Was hätte Böll gesagt?

Was hätte Böll gesagt?

Im allerersten Moment sind es nur drei Buchstaben, die der Autorin Iris Hanika nach dem Gewinn des Belletristik-Preises der Leipziger Buchmesse einfallen: „Puh!“, rutscht der 58-Jährigen heraus. Die dann doch schlagfertig die Kurve kriegt: „Ich bin sehr schlecht im unmittelbaren Reagieren auf irgendwas. Deswegen schreibe ich auch, damit ich hinterher wieder korrigieren kann.“ Überraschende Momente einer außergewöhnlichen Preisvergabe. Immerhin: Der scheidende Juryvorsitzende Jens Bisky findet es dann doch schön, dass „der letzte Akt der Juryarbeit“ in diesem verrückten Jahr in der Kongresshalle am Zoo stattfindet: „Es ist Jahrzehnte her, dass ich das letzte Mal in diesem Saal gewesen bin“, sagt Bisky, „damals in einem Schülerkonzert unterm Dirigat von Kurt Masur“.

Die digital übertragene Verleihung aus dem riesigen Saal – glücklicherweise ist die Jury live dabei! – führt vor Augen, wie sehr das übliche Summen und Brummen der Buchmesse vermisst wird. Da ist die Verleihung unterm Rund der Glashallenkuppel seit Jahren verlässliches Highlight. In kleinen Gesprächen mit den anwesenden Politikerinnen und Politikern, eingestreut zwischen der Bekanntgabe der glücklichen Gewinnerinnen, trägt man der sehr speziellen Situation Rechnung. „Ich habe Camus’ Roman ‚Die Pest’ wiedergelesen“, verrät etwa Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, als er von Oliver Zille gefragt wird, ob Literatur als „Pandemie-Krisenbewältigungs-Instrument“ bei ihm eine Rolle gespielt habe. „Was hätte wohl Heinrich Böll zur heutigen Situation gesagt?“, schiebt der ehemalige Deutschlehrer Jung nach.

Mann hinter den Kulissen: Jörg Wagner (Show Concept) im Wagner-Saal. ©Oliver Zille

An dieser Stelle müssen wir einmal hinter die Kulissen schauen: Einem Mann wie Jörg Wagner, der seine Dienste gewöhnlich geräuscharm im Bauch des Buchmessetankers versieht, ist wohl nicht an der Wiege gesungen worden, dass er einmal zu den Schlüsselfiguren eben jener Messe werden würde. Mit dem Team von Show Concept stellt er, unter anderem, die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse auf die Bühne der Kongresshalle und ins Netz. Keine triviale Aufgabe, gilt es doch, im je rechten Moment 17 Nominierte aus allen möglichen Welt-Gegenden per Video zuzuschalten – vom Neu-Metelner Bauernhaus der Helga Schubert bis zum Schweizer Residuum Christian Krachts. Kein Wunder also, dass es im – kein Witz! – ehrwürdigen Wagner-Saal der Kongresshalle so aussieht wie in einer Server-Farm im Silicon Valley.

Drei starke Preisträgerinnen, drei starke Bücher: Die Gewinnerinnen in den Kategorien Belletristik, Essay/Sachbuch und Übersetzung. ©Tom Schulze

Technisch besteht die Messe diese Herausforderung, und auch die Jury hält sich getreulich an das Diktum von Karl Kraus: „In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige.“ Alle drei Gewinnerbücher stammen aus dem Pandemie-Jahr 2020, und der mit je 15.000 Euro dotierte Preis könnte Iris Hanika („Echos Kammern“, Droschl), Heike Behrend („Menschwerdung eines Affen“, Matthes und Seitz) und der Leipziger Übersetzerin Timea Tankó („Apropos Casanova“, Andere Bibliothek) im Buchhandel durchaus einen „Zweiten Frühling“ bescheren. Verständlich, dass die Berichterstattung sehr auf den Belletristik-Preis fokussiert; umso wohltuender die Worte des scheidenden Juryvorsitzenden Jens Bisky, der darauf hinweist, dass alle drei Kategorien das Grundgerüst unserer Gegenwartsliteratur bilden: „Ich glaube, dass wer bei Gegenwartsliteratur nur an Romane denkt, auch bei Romanen des Entscheidende verpasst.“

Signal aus Leipzig

Signal aus Leipzig

Auch bei der Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung hat die Technik dicke Bretter zu bohren: Statt aus einem kommunikationstechnisch hochgerüsteten Kongresszentrum wird aus einem geschichtsträchtigen Gotteshaus gesendet. Die gestreamte Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung findet vor rund zwei Dutzend Gästen in der Leipziger Nikolaikirche statt. Ein ikonischer Ort der friedlichen Revolution, Bachs Orgeltöne mächtig im Raum – das überwältigt jeden, der auf den harten Kirchenbänken sitzt. Wie hier 1989 das Wort auf den Freiheitswillen der Menschen traf und Kräfte freisetzte, beton Superintendent Sebastian Feydt in seiner Begrüßung – und formuliert den Anspruch auch an die Kirche, sich stärker für europäische Verständigung einzusetzen.

Im Talk mit Reinhard Bärenz (MDR): Burkhard Jung und Karin Schmidt-Friderichs. ©Tom Schulze

Statt der im Gewandhaus üblichen Reden schaltet die Regie der Vergabe-Prozedur eine Art Talk-Format mit den Repräsentanten der Preis-Stifter vor – Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Leipzigs OBM Burkhard Jung. Das ist richtig und mutig gedacht, profanisiert den festlichen Moment allerdings auch ein wenig, so als würde Anne Will aus einer Kirche gesendet. Einiges hallt nach, etwa ein Gedanke von Karin Schmidt-Friderichs, die gefragt wird, welche Fehler beim Neustart nach der Pandemie möglichst nicht passieren sollten. Die Börsenvereins-Vorsteherin redet Klartext: „Wir reagieren schnell über, und wir pflegen im Moment nicht zur Genüge den intellektuellen differenzierten Diskurs, für den unsere Branche eigentlich steht und stehen sollte. Wir müssen eine neue Gesellschaft verhandeln – aber nicht mit Buzzwords auf Twitter. Wir müssen uns wieder in die Augen schauen, miteinander statt übereinander reden.“ Von wem sollte so eine Diskussion ausgehen, wenn nicht von der Buchbranche? Und von wo, wenn nicht von Leipzig aus?

Der letztjährige Preisträger aus Ungarn: László Földényi. ©Tom Schulze

Aus Ungarn war László Földényi angereist, 1952 in Debrecen geboren, Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler, Essayist. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wurde ihm im vergangenen Jahr für sein Buch „Lob der Melancholie“ zugesprochen, aber er hatte ihn wegen der pandemiebedingten Absage der Messe nicht entgegennehmen können. Zu Beginn seiner Dankrede sprach Földényi vom Verlust der menschlichen Werte, am Ende kam er noch einmal darauf zurück: „Man bemüht sich, etwas dagegen zu unternehmen – mit Taten, mit Worten. Oder mit Büchern. Dieser Leipziger Buchpreis zeigt – wirft man einen Blick auf die Liste der bisherigen Preisträger –dass es noch Inseln gibt, wo man versucht, dem allgemeinen Zeitgeist wirksam entgegenzutreten, gerade im Namen der menschlichen Werte.“

Ladatorin Elisabeth Ruge. ©Cordula Giese

Laudatorin Elisabeth Ruge schafft das Kunststück, eine eloquente Parallele zwischen den Werken des endlich physisch anwesenden letztjährigen Preisträgers Földényi und Johny Pitts zu ziehen, der für sein Buch „Afropäisch“ (Suhrkamp) geehrt wurde und nun aus der Arbeiterstadt Sheffield zugeschaltet war. Wie gern hätte man den jungenhaft-sympathischen Preisträger live begrüßt! Was er beim Schreiben von „Afropäisch“ gelernt hat? Multikulturalismus ist dann am besten, wenn er nicht vom System inszeniert wird: „Egal, was auf staatlicher Ebene passiert, egal, wie zynisch oder verlogen die Rhetorik der Regierenden sein mag – die Gemeinschaften bestehen fort, das Leben geht außerhalb der Amtsstuben weiter. Schon immer.“ Bis Ende Juni werden Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus Pitts’ preisgekröntem Buch in einer Ausstellung im Leipziger Stadtraum gezeigt – und können so hoffentlich viele Menschen erreichen.

Kurt Wolff verleiht Flügel

Kurt Wolff verleiht Flügel

Im Stream – und live: In Leipzig haben kleinere, unabhängige Verlage mit originellen Veranstaltungsformaten und immer wieder neuen, ausgefallenen Veranstaltungs-Orten seit jeher ein Heimspiel; sie sind verlässlich Magneten für Literaturbetriebs-Arbeiter und Publikum. Doch: Wie verschaffen sie sich die gerade in Pandemie-Zeiten so dringend benötigte Sichtbarkeit? Die Kurt Wolff Stiftung hat das in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse gestaltete Forum Die Unabhängigen, in normalen Zeiten Messe-Magnet mit halbstündig getaktetem Programm in Halle 5, in den Westflügel des Lindenfels im Leipziger Westen verlegt. Von dort wird Ende Mai am Donnerstag, Freitag und Sonntag gestreamt. Am Samstag findet endlich die Premiere von „Die Unabhängigen – Spätausgabe“, die bereits 2020 die UV-Lesung ablösen sollte, im Literaturhaus-Garten statt. Konnten sich sonst um die 50 Autorinnen und Autoren präsentieren, sind es nun in dem von Carolin Callies kuratierten Programm immerhin mehr als 20. Das Spektrum reicht vom literarischen Debüt bis zum Lyrikband, von der Graphic Novel zum Essay. Und, oh Wunder: Gesunkene Inzidenzen machen den Besuch aller Veranstaltungen dann auch für ein limitiertes Live-Publikum möglich. Wer das verpasst hat: Auf der Website der Stiftung lassen sich alle Lesungen und die Preisverleihung nachverfolgen.

Ein Duett über Humor in Bild und Text: Henning Wagenbreth präsentierte sein „Rückwärtsland“ (Peter Hammer), Susanne Riedel „Ich hab mit Ingwertee gegoogelt“ (Satyr). ©Jens Schlüter

Lob des Literaturbetriebs: „So viel Geld hab’ ich noch nie gesehen“, soll der Warmbronner Bauern-Dichter Christian Wagner gesagt haben, als ihm 1912 ein Ehrenpreis in Höhe von 2.000 Mark zuerkannt wurde. So erzählt es der Wagner-Kenner und Verleger Ulrich Keicher, als ihm in der Kongresshalle nach Lothar Müllers warmherziger Laudatio ein Scheck über 35.000 Euro ausgereicht wird. Als Keicher die Kunde vom Kurt Wolff Preis erreichte, ging sein nächster Gedanke an ein schlichtes, unauffälliges Bändchen in seiner Bibliothek. Er hatte die „Briefe und Verse aus Goethes Zeit“, gedruckt in der Offizin W. Drugulin zu Leipzig, eine der ersten Veröffentlichungen von Kurt Wolff vor seiner Verleger-Karriere, zu einem Spottpreis antiquarisch gekauft. Wäre ein Reprint nicht ein tolles Mitgebringsel für die Preisverleihung? 80 Seiten allerdings hätten die Möglichkeiten der Warmbronner Manufaktur überschritten, das Buch würde schnabeln. Doch Keicher wurde, mit Hilfe seines Marbacher Freunds Friedrich Pfäfflin, fündig: „Kurt Wolff, Verleger avant la lettre“ heißt die feine Broschur, die zwei Einleitungen Wolffs zu 1909 im Leipziger Insel Verlag erschienenen Buch-Preziosen vereint. Keichers Name erscheint zusammen mit Kurt Wolffs Worten, was für eine schöne Geste: „Wolff war für mich immer schon so etwas wie ein Verlagspatron.“

Stolze Kurt-Wolff-Preisträger: Ulrich Keicher (Hauptpreis) Monika Lustig (Edition Converso, Förderpreis). ©Jens Schlüter

Tür zur Freiheit

Tür zur Freiheit

Auf Tuchfühlung: Junge Literatur war schon lange nicht mehr so spannend und divers wie heute. Die Autorinnen und Autoren, die in diesen Tagen mit ihren ersten oder zweiten Büchern um die Gunst des Publikums konkurrieren, schreiben zumeist auf hohem handwerklichen Niveau, ihre Themen finden sie längst nicht mehr nur im Nahkosmos der Familie oder in der eigenen Biografie. Wer sich in der kaum noch zu überblickenden Fülle der Namen und Schreibstile einen kompetenten Überblick verschaffen, der jungen Literatur den Puls fühlen möchte, ist in Leipzig bestens aufgehoben. Seit vielen Jahren hat sich L.Drei, die Lange Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei, zur festen Größe des Bücher-Frühlings gemausert. In diesem Jahr sind die Bühnen zwischen Schwalbennest und Ratstonne vor allem von Kameras und Technik umlagert: Die Lesungen von 30 jungen Autorinnen und Autoren, unter ihnen so bekannte Namen wie Shida Bazyar, Raphaela Edelbauer oder der DLL-Absolvent Matthias Jügler, werden an zwei Abenden nonstop ins Netz gestreamt. Im „Leipzig liest“-Podcast der Buchmesse lassen sich die Höhepunkte auch dieser Auftritte nachhören – im 14-Tage-Turnus, bis zur Leipziger Buchmesse 2022. Dann werden wir auch mit dem tollen Dichter-Nachwuchs wieder auf Tuchfühlung gehen können – ganz in echt.

Beim großen Leipzig-liest-Abend trifft Christoph Hein, moderiert von Carsten Otte (SWR) erstmals wieder live auf seine Leserinnen und Leser. ©Jens Schlüter

Neue Freiheit: Kopfnicken, Ellenbogen-Gruß, ab und zu tatsächlich eine Umarmung – die Wiedersehensfreude ist mit Händen zu greifen. Buchmessedirektor Oliver Zille weiß, dass die Leipzig-liest-extra-Ausgabe in einem Mix aus Live und Stream die richtige Entscheidung war, „eine Brücke, um unter pandemischen Bedingungen das Menschenmögliche tun zu können“. Für die Leserinnen und Leser eine neue, überraschende Form von Freiheit: Kaum wurde für den Leipzig-liest-Abend mit Christoph Hein in der Kongresshalle am Zoo ein begrenztes Publikum zugelassen, waren die Karten bereits wieder ausverkauft. Die Sehnsucht der Menschen, Literatur endlich auch wieder live und vor Ort erleben zu können, scheint grenzenlos. Messedirektor Oliver Zille ist sichtlich bewegt, als er in der locker bestuhlten Kongresshalle auf die Bühne tritt, um Hein anzukündigen. Auch viele der frisch getesteten Gäste können ihr Glück kaum fassen, als sie sich nach der Lesung in eine lange Schlange einreihen, um sich Heins neuen Roman „Guldenberg“ signieren zu lassen. Im Gespräch erinnerte der Autor auch an seinen ersten Messebesuch vor 60 Jahren – zweifellos ein Höhepunkt dieses denkwürdigen, sehr speziellen Lesefests.

Leipzig liest extra macht’s möglich: Endlich wieder gemeinsam eine Lesung verfolgen tut unglaublich gut. ©Tom Schulze

Wir machen das hier wirklich: Wer eine Open-Air-Lesung mit fast 30 Beteiligten bei historisch schlechtem Wetter, während einer Pandemie und laufenden Sanierungsarbeiten veranstaltet, braucht „gute Nerven und Unterstützung.“ So begrüßt Jörn Dege, Geschäftsführer am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL), am ersten Abend von „Leipzig liest extra“ die knapp 130 Gäste im Garten der Wächterstraßen-Villa. „Wir machen das hier wirklich“, staunt Dege – was nicht zuletzt an der Unterstützung durch Neustart Kultur und den Sächsischen Literaturrat liegt. Bei so viel Goodwill hat auch der Himmel ein Einsehen: Es bleibt trocken, vereinzelte Sonnenstrahlen werden gesichtet.

Vom Schmähetikett zur Trademark: Die DLL-Institutsprosa ©nk

Wer Ende der Neunziger, Anfang der Nullerjahre der Meinung war, dass die Literatur, die in Leipzig und Hildesheim, den damals noch einzigen akademischen Schreibschulen der Republik, entstand, zwar handwerklich perfekt und sprachlich ausgefeilt gewesen sei, aber leider nichts zu erzählen habe, brachte das gern auf die Formel „Institutsprosa“. Das Schmähetikett ist inzwischen zu einer positiv besetzten Trademark geworden: „Institutsprosa“ nennt sich eine von Dege organisierte Veranstaltung, die seit einigen Jahren zur Leipziger Buchmesse regelmäßig für rappelvolle Räume am DLL sorgt. 2020 musste die Veranstaltung aus bekannten Gründen abgesagt werden. Nun findet sie unter besonderen Umständen statt: Ende Mai statt Mitte März, an zwei Abenden statt einem, draußen im Garten statt drinnen im Saal – und mit insgesamt 18 Lesenden. Schon deren Defilee unterm niedrigen Schirm des Lese-Zelts (die AHA-Regeln werden um ein „Gebückt zum Lesetisch!“ ergänzt), gleicht einem Who’s Who der jüngeren deutschsprachigen Gegenwartsliteratur samt angeschlossener Verlagswelt.

Stiller Genießer: Josef Haslinger (Bildmitte), scheidender Direktor des DLL ©nk

Als das DLL nach Abwicklung des Becher-Instituts Mitte der 90er neu gegründet wurde, kam dessen heutiger Geschäftsführer gerade in die 6. Klasse des Hohenzollerngymnasiums im schwäbischen Sigmaringen. Josef Haslinger, der scheidende Direktor des Instituts, war die ganze Zeit da. In diesen Tagen räumt er sein Büro, das Ende einer Ära. Den Abend im Garten, im Kreis seiner Studentinnen und Studenten, die sich die realen Bühnen nun wieder erobern werden, genießt er still.

Der schönste Raum des Literaturhauses – der Garten ©Jens Schlüter

Stell’ dir vor, es ist Buchmesse: In Minsk halten sie Victor Martinowitschs eben auf Deutsch erschienenen Roman „Revolution“ (Voland & Quist) bei Demonstrationen wie ein Transparent hoch. Aber wie geht es dem Autor? Eigentlich sollte er jetzt mit seinem inzwischen in der Schweiz lebenden Kollegen Sasha Filipenko auf der Bühne im Garten des Leipziger Literaturhauses sitzen. Doch die Umstände erlauben es nicht; beide sind per Video-Chat zugeschaltet, Filipenko aus der Schweiz, Martinowitsch aus Minsk. Eine der Fragen, die er dieser Tage am häufigsten beantworten muss: Wann gehst du? „Ich habe beschlossen zu bleiben“, sagt der mutige Autor. „Natürlich fühlt sich keiner sicher, liegt Angst in der Luft. Aber man kann nicht vor der eigenen Angst fliehen.“ Das Podium ist Teil des seit 2019 mit der Bundeszentrale für politische Bildung organisierten Programms „The Years of Change“. Diesmal wendet sich der Blick zwei Staatsgebilden zu, die auf aktuellen Karten nicht mehr zu finden sind: Der Sowjetunion und Jugoslawien.

Im Zeichen des Wassermanns: Judith Hermann und Moderator Gregor Sander ©Gaby Waldek

Überhaupt hat das Literaturhaus für die Woche Ende Mai geplant, als sei Buchmesse – und dabei auf seinen womöglich schönsten Raum, den Garten, gesetzt. Im Vorfeld wurden Zelte, Decken und Kissen angeschafft – doch als am Mittwoch Judith Hermann und Gregor Sander starten, setzt es einen dreistündigen Wolkenbruch. „Das ist kein Regen mehr, das ist ein Terroranschlag“, sagt Literaturhaus-Chef Thorsten Ahrend, der als Mecklenburger einiges abkann. Der Regen trommelt ohrenbetäubend aufs Zeltdach, das schon bald bedrohlich durchhängt, Publikum und Autoren pushen sich gegenseitig. Für fast jeden, der hier auf die Bühne geht, ist es eine Buchpremiere nach sehr langer Zeit. Der Judith-Hermann-Abend ist „die verrückteste Lesung meines Lebens“ gewesen, findet Ahrend. Alles in allem sind in vier Tagen 40 Autorinnen und Autoren zu Gast, darunter eine prominente Abordnung aus Portugal und Sandra Gugić, Shpëtim Selmani und Tijan Sila für das Südosteuropa-Programm „Common Ground“.

Homebase für einen Abend: Tom Kraushaar mit Meike Stoverock, Pressefrau Katharina Wilts, Gerrit Bartels (Tagesspiegel) und Raphaela Edelbauer im „Kapital“. ©nk

Verlegen heißt vorlegen: Das Café der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) firmiert seit dem Marx-Jubiläum 2018 als „Das Kapital“. Ein Wohnzimmer, eine Bühne mit Requisiten und Design-Zitaten – darunter ein durchhängendes Banner in Klassenkampf-Bildsprache, „Clube dos depressivos“ heißt es da auf Portugiesisch, „Club der Depressiven“. Der Verlag Klett-Cotta, der im GfZK-Café regelmäßig die verrücktesten Leipziger Messe-Partys gefeiert hat, gehört dieser Vereinigung auch in pandemischen Zeiten nicht an. Im Gegenteil: Tom Kraushaar, verlegerischer Geschäftsführer des Hauses, hat „Das Kapital“ für einen Abend gemietet. „Wir wollen unseren Autorinnen und Autoren, die in den letzten Monaten oft als Einzelkämpfer unterwegs waren, wenigstens für ein paar Stunden eine Art Homebase bieten, Freunde und Kollegen treffen, all das. Natürlich draußen, regelgerecht und getestet.“ Eben nehmen Meike Stoverock („Female Choice“), deren Lesung im Ost-Passage Theater aufgezeichnet wird, und Raphaela Edelbauer („DAVE“), die ins ARD-Forum muss, noch einen Drink aufs Haus. Verlegen heißt vorlegen.

Weltliteratur aus Leutzsch: Spazierengehen auf Fritz Rudolf Fries’ Spuren. ©nk

Der Weg nach Oobliadooh: Die Messehallen bleiben leer, rund 400 Lesungen finden online statt. Dank der gesunkenen Inzidenzen sind jedoch Freiluftveranstaltungen urplötzlich wieder möglich – in Gärten, auf Bühnen in Parks und Hinterhöfen. Ansgar Weber von der Buchhandlung Seitenblick lädt zum Spaziergang ein: Unter dem Motto „Zwischen Priesse und Bebop“ erwandern mehr als 30 Neugierige den Leutzsch-Lindenauer Mikrokosmos des großen Schriftstellers Fritz Rudolf Fries (1935-2014). Es geht um spanisch-deutsche Familienbande, Zwangsarbeiter, verschwundene Ballsäle und Jazz, weshalb wir neben der Schauspielerin Verena Noll auch vom Saxofonisten Torsten Walther begleitet werden, der an einer zugigen Hausecke plötzlich die Marseillaise ins Horn bläst.

Mein Leipzig lob’ ich mir: Benjamin Fredrich auf Kuschelkurs im Biergarten der „Ilse“. ©Tom Schulze

Sehnsucht nach den Hallen: Im Biergarten von Ilses Erika präsentiert sich „Katapult“-Verleger Benjamin Fredrich beinahe handzahm: Der Mann, der für seine heftigen Auseinandersetzungen mit Häusern wie Cornelsen oder HoCa bekannt wurde, flicht Leipzig („Die Stadt, die nach Greifswald die meisten Katapult-Abos hat“) und seinem neuen Co-Verleger Sebastian Wolter, auch ein Leipziger, regelrechte Kränze. Und liest aus seinem Roman „Die Redaktion“ eine Stelle, die tatsächlich auf der Leipziger Buchmesse spielt. In einer Zeit, da man dort echte Menschen traf, und es in den Hallen zog wie Otter? Oder Lachs? Oder doch eher wie Hechtsuppe?

Live mit Wasserglas: Hengameh Yaghoobifarah liest bei Rotorbooks im Kolonnadenviertel. ©Tom Schulze

Ministerium der Träume: Dank Leipzig liest extra bekommt man endlich mit, dass die Buchhandlung Rotorbooks in der Kolonnadenstraße einen super Garten hat: Plattenbauten, ein Wäscheplatz, spielende Kinder, Bier und Saft gegen Spende – in dieser Idylle liest die Kette rauchend ihre Aufgeregtheit überspielende Hengameh Yaghoobifarah aus ihrem Romandebüt „Ministerium der Träume“ (Blumenbar). Zwar sind Film- und Bühnenrechte längst verkauft – doch was hilft das gegens Lampenfieber des ersten Live-Auftritts?

Nur Zugfahren ist schöner: Die Echo-Tschechien-Protagonisten Jaroslav Rudiš, Nicolas Mahler, Andreas Platthaus, Martin Krafl und Kreuzer-Verleger Egbert Pietsch. ©nk, Jens Schlüter

Nie wieder Sperrstunde: Im Ballsaal der Schaubühne Lindenfels sprechen der Tscheche Jaroslav Rudiš und der aus Wien zugeschaltete Österreicher Nicolas Mahler mit Andreas Platthaus über ihre grandiose Graphic Novel „Nachtgestalten“ (Luchterhand). Trösteten sie sich womöglich mit gezeichneten Kneipen-Szenen über coronabedingt zugesperrte Gasthäuser? Bei Schaubühnen-Impressario René Reinhardt werden die digital-analogen Lesungen der Reihe „Echo Tschechien“ noch nachhallen, wenn der Eisenbahnersohn Rudiš längst wieder die Bahnstrecken zwischen Dresden und Prag unsicher macht. „Erinnern Sie sich noch, wie es ist, in einem Saal dicht an dicht mit 200 erwartungsfrohen Zuschauen zu sitzen?“ Auch das wird wiederkommen.

Lotto-Fee bei Serifee: Die Autorin und Illustratorin Miriam Zedelius performt in der Feinkost. ©Jens Schlüter

Sechs Richtige: Miriam Zedelius, 1977 in Heidelberg geboren, heute mit ihrem Mann und drei Kindern in Leipzig lebend, traut sich was. Nach ihrem Grafikdesign- und Illustrations-Studium in Leipzig, Halle und dem spanischen Granada gründete sie 2007 die Ateliergemeinschaft „Mischkomplott“ in den Räumen einer alten Tischlerei. Dort schreibt und zeichnet sie, entwirft Plakate und Buchcover, unter anderem für den Poetenladen. Unter dem Titel „Lotte und die Freitags-Oma“ (Hummelburg) erschienen Anfang des Jahres 18 neue Vorlesegeschichten für kleine Menschen ab vier, die Zedelius selbst zweifarbig illustriert hat. Genau der richtige Stoff in Pandemie-Zeiten. Und nun? Für Leipzig liest extra hat Miriam Zedelius nicht nur schnöde vorgelesen, sondern ihr Buch auf die Open-Air-Bühne der Feinkost gebracht – genau vis-á-vis der wunderbaren Kinderbuchhandlung Serifee! Und was liegt näher, als eine LOTTErie mit coolen Gewinnen ganz in echt, wenn die Heldin des Buchs schon Lotte heißt? Da schnappt sich so manche Freitags-Oma die Enkel und wird, zack! zur Sonntagmorgen-Oma.

Zaunmesse to go bei Klett Kinderbuch. ©Klett Kinderbuch

Wörtertausch: Eigentlich sollten Tanja Esch („Wahrheit oder Quatsch?“) und Anke Kuhl („Manno!“) live auftreten, der Messestand war gebucht – und eine Kinderbuchstabensuppe am Messeeröffnungstag wäre wohl auch drin gewesen. Doch dann – die pandemiebedingte Messe-Absage. Was tun? „Wir wollten etwas machen, was auf jeden Fall möglich ist – egal, wie hoch die Inzidenzzahlen nun gerade sind“, erklärt Verlegerin Monika Osberghaus. „Am Ende aller Überlegungen blieb der Zaun, der den Messestand ersetzt.“

Klett Kinderbuch lädt also zu einer kleinen, feinen Zaunmesse „to go“ ein – eigentlich für Donnerstag und Freitag, doch das leicht sibirische Wetter am Donnerstag machte einen Strich durch die Rechnung. Am Freitag allerdings zeigen sich pünktlich 14 Uhr erste, vorsichtige Sonnenstrahlen. Am Zaun der gelben Villa in der Leipziger Südvorstadt gibt es eine improvisierte Ausstellung mit Bildern und Büchern aus dem aktuellen Programm, dazu nette Zaun-Gespräche. „Darum geht’s uns ja“, sagt Osberghaus, „wir wollen unsere Leserinnen und Leser, die Kinder, endlich mal wiedersehen – so wie sonst am Messestand“. Und noch etwas hat sich der Verlag für seine kleinen Fans ausgedacht: Alle Kinder sind eingeladen, Wörter gegen Wörter zu tauschen. Alles, was man tun muss: Sein Lieblingswort – egal, ob ausgedacht oder wirklich gern benutzt – auf ein A-4-Blatt schreiben und an den Wörterzaun pinnen. Im Gegenzug gab’s wortreiche Überraschungstüten für alle. Gibt es Kinder, deren Lieblingswort „Naturwissenschaft“ oder „Gesundheit“ ist? Den schlauen Professor Drosten würde das freuen. Die Verlegerin hält es – wir haben so etwas schon vermutet – eher mit Wort-Findungen wie „Großbrand“ oder „Schlabberpumpe“.

Sebastian Fitzek präsentiert sein neuestes Werk unter freiem Himmel. ©Tom Schulze

Verdiente Bühne: Beifall brandet auf in der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, als Sebastian Fitzek mit seinem neuen Buch „Der erste letzte Tag“ an die Rampe tritt. Hört sich gut an – für den eigentlich Beifallsstürme gewohnten Bestseller-Autor wie fürs Publikum, das – sorgsam in familiäre Kleingruppen separiert – sein Glück kaum fassen kann. Auch die Fitzek-Lesung ist blitzschnell ausverkauft, bei Checker Tobi und Sarah Wagenknecht bleiben nur wenige Stühle frei. Die Literatur hat endlich wieder ihre verdiente Bühne bekommen, freut sich Oliver Zille: „Leipzig wird immer von einer besonderen Stimmung getragen. Aber in diesem Jahr sind die Autoren und Autorinnen wie Besucher und Besucherinnen vor Euphorie über ein Wiedersehen geradezu über die Veranstaltungsorte geschwebt.“ Wir sehen uns wieder, schon bald. Versprochen.

„Das Potenzial der Bücher nutzen“

„Das Potenzial der Bücher nutzen“

Frau Damm, Sie haben vier Kinder, die auch alle in der Kita waren – was sind Ihre Erfahrungen?

Antje Damm: Die beiden Kleinen sind heute 14, die Großen schon über 20. Sie waren, je nachdem, wo wir gewohnt haben, in unterschiedlichen Einrichtungen, sowohl in städtischen wie privaten, untergebracht. Wenn es um den Stellenwert von Literatur oder die Buchbestände in der Kita geht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass das oft sehr unzulänglich ist. Ich glaube, dass das auch daran liegt, dass bei uns – anders als etwa in Frankreich – die Buchausstattung in den Händen der einzelnen Institutionen liegt. Leider ist es so, dass die jeweiligen „Bibliotheken“ – oder besser gesagt das, was als Grundstock an Büchern vorhanden ist, oftmals sehr in die Jahre gekommen ist: Alte, zerfledderte Bücher, die immer wieder repariert werden. Im Grunde fehlt oft jemand, der grundlegend informiert ist: Was gibt es eigentlich Neues, was ist wichtig, wie könnte ein Grundstock an Titeln aussehen. Was sollte da auf keinen Fall fehlen. Wenn es jemanden gibt, der sich engagiert, sich schlau macht, dann funktioniert das gut. Wenn nicht, schleift es gewaltig. Es steht und fällt mit der Initiative der Einzelnen, das finde ich schade.

Kann man gegensteuern?

Damm: Es gibt viele tolle und wichtige Initiativen von Buchhandlungen oder Bibliotheken, die Leute aus den Kitas einladen und ihnen die Breite des Angebots-Spektrums, etwa bei Bilderbüchern zeigen. Oder selbst mit Bücherkisten in die Einrichtungen gehen, und neue Titel vorstellen. Das ist ganz, ganz wichtig – und passiert natürlich wieder nur da, wo es engagierte Buchhändlerinnen oder Bibliothekarinnen gibt (lacht). Hin und wieder setzen sich auch Eltern auf diesem Feld ein. Das ist in meinen Augen absolute Basisarbeit.

Aber es scheint auch nicht nur eine Frage des Budgets, der Ausstattung zu sein, oder?

Damm: Nein, es ist auch eine Frage der Aus- und Weiterbildung. Ich weiß nicht, ob die Vermittlung der einschlägigen Trends heute Teil des Curriculums sind. Ich selbst werde von verschiedenen Institutionen eingeladen, die solche Weiterbildungs-Veranstaltungen für Erzieherinnen und Erzieher machen, um meine Bücher vorzustellen. Und da kommen wir zu einem weiteren Punkt: Ich versuche natürlich auch zu vermitteln, was man alles mit den Büchern machen kann! Ich habe oft mitbekommen, dass unter Kita-Erzieherinnen zu viel Ehrfurcht vor Büchern herrscht. Sie lesen vor, nutzen aber oftmals die vielen Möglichkeiten und Anregungen, die in guten Büchern stecken, nicht aus.

Das „Gute Buch“, dem man sich gefälligst weihevoll zu nähern hat?

Damm: Ich habe Situationen erlebt, in denen eine Kindergärtnerin ein Buch vorgelesen hat, und wenn Kinder dazu etwas sagen wollten, hieß es: Pst! Jetzt lese ich vor! Natürlich steckt in Büchern viel mehr, als so eine einseitige Vorlese-Situation. Hier gilt es, Mut zu machen – und das Potenzial eines Buches mit all seinen Gesprächs-Anlässen und vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen.

Inzwischen hat auch das „Erzähltheater“ Einzug in die Arbeit mit Kindern gehalten. So etwas gibt es auch auf Basis Ihres mehrfach preisgekrönten Bilderbuchs „Der Besuch“ (Moritz Verlag, 2015). Was passiert da?

Damm: Die „Bühne“ des Erzähltheaters – im Japanischen „Kamishibai“ – bildet ein Holzrahmen mit Flügeltüren. In diesen Rahmen können mehrere Bilder als Stapel hineingestellt werden. Die Zuschauer vor der Bühne betrachten die Bilder im Rahmen, der Vorführer zieht beim Erzählen die Bilder nacheinander wieder heraus. Also eine Art Mini-Theater. Das Besondere: Die kleinen Tafeln enthalten vorn die Bilderbuchseiten, allerdings ohne Text. Der steht – häufig auch in verschiedenen Sprachen – auf der Rückseite. Es gibt also die Möglichkeit, den Bilderbuchtext frei und in eigenen Worten wiederzugeben.

Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie mit Ihren Büchern in Kitas gehen?

Damm: Kinder haben Spaß daran, beim Anschauen eines Bilderbuchs miteinbezogen zu werden, die Bilder zu entschlüsseln, Details zu entdecken oder Stimmungen, Charaktere und ihre Gefühle zu beschreiben. Ich lese eigentlich nie vor – ich erzähle, und lasse Gespräche zu. Im „Besuch“ spielt z.B. unter anderem das Thema „Angst“ eine Rolle. Das kann Anlass sein, mit Kindern über Ängste zu reden und darüber, wie sie dieses Gefühl erleben.

Man weiß, wo die Stellschrauben sind – aber es müsste mehr passieren?

Damm: In erster Linie brauchen Kita-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Informationen und finanzielle Mittel für gute Literatur. Aber auch das Wissen, die Lust und den Mut, das Potenzial, das in vielen Büchern steckt, auszuloten.

Antje Damm, geboren 1965 in Wiesbaden, studierte Architektur in Darmstadt und Florenz und arbeitete in Berlin und Nürnberg. Seit ihre 4 Töchter auf der Welt sind, schreibt und illustriert sie Kinderbücher und hat schon etliche in verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Viele davon wurden ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie, einer Katze und einer Schildkröte in einem alten Fachwerkhaus in der Nähe von Gießen.

Fotos © Zalozba Zala (2), Kronberger Bücherstube
Illustration © Moritz Verlag