Autor: Nils Kahlefendt

Die meiste Zeit ganz unverkleidet unterwegs: Maxi Zaumseil, Marketing-Assistentin der Leipziger Messe (c)nk

Die Fünfte Jahreszeit 
23. Dezember 2022
Eigentlich arbeitet Maxi Zaumseil als Marketing-Assistentin bei der Leipziger Messe. Einmal im Jahr verwandelt sie sich in Macoco, das Maskottchen der Manga-Comic-Con.
Autor: Nils Kahlefendt

Die meiste Zeit ganz unverkleidet unterwegs: Maxi Zaumseil, Marketing-Assistentin der Leipziger Messe (c)nk

Die Fünfte Jahreszeit 
23. Dezember 2022
Eigentlich arbeitet Maxi Zaumseil als Marketing-Assistentin bei der Leipziger Messe. Einmal im Jahr verwandelt sie sich in Macoco, das Maskottchen der Manga-Comic-Con.

Bei der Verwandlung der frischgebackenen Marketing-Assistentin Maxi Zaumseil in Macoco, das Maskottchen der Leipziger Manga-Comic-Con (MCC), führte, wie so oft, der Zufall Regie. Als Zaumseil im Vorfeld der ersten MCC 2014 im Buchmesse-Team aushalf, schaute eine Werbereferentin plötzlich wie gebannt auf den Bildschirmschoner der neuen Kollegin: Eine kostümierte Maxi beim Kölner Karneval, dann ebenso zünftig verkleidet bei den Leipziger Saison-Klassikern der tollen Jahreszeit, vom Bahu bis zum DHfK-Fasching. Hatte man es hier mit einem Naturtalent des Karnevalswesens zu tun? Und, nächste Frage: Könnte man die feierbiestige, toughe neue Kollegin vielleicht für die noch zu besetzende Rolle als medienwirksames Maskottchen der vor dem Launch stehenden MCC gewinnen? Anfangs hatte man sogar an ein Stretch-Kostüm für mehrere Bewohnerinnen gedacht. Die damals 21jährige Marketing-Assistentin sagte ohne großes Zaudern zu. „Es war ein Gefühl zwischen Spaß und ‚Wir probieren das jetzt mal’. Dann wurde für das Kostüm Maß genommen. Und auf einmal hatte ich den Job solo.“    

Maxi aka Macoco bei der MCC 2018 (c)Jens Schlueter/Leipziger Messe

Maxi Zaumseil, geboren 1992 in Leipzig, ist ein „Messekind“; schon im Kita-Alter hat sie mit ihren Eltern alle möglichen Messen spielend und staunend für sich erobert. Vielleicht lag es deshalb nur allzu nahe, dass sie nach ihrem Fachabitur eine Lehre zur Veranstaltungskauffrau bei der Leipziger Messe absolvierte. Von 2010 bis 2013 lernte sie das Unternehmen aus vielen Perspektiven kennen: Sie durchlief eine ganze Reihe der mehr als 30 Messen am heimischen Standort, lernte das Congress Center Leipzig (CCL), aber auch Finanzbuchhaltung und Personalmanagement kennen. „Eine sehr umfassende Ausbildung“, sagt sie im Rückblick. Nach erfolgreich beendeter Lehre bewarb sich Zaumseil auf eine Stelle als Marketing-Assistentin in der Kommunikationsabteilung – und wurde vom Fleck weg eingestellt. Seither begleitet sie mit ihren Kolleginnen einen ganzen Strauß von Messe-Veranstaltungen im Jahreskreis – von der PARTNER PFERD im Januar bis zur protekt, der Fachkonferenz für den Schutz kritischer Infrastrukturen, im November. Das reicht von der Vorbereitung von Pressekonferenzen bis zur Adresspflege oder dazu, stets alle Termine im Blick zu haben. „Eine Menge Holz“, weiß Zaumseil, aber es ist eine Arbeit, die ihr Spaß macht. Und jeden März, von 2014 bis 2019, war da die fünfte Jahreszeit auf der Manga-Comic- Con: Sechsmal im besonderen Einsatz als Macoco! 

Wie hat man sich einen ganz normalen Arbeitstag als Macoco vorzustellen? Maxi Zaumseil lacht: „In der Regel bin ich nicht über die ganze Zeit der Convention im Einsatz, meist geht es um Messefreitag und -samstag. Ich bereite mich früh vor, das Schminken und Anlegen des Kostüms dauert eine Weile. Beim Aufsetzen der blauen Perücke hilft mir meine mangabegeisterte Kollegin Sassette Scheinhuber, die im Messeteam für die MCC mitverantwortlich ist. Die kann das perfekt!“ Dann geht es mitten hinein in den Trubel der MCC: Vom Foto-Shooting oder Video-Dreh in der Glashalle bis zu Preisverleihungen auf den diversen Bühnen. Einen vergleichsweise „unklassischen“ Macoco-Tag erlebte Zaumseil kurz vor Weihnachten: Da gab es – bei Minusgraden und Schnee – einen Außendreh für die Social-Media-Kanäle von MCC und Buchmesse. Der April 2023 wirft deutliche Schatten voraus! 

Wie stark die MCC-Fans Macoco ins Herz geschlossen haben, konnte man dieses Jahr auf einer PR-Veranstaltung für die Convention erleben. Regelmäßig gilt es, Autogrammwünsche zu befriedigen, und Selfies mit Macoco sind immer gefragt. Zaumseils Familie bildet da keine Ausnahme: „Alle sind begeistert. Jedes publizierte Foto, jeder Zeitungsartikel wird aufgehoben.“ Die Jahre der Pandemie stellten die karnevalsbegeisterte, reisefreudige Messe-Mitarbeiterin auf eine harte Probe: „Anfangs war es schlimm“, erinnert sich Zaumseil, „es lag ja alles brach – Veranstaltungen, Reisen, das ganze Leben.“ So wie das nach und nach aus der Lockdown-Starre zurückkehrte, begannen auch erste Aktivitäten um Macoco. Trotz des erneuten pandemiebedingten Ausfalls von Buchmesse und MCC wurden Fotos und GIFs erstellt, die Social-Media-Kanäle befüllt. 

Leipziger Buchmesse und MCC in perfect harmony… (c)Jens Schlueter/Leipziger Messe

Während sich nun alle Augen auf die kommende Manga-Comic-Con (27. bis 30. April 2023) richten, packt Maxi Zaumseil ihre Koffer. Die junge Frau wird eine 12-monatige Auszeit nehmen; die Leipziger Messe hat den einjährigen unbezahlten Urlaub genehmigt. Ihr Sabbat-Jahr wird Zaumseil per Work and Travel in Australien verbringen; am 30. Dezember startet der Flieger nach Perth, die Hauptstadt des Bundesstaates Western Australia an der Mündung des Swan River. „Das Working Holiday Visum, mit dem man down under Jobben und Reisen verbinden kann, gibt es nur bis zum 30. Lebensjahr. Ich bin nach der Schule direkt in die Lehre gewechselt, und wollte mir diese Chance jetzt nicht entgehen lassen.“ Gegenwärtig wird eine Vertretung für die Rolle des MCC-Maskottchens gesucht. „Es wird Macoco auch 2023 geben, hundert pro“, ist Maxi Zaumseil überzeugt. „Und 2024 bin ich wieder dabei!“ 

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Nach der Messe ist vor der Messe. Jahr für Jahr gilt es, tausende Aussteller, hunderte Veranstaltungspartner, Autoren, Verleger, Buchhändler, Bibliothekare mit intelligent gebauten Programmen nach Leipzig zu bringen. Das kostet Zeit. Und Kraft. Erst recht, seit wir es – absolutes Novum für Großveranstaltungen wie die unsere – mit einer schwer zu kalkulierenden pandemischen Situation zu tun haben. In loser Folge stellen wir Ihnen an dieser Stelle vor, wer hinter den Kulissen in Leipzig die Fäden zieht, was uns um- und antreibt.

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