiederum ist Mitglied der feministischen Gruppe Fixdit und Mitverfasserin des Manifests „Optimistische Wut”, das sich mit Sexismus in der Literatur befasst. In ihrem aktuellen Roman Trophäe (Zsolnay, übersetzt von Lisa Mensing) geht ihr Protagonist die ultimative Konfrontation mit der Natur ein und wirft ethische Fragen zum Postkolonialismus auf. An starken, streitbaren Frauen, die endlich die weiblichen Seiten der Weltgeschichte aufschlagen, herrschte im Gastlandprogramm kein Mangel.

Übersetzerinnen im Rampenlicht: Alexandra Koch (Niederländische Stiftung für Literatur) mit Andrea Kluitmann, Lotte Hammond und Lisa Mensing ©Gert Mothes 

Ohne Übersetzerinnen – keine Weltliteratur: Dass die Niederlande und Flandern eine ganze Programmlinie für die Fährleute der Literatur reservierten, war ein genialer Schachzug. Als man 2016 in Frankfurt zu Gast war, löste das eine Flut von literarischen Übersetzungen, Auftritten und Residenzen aus; rund 250 neue Titel erschienen damals in deutscher Übersetzung. Eine literarische Flutwelle, die seitdem munter weiter rollt: Seit Anfang 2023 bis zur Messe im März erschienen mehr als 100 deutsche Übersetzungen niederländischsprachiger Literatur. Die Literaturstiftungen aus den Niederlanden und Flandern setzen sich zusammen mit den deutschsprachigen Verlagen dafür ein, den nagelneuen Übersetzungen so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich zu verschaffen: Die Leipziger Buchmesse bot für dieses Vorhaben die perfekte Bühne. Am Übersetzerforum und am Gastlandstand wurde den Übersetzerinnen und Übersetzern der rote Teppich ausgerollt: Täglich führte ein interaktiver Mini-Workshop in die Kunst des Übersetzens ein, Übersetzerinnen gaben Einblicke in die einschüchternde Aufgabe, Klassiker (neu) zu übersetzen, verschiedene Organisationen zeigten, wie die Arbeit von Übersetzerinnen von einer größeren Öffentlichkeit wahrgenommen werden kann. Immer kamen sympathische Vertreterinnen und Vertreter ihres Berufsstands zu Wort, die offen und ehrlich von den Höhen und Tiefen ihres Berufslebens berichten – und beim Publikum eine regelrechte Charme-Offensive in Sachen Liebe zur niederländischen Sprache und Literatur eröffneten. 

Glückliche Preisträgerinnen: Romkje de Bildt (Niederländische Stiftung für Literatur) überreicht denElse-Otten-Übersetzerpreis an Simone Schroth und Christina Siever © Gert Mothes  

Fährfrauen: Es war 2014, als der C.H. Beck-Lektor Ulrich Nolte an einer sogenannten Publishers-Tour des Nederlands Letterenfonds, der Literaturstiftung der Niederlande, teilnahm. An einem schönen Abend in der Amsterdamer Keizersgracht, in der Uitgeverij Balans, wurde Nolte fast verschwörerisch von Cheflektor Jan Geurt Gaarland beiseite genommen: „Du, Ulrich, schau mal: Dieses Werk hier ist in alle großen Sprachen übersetzt, aber noch nicht ins Deutsche – wollt ihr das nicht machen?“ Als „Zuckerl“ ließ Gaarland noch durchblicken, dass schon am Band gearbeitet würde. „Wir haben uns bei der Ehre gepackt gefühlt“, sagte Nolte nun im Übersetzerforum der Leipziger Buchmesse. Dort wurde, zehn Jahre, nachdem alles begann, der Else-Otten-Übersetzerpreis an Simone Schroth (*1974) und Christina Siever (*1982) vergeben. Die beiden übersetzten die 2023 bei C.H. Beck unter dem Titel „Ich will die Chronistin dieser Zeit werden“ erschienenen Tagebücher und Briefe von Etty Hillesum, die vor 80 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Sie sind, wie das Tagebuch der Anne Frank, ein Standardwerk jüdischer Erinnerungskultur – aber auch große Literatur auf fast 1000 Seiten. Nach zehn Jahren hat sich ein Kreis geschlossen. Der mit 5000 Euro dotierte Else-Otten-Übersetzerpreis wird alle drei Jahre vom Letterenfonds vergeben; ausgezeichnet wird die beste deutsche Übersetzung eines niederländischsprachigen Werks der vorangehenden drei Jahre. Es klingt verrückt, ist aber wahr: Die in Zürich lebende Christina Siever, die den Tagebuch-Part der Ausgabe übernommen hat, und die Brief-Übersetzerin Simone Schroth, die als Dozentin an der Lancaster University in Großbritannien arbeitet, haben sich am Tag vor der Preisvergabe das erste Mal persönlich gesehen – und am Abend trotzdem gleich eine gemeinsame Lesung bestritten. Die beiden Frauen, die die Initiative #namethetranslator unterstützen, freuen sich über die Wertschätzung ihrer Arbeit: „Das Beste im Leben kommt unverhofft und als Geschenk“, sagte Simone Schroth. „Eigentlich geht der Preis an Etty, wir sind die Fährfrauen. Aber je sichtbarer wir werden, desto besser ist es für das Projekt.“ 

Gedicht-Typo wie ein Zirkusplakat: Matthijs de Ridder präsentiert eine Seite aus Paul van Ostaijens „Besetzte Stadt“ © Gert Mothes 

Flämische Avantgarde: Zur Leipziger Buchmesse konnte das Publikum mit der Übersetzerin Anna Eble und dem Autor und Herausgeber Matthijs de Ridder das einzige Gedicht der Welt lesen, das aussieht wie ein Zirkusplakat – „Großer Zirkus“ aus Paul van Ostaijens Riesen-Wurf Besetzte Stadt (1921). Mit diesem Band verarbeitete der flämische Dichter die Zerstörung und Besetzung Antwerpens durch deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg. „Besetzte Stadt“ ist eines der ehrgeizigsten literarischen Experimente der niederländisch-sprachigen Welt – und wurde von van Ostaijen mit einer Typographie bedacht, die die Narben der Zeit trägt. Er war davon überzeugt, dass eine Welt, die in Schutt und Asche liegt, nur mittels einer zertrümmerten Sprache beschrieben werden kann. Im Heidelberger Wunderhorn Verlag erscheint nun, pünktlich zum Gastlandauftritt der Niederlande und Flandern, die erste Übersetzung des kompletten Gedichtbands im Original-Layout: Ein verlegerischer Coup! 

Der kleine Heidelberger Wunderhorn Verlag bringt Bücher von und über Paul van Ostaijen ans deutsche Lesepublikum © Gert Mothes 

Wir erfahren all das in fast akzentfreiem Deutsch vom flamboyanten Gelehrten Matthijs de Ridder. Dessen fast 1000-seitiger Biografie-Ziegelstein „Paul van Ostaijen. Der Dichter, der die Welt verändern wollte“ (2023) erhielt begeisterte Kritiken und wurde für den flämischen Literaturpreis De Boon nominiert. Kataklump, eine Adaption von Paul van Ostaijens Abenteuern mit der deutschen Avantgarde, ist eben in deutscher Übersetzung bei Wunderhorn erschienen. Am Gastland-Messestand und in der Schaubühne Lindenfels konnten deutsche Leserinnen und Leser tief in die Welt der flämischen Avantgarde eintauchen – vom täglichen Leseatelier über eine Ausstellung bis zur multimedialen Performance und einer intimen nächtlichen Radiosendung. Paul van Ostaijen hätte das gefallen!

 

Ein literarisches Statement: Müllensiefen liest Hilbig beim Abschlussabend des Gastland-Programms © Johanna Baschke 

Alles außer Hass: So war am Messe-Samstag das Abschlussprogramm überschrieben, gedacht als Antwort auf den Zulauf für Rechtspopulisten in den Niederlanden, in Flandern und in Deutschland. Und so lasen niederländische, flämische und deutsche Autorinnen und Autoren aus Texten, die Mut machen sollten, sich gegen Hass, für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Leise Töne dominierten an diesem Abend, der in Kooperation mit dem Sächsischen Literaturrat organisiert wurde: Domenico Müllensiefen hatte einen Text von Wolfgang Hilbig ausgesucht, der in der DDR nicht so schreiben wollte, wie man es von ihm verlangte. Gijs Wilbrink erinnerte mit einem Text von Rebecca Solnit an die Frauenproteste in den USA gegen das atomare Wettrüsten in den 1980er Jahren. Die Leipziger Autorin und Performerin Martina Hefter las ein Gedicht der unlängst verstorbenen Dichterin Elke Erb und ein Fragment aus Marlene Haushofers „Die Wand“. Und Lisa Weeda las Gedichte des großen ukrainisch-amerikanischen Poeten Ilya Kaminsky, die an die russische Okkupation der Ostukraine erinnern. Ein Abend, der wie der gesamte Gastlandauftritt Verbindungen knüpfte, Freundschaften stiftete, die die Leipziger Buchmesse 2024 überdauern. Kooperationen mit Buchmarkt-Profis und Medien sind angestoßen, um den Kontakt zum deutschen Publikum zu halten – und weiter zu fördern. Behoorlijk briljant, beste collega’s!

„Gute Bücher übersetzen ist leicht!“ 

„Gute Bücher übersetzen ist leicht!“ 

Sabine Stöhr erinnert sich noch genau an jenen Buchmesse-Donnerstag im März 2018: Als ihr Übersetzerkollege Jurij Durkot vorschlug, gemeinsam ein paar Worte zurechtzulegen, nur für den Fall, dass es doch einen Preis geben könnte, war sie nur schwer dazu zu bewegen. „Ich hielt das für ziemlich unwahrscheinlich“, lacht Stöhr, „schon die Tatsache, dass wir mit Serhij Zhadans Roman „Internat“ in der Kategorie Übersetzung nominiert waren, schien uns eine große Ehre zu sein.“ Spätestens als Messe-Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner zur Preisträger-Verkündung in den Plural wechselte, wusste das sprachversierte Übersetzer-Duo, was die Stunde geschlagen hatte. Es waren vor allem Worte des Dankes, die sie unterm Glashallenrund aussprachen: An Lektorin Katharina Raabe und den Suhrkamp Verlag, an Serhij Zhadan, der mit auf die Bühne gekommen war, „für das tolle Buch“. „Schlechte Texte lassen sich leicht übersetzen, nämlich schlecht“, hieß es im Vorab-Video. „Ich finde, es ist viel leichter, gute Bücher zu übersetzen“, hielt Sabine Stöhr gegen. „Weil es eine Freude und der Prozess so wichtig ist.“  

Sabine Stöhr hat – so sagt sie es selbst – „das große Privileg“, zwei der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Schriftsteller und Dichter zu übersetzen, „Freunde, Gleichgesinnte und doch Antipoden“: Juri Andruchowytsch und Serhij Zhadan. Der eine, Andruchowytsch, 1960 in Iwano-Frankiwsk, ganz im Westen der Ukraine geboren, der andere, Zhadan, 1974 im ukrainischen Osten, im Gebiet Luhansk nahe der Grenze zu Russland. Zwischen beiden liegen nicht nur vierzehn Lebensjahre, fast eine Generation, sondern über 1300 Kilometer Territorium und manch angebliche ‚Grenze’, die es in der Ukraine angeblich gibt.

 

Zwei große Romane von zwei der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Schriftstellern (c) Suhrkamp Verlag

Als Sabine Stöhr, die Osteuropäische Geschichte und Publizistik sowie Slawistik in Mainz und Simferopol studiert hatte und danach der Deutschen Botschaft in Kiew tätig war, Anfang der Nullerjahre aus dem Ukrainischen zu übersetzen begann, wusste man im Westen kaum, dass es diese Sprache gab. Juri Andruchowytsch ins Deutsche zu übersetzen soll Stöhr nach einer Lesung des Ukrainers im Berliner „Club der polnischen Versager“ beschlossen haben. Was das bedeutete, hat der Kritiker Helmut Böttiger sehr launig in seiner Laudatio zur Verleihung des Johann-Heinrich-Voß-Preises 2014 an Sabine Stöhr beschrieben: „Man musste nicht nur Neuland betreten, sondern gleich zwei, drei oder gar zweiundzwanzig Neuländer.“ Nach den Romanen „Zwölf Ringe“ (2005), „Moscoviada“ (2007) von Andruchowytsch, dem – auch kommerziell recht erfolgreichen – Roman „Kult“ von Ljubko Deresch übersetzte sie, wiederum im Tandem mit Jurij Durkot 2007 den Debüt-Roman „Depeche Mode“ von Serhij Zhadan. Charkiw, die ehemalige Hauptstadt der seowjetischen Avantgarde, ist dort Schauplatz einer aberwitzigen Geschichte aus dem Chaos der Umbruchszeit Anfang der 1990er Jahre: In ehemaligen Komsomolbüros der ostukrainischen Metropole Werbeleute, und das Jugendradio sendet am laufenden Meter eine Fake-Doku über „die irische Volksmusikgruppe Depeche Mode“ und die Rolle der Mundharmonika beim Kampf gegen kapitalistische Unterdrückung. „Die Musik spielt sowohl für Juri als auch Serhij eine große Rolle“, erinnert Stöhr – der eine hat etwa mit der polnischen Band Karbido zusammengearbeitet, der andere stand häufig mit der Punk-Band Sobaky w kosmossi („Hunde im Kosmos“) auf der Bühne. 

Dass die Aufmerksamkeit für die Literatur der Ukraine derzeit vor allem von unserem – verständlichen – Bedürfnis geprägt wird, möglichst viel über die aktuelle Entwicklung des Landes angesichts der russischen Aggression zu erfahren, findet Sabine Stöhr schade – zumal Andruchowytsch wie Zhadan, nicht nur als Romanautoren, sondern auch als Dichter und Musiker, „intensiv mit der künstlerischen Ausdrucksform Sprache spielen“. Dass etwa Andruchowytschs großer Roman Radio Nacht (2022) vor allem vor dem Hintergrund des aktuellen Krieges gelesen wird, tut der Übersetzerin leid. „Das Buch ist ja eine Dystopie, die damit spielt, dass der Euromaidan nicht mit der Flucht des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytschs geendet hätte, es geht um Migranten in einem postmodernen Mitteleuropa. Das Buch sagt eigentlich mehr über uns und unsere Gesellschaft aus als über die Ukraine.“   

Das letzte Buch von Serhij Zhadan, das Sabine Stöhr und Jurij Durkot, gemeinsam mit Claudia Dathe, übersetzt haben, ist Der Himmel über Charkiw, das im Jahr der Friedenspreis-Verleihung auf Deutsch erschien, eine Chronik der laufenden Ereignisse der ersten vier Monate nach der Russischen Aggression: Zhadan ist Tag und Nacht im beschossenen Charkiw unterwegs – er evakuiert Kinder und alte Leute aus den Vororten, verteilt Lebensmittel, koordiniert Lieferungen an das Militär und gibt Konzerte. Die Posts in den sozialen Netzwerken dokumentieren seine Wege durch die Stadt und sprechen den Charkiwern Mut zu, unermüdlich, Tag für Tag. 

„Ich würde mich riesig freuen, einen neuen Roman von Serhij zu übersetzen“, sagt Sabine Stöhr. Und weiß doch, wie ungeheuer schwierig es ist, in Zeiten des Krieges zur Literatur zu finden. Kurz nach der Leipziger Buchmesse im März kündigte der Friedenspreisträger von 2022 an, in den Krieg zu ziehen. Lange hat der Schriftsteller mit Worten und als Musiker mit seiner Band für die Sache seines Landes gekämpft. Doch Anfang April hat er angekündigt, dass er in das Chartia-Bataillon der ukrainischen Nationalgarde eintreten werde. Auf Facebook hat er kürzlich ein Foto von sich gepostet: In Tarnkleidung, vor einem zerlegten Sturmgewehr. 

Back to the Roots 

Back to the Roots 

Eigentlich hat sich Felix Wisotzki schon immer für stressresistent gehalten. „Nach den letzten 12 Monaten“, gesteht er mit einem Grinsen im Gesicht, „bin ich es amtlich“. Das liegt, so ahnen wir, an seinem neuen Job als Pressesprecher der Leipziger Buchmesse, in den er sich gewissermaßen mit Warp-Antrieb und Siebenmeilen-Stiefeln stürzte. Als der Pressereferent nach hausinterner Bewerbung im Sommer 2023 den Zuschlag für die ein rundes Jahrzehnt von Julia Lücke besetzte Stelle erhielt, galt es für eine Übergangszeit die laufenden Projekte abzuschließen – im Fall von Wisotzki war das etwa die Medienbetreuung der efa:ON, der Fachmesse für Elektro-, Gebäude- und Lichttechnik. Kein ganz leichter Start, wo sich doch das Anforderungs-Profil seiner neuen Tätigkeit von den bisherigen Aufgaben in der Kommunikations-Abteilung der Leipziger Messe deutlich unterscheidet. „Wo ich in meinem alten Job – bis zum Schreiben der Presse-Texte – die komplette operative Ebene abgedeckt habe“, sagt Wisotzki, „ist es bei der Buchmesse vor allem klassisches Projekt-Management: Ich bin der, bei dem für alle PR-Themen die Fäden zusammenlaufen.“ Als hilfreich sollte es sich erweisen, dass Wisotzki zum Kreis jener gestandenen Kommunikations-Kolleginnen und Kollegen gehörte, die die rasant gewachsene Buchmesse aus dem Backoffice unterstützten. „In diesem Jahr“, erzählt der Pressesprecher, „habe ich selber von diesem Support profitiert. Die Beschäftigung mit verschiedenen plötzlich aufploppenden Themen hätte meine Ressourcen komplett gesprengt.“ 

Mit dem Wechsel zur Leipziger Buchmesse schließt sich für den im ostthüringischen Gera aufgewachsenen Felix Wisotzki ein Kreis: Back to the Roots, zurück zur Literatur. Wobei es Wisotzki nach einem Schülerpraktikum bei Antenne Thüringen, vor allem jedoch nach den drei Monaten in der Gothaer Lokalredaktion der Thüringer Allgemeinen zwischen Abi und Zivildienst zunächst in Richtung Journalismus zog – ein Beruf, der manchem in früheren Zeiten als abenteuerliche Mischung aus Sherlock Holmes und Ernest Hemingway erschien. In der notorisch dünn besetzten Lokalredaktion genoss der Praktikant jedenfalls alle Freiheiten und nahm die Termine eigenständig wahr – vom Bockbierfest über die Rassekaninchen-Ausstellung bis zur anrührenden Weihnachtsfeier im Kinderheim. Allerdings bekam Wisotzki von erfahrenen Redakteuren auch zu hören: Schreiben kannst du ja – such’ dir ein Fach, spezialisiere dich, sammle Expertenwissen! Und so kommt endlich die Literatur ins Spiel, denn der junge Thüringer tritt 2002, kurz nach 9/11 also, an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein Studium der Amerikanistik an. Er genießt die intensive Auseinandersetzung mit der amerikanischen Kultur- und Literaturgeschichte, sammelt Scheine für Dinge, die andere in ihrer Freizeit erledigen müssen – und schließt 2009 mit einer Arbeit über die Sopranos und die „Krise der Männlichkeit“ ab.  

Als Felix Wisotzki 2009 zu seiner heutigen Frau nach Stuttgart geht, um mit seinem reichen Expertenwissen einen Job als Journalist zu finden, ist das, was wir heute als „Medienkrise“ kennen, schon in vollem Gange. Dennoch melden sich auf eine Volontariats-Stelle bei der „Stuttgarter Zeitung“ noch 450 Bewerber! Wisotzki macht ein Praktikum bei den Stuttgarter Nachrichten und bleibt für ein gutes halbes Jahr als Freier – merkt aber recht schnell, dass ihn das nicht befriedigt. Ein Zufall ist es schließlich, der ihn die Schreibtisch-Seite wechseln lässt – er wird Junior-Berater in einer Stuttgarter PR-Agentur, die mit dem Fokus Bauen und Wohnen unterwegs ist. Das ist ziemlich weit weg von der Literatur – doch der Absolvent der Geistesgeschichte hat Spaß an der Arbeit mit den Kunden und der Einarbeitung in neue Themenfelder. Womöglich hat er sich schon mit Details von Wärmepumpen beschäftigt, als unsereins nicht im Traum daran dachte. Dummerweise sah die Agentur kaum Entwicklungsmöglichkeiten vor – und auch Stuttgart schien nach einer gewissen Anlaufzeit nicht der Ort, an dem man für die Rente plant. Also wieder München? Oder Berlin? Oder – Leipzig? 2014 bewarb sich Felix Wisotzki auf eine Stellenanzeige der Leipziger Messe, die einen Pressereferenten suchte, Schwerpunkt im Bereich der technischen Messen. Durch die Stuttgarter Agentur-Vergangenheit passte das ideal – am 15. September 2014 war Wisotzkis erster Arbeitstag in Leipzig, zwei Monate vor Beginn der denkmal, der europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. „Das war heftig. Wenn man die ersten sechs Monate überstanden und die Prozesse verinnerlicht hat, entspannt sich das.“ 

In der Folgezeit ist Wisotzki für ein Portolio diverser Fachmessen verantwortlich. 2015/16 kommt mit dem Gaming-Festival Dreamhack eine veritable Publikumsveranstaltung mit deutlich höherem Medienrauschen dazu – sie beschert dem Kommunikations-Arbeiter auch die erste Pressekonferenz per Live-Stream, heute eine Alltäglichkeit. Die Corona-Zeit erlebt Wisotzki einerseits als „frustrierend“, da Veranstaltungen, die komplett geplant und vorbereitet waren, aufgrund der Auflagen ins Wasser fielen. Auf der anderen Seite gab es jedoch auch genug Freiraum, um sich auf neue Themen und Projekte einzulassen: Als die Leipziger Messe ihre Weblandschaft komplett umstellt, begleitet und steuert Wisotzki bei einigen Webseiten den Transformationsprozess.

  

Als Pressesprecher zieht man die Fäden eher im Hintergrund, die Buchmesse und ihre Akteure sollen ins rechte Licht gerückt werden. (c)nk

Offiziell ist Felix Wisotzki Mitte August als Buchmesse-Pressesprecher gestartet. „Die Wochen vor meiner Premiere im März waren schon ein wilder Ritt. 80 bis 100 Mails und dutzende Anrufe am Tag waren die Regel.“ Die Aufgaben reichen von der Organisation der klassischen Pressekonferenz bis zum vertraulichen Hintergrundgespräch, in Fachkreisen „unter drei“ genannt. Bewährungsproben sind das erste Pressegespräch der neuen Buchmesse-Direktorin Astrid Böhmisch mit ausgewählten Medienvertretern im Januar oder die Vorab-Pressekonferenz im Februar im Ost-Passage Theater. Lampenfieber? Das nicht, aber: „Auf diesen Termin waren doch deutlich mehr Augen gerichtet als auf die Pressekonferenzen, für die ich bislang zuständig war. Ein Kribbeln war da schon!“ Großartig die erste Pressereise in die Niederlande und Flandern, die Wisotzki in neuer Funktion im Januar begleitet. „Ich habe viel über das Buchmesse-Gastland gelesen“, sagt er, „aber ein wirkliches Gefühl für Kultur und Leute habe ich durch die Reise bekommen.“ Nicht immer ist so eine Expedition vergnügungssteuerpflichtig: „Ich habe meist aufs Frühstück verzichtet, um meinen ‚eigentlichen’ Job zu machen, auch abends im Hotel saß ich noch mal zwei Stunden am Rechner.“ Und dann: Buchmesse-Premiere! „Wenn alles vorbereitet ist und der erste Messetag läuft“, verrät Wisotzki, „setzt bei mir eine Art Tiefenentspannung ein – so viel kann jetzt nicht mehr schiefgehen.“ Das Adrenalin, so der Pressesprecher, sei schon noch da – aber man spüre „eine gewisse Grundsicherheit, die einen trägt“.

 

Felix Wisotzki (3. v. l.) während seiner ersten Pressereise im Plantin-Moretus Druckereimuseum in Antwerpen (c)nk

Leipzig kennt Felix Wisotzki schon lange als „ungeheuer lebenswerte und attraktive Stadt“ – als leidenschaftlicher Schwer-Metaller, der einen großen Teil seiner Freizeit mit dem Besuch von Konzerten, dem Hören von Schallplatten und dem Lesen dickleibiger Musik-Bücher verbringt, besuchte er regelmäßig das Wave-Gotik-Treffen. Obwohl Leipzig konzertmäßig eigentlich kaum Wünsche offenlässt, zieht es Wisotzki und seine Frau hin und wieder in die weite Welt: Die Hochzeitsreise führte das Paar 2023 aufs Metal-Festival Beyond the Gates im norwegischen Bergen, in dem selbst die ehrwürdige Grieg-Halle als Location dient. Eine weitere Liebe Wisotzkis, neben Literatur und heftiger Musik, gehört dem Bierbrauen. Sechs, sieben Mal im Jahr werden Gärbottich und Braukessel aus dem Schrank geholt, und beim Abfüllen des Gerstensafts verbinden sich Leidenschaften aufs schönste: Vorlage für die Etiketten ist zumeist ein Platten-Cover, das zum Getränk passt. Der Name der Ein-Mann-Hobbybrauerei, Furor Divinus, geht auf einen Song-Titel einer polnischen Metal-Band zurück. Wenn es Behemoth, so nennen sich die Herrschaften, Anfang August in Bergen krachen lassen, wird auch Felix Wisotzki vor der Bühne stehen.

    

Fest des freien Wortes 

Fest des freien Wortes 

Nur Headliner: Während man mittags auf Festivals üblicherweise Bands sieht, deren Namen man noch nie gehört hat, fangen sie bei Lesen für die Demokratie im Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL) gleich mit Headlinern an – und bleiben den restlichen Tag auf diesem Niveau. Es ist 13 Uhr, fast noch high noon, und auf der Bühne in der Wächterstraße moderiert Cornelius Pollmer von der „Süddeutschen“ gerade Charlotte Gneuß an, deren Debütroman Gittersee im letzten Jahr unter anderem den „aspekte“-Literaturpreis abräumte und eine veritable Feuilleton-Keilerei darüber auslöste, wer über den Osten schreiben darf und wer nicht. Gneuß macht den Auftakt für einen 12-Stunden-Spendenmarathon, nach ihr sind noch mehr als 20 andere Autorinnen und Autoren zu erleben, von Lene Albrecht, Matthias Jügler und Paula Fürstenberg bis Sophia Fritz oder Dilek Güngör.

 

Cornelius Pollmer und Charlotte Gneuß zum Auftakt des Lese-Marathon im DLL (c)nk

Zu erleben sind die literarischen Neuerscheinungen des Frühjahrs, dazu gibt’s Melonen-Bowle. Der Eintritt ist frei, aber alle gesammelten Spenden gehen – über den Leipziger Förderverein Land in Sicht an Projekte in ländlichen Regionen Sachsens, die sich mit ihrer kulturellen und sozialen Arbeit für Weltoffenheit und ein demokratisches Miteinander engagieren. Die Initiative kam von der in Leipzig lebenden Autorin Verena Keßler (*1988), die auch am DLL studiert hat und 2020 mit Die Gespenster von Demmin ein viel beachtetes Debüt hingelegt hat. Sechs Wochen vor der Buchmesse entschloss man sich, die Lesung zu organisieren. „Bücher können die Welt nicht verändern“, sagt Keßler, auf den Veranstaltungstitel angesprochen. „Aber sie können gesellschaftliche Themen aufgreifen, kommentieren. Die Texte stehen dann für sich.“ 

Ohr für die Literatur: Bundespräsident Steinmeier auf der Leipziger Buchmesse (c) Leipziger Messe GmbH / Tom Schulze

Widersprüche aufzeigen, neugierig bleiben: In seiner Leipziger Rede zu 35 Jahren Friedliche Revolution und 35 Jahren Grundgesetzt hatte Bundespräsident Steinmeier auch über die Kraft der Literatur gesprochen. Mit Blick auf den einst in Leipzig lehrenden Romanisten Werner Krauss, der Literatur als die „Innenseite der Weltgeschichte“ bezeichnete, sprach Steinmeier von einer ganz besonderen Fähigkeit literarischer Texte: Sie können Widersprüche aufzeigen, ohne sie auflösen zu müssen. Genau darin liege die Stärke einer neuen Generation ostdeutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die zu Zeiten des Mauerfalls Kinder oder noch gar nicht geboren waren – Anne Rabe, Manja Präkels, Lukas Rietzschel, oder Matthias Jügler nennt Steinmeier stellvertretend. Widersprüche aufzeigen, ohne sie auflösen zu müssen – das gelang dieser zweifellos politisch hoch aufgeladene Buchmesse in ihren besten Momenten.

   

Nach dem PEN-Podium: Stephan Anpalagan, Miku Sophie Kühmel, Sophie Sumburane und Max Annas (v. l.) (c) nk

Die Sprache bringt es an den Tag: Stephan Anpalagan ist der „Lieblingscousin an der Familientafel Deutschland“, das hat Micky Beisenherz mal gesagt, aber wenn er – klug und rhetorisch brillant – mit ein, zwei druckreif formulierten Sätzen den Kern eines Problems freilegt, kann man auch auf einem lärmumtosten Buchmesse-Forum die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören. Stephan Anpalagan, 1984 in Sri Lanka geboren, aufgewachsen in Wuppertal, ist Geschäftsführer einer Gemeinnützigen Strategieberatung, Lehrbeauftragter an einer Polizeihochschule in NRW, Podcaster und Autor, heimste womöglich die Hälfte der Redezeit auf einem rappelvollen, vom PEN Berlin organisierten Podium am Buchmesse-Sonntag ein, das mit der „aspekte“-Literaturpreisgewinnerin Miku Sophie Kühmel und dem Autor Max Annas eh schon gut besetzt war. Die von Sophie Sumburane moderierte Runde Wie Rechte reden ging vor dem Hintergrund der anstehenden Landtagswahlen im Osten der Frage nach, wie Sprache Radikalisierung beeinflusst – und was andererseits Sprache und Literatur im Kampf gegen Rechtsextremismus tun können. In einer etymologischen Tour de Force erinnerte Anpalagan daran, dass es die Mitte der Gesellschaft und etablierte Medien waren, die von „Döner-Morden“ sprachen und schon bald nach der Selbst-Enttarnung der „Zwickauer Terrorzelle“ um Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe deren Selbstbezeichnung „NSU“ übernahmen.

Branchen-Hoffnung Young Adult: Betrieb am Stand des Bastei Lübbe-Imprints Lyx (c) Tom Schulze/LBM

Young Adult: Im Herbst fielen sie schon am Main auf, zur Leipziger Buchmesse sind die Schlangen noch länger geworden. „Cold Heart“, „Delicate Dream“ oder „Fallen Princess“ heißen die meist farbschnittigen Bücher. Befeuert durch die sozialen Medien, ganz vorne Instagram und BookTok – die Büchern gewidmete Variante von TikTok – ist ein veritables Kauf-Fieber ausgebrochen. Nach Jahren der Hiobsbotschaften scheint eine ganze Branche aufzuatmen. Die am Messe-Donnerstag vom Börsenverein veröffentlichte Studie Bock auf Buch! – Wie junge Menschen heute Bücher finden und kaufen zeigt jedoch, dass für mehr als die Hälfte der 20- bis 29-jährigen Leserinnen und Leser Buchhandlungen noch immer eine wichtige Inspirationsquelle sind. Young Adult nennt die Branche das neue Belletristik-Subgenre. Viele Verlage haben Imprints gegründet, um auf der Welle mitzureiten: Piper hat Everlove, Rowohlt das Label Kyss, bei Oetinger heißen sie Moon Notes – Colleen Hoover, eine der erfolgreichsten Autorinnen des neuen Hypes, wird bei dtv verlegt. Bastei Lübbe hat schon 2007 Lyx gegründet. Das Imprint der Kölner sorgt für die wohl längste Schlange, die sich je vor einem Leipziger Verlagsstand materialisierte – Günter Grass im Literaturhimmel könnte neidisch werden.

 

Die Kroatin Sara Renar brachte das UT Connewitz zum Kochen (c) TRADUKI

Poesie der Unzugehörigkeit: „Geschriebene Worte sind wie Fische, die man in den Brunnen einer neuen Wirklichkeit wirft“, meint der Nordmazedonier Nikola Madjirov. „Ihr Zappeln hält das Wasser sauber.“ Für den Titel des TRADUKI-Programms auf der Leipziger Buchmesse haben sich die Organisatorinnen bei eben jenem Dichter-Philosophen bedient – und seinem Essay über die „Unzugehörigkeit“. Ein Gefühl, das oft – und weit übers schreiben hinaus! – ins echte leben lappt. Schmerzhaft kann es sein, wenn man zu den ‚Seinen’ auf Distanz geht, gehen muss. Doch auch schöpferische Kraft kann sich an dem Gefühl entzünden: „ich denke, das ist der stille Fluch der Schriftsteller“, schreibt Madjirov, „die Zugehörigkeit genau in dem Augenblick zu verraten, in dem sie beginnen, sich zugehörig zu fühlen.“

 

Gar nicht hölzern: Alexandru Bulucz stellt seinen Gedichtband „Stundenholz“ (Schöffling) vor (c) TRADUKI

All das wurde auf der Bühne der TRADUKI-Kafana verhandelt, von Newcomern und alten Leipzig-Hasen. Im Café Europa, einer der politischen Buchmesse-Bühnen, organisierte TRADUKI heuer zwei Podien: Eines diskutierte die slowenische Minderheit im faschistischen Italien, das andere die Situation des feministischen Diskurses in Südosteuropa. Und was wäre ein TRADUKI-Programm ohne seine berühmt-berüchtigte Balkannacht? Eben. Im legendären UT Connewitz gaben sich am Messe-Samstag, moderiert von Vivian Perkovic und Amir Kamber, Barbi Marković, Nataša Kramberger, Bojan Savić Ostojić, Rene Karabash und Alexandru Bulucz die Klinke in die Hand. Für heiße Musik sorgte die charismatische kroatische Musikerin Sara Renar.

 

Pure Begeisterung: Der Buchmessechor in Action (c) Leipziger Messe GmbH / Tom Schulze

An die Freude: Nach fünf langen Jahren war es wieder soweit: Die Leipziger Buchmesse und MDR Klassik luden alle sangesfreudigen Menschen ein, gemeinsam mit dem MDR-Rundfunkchor als Buchmessechor zu singen und die Glashalle der Leipziger Messe in einen Konzertsaal zu verwandeln. Unter der musikalischen Leitung von Julia Selina Blank wurde das diesjährige Gastland Niederlande und Flandern mit den Titeln „Sur le pont d’Avignon“ von Vic Nees und „Deo gratia à 36“ von Johannes Ockeghem geehrt. Teil des musikalischen Großerlebnisses war die Schlagzeugerin Vivi Vassileva, die zwei Solostücke zum Besten gab. Nach Karl Jenkins „Adiemus“ verabschiedete sich der Buchmessechor mit Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“. MDR Klassik hat ein ziemlich cooles Making-of Buchmessechor gedreht – unbedingt anschauen, genießen und nächstes Jahr mitmachen!