Autor: Nils Kahlefendt

Foto: Klara-Emilia Kajdi

Spätes Happy End
26. Januar 2021
Blick zurück nach vorn (7): Britta Jürgs teilt ihr Home-Office mit starken Frauen – und startet preisgekrönt ins Neue.
Autor: Nils Kahlefendt

Foto: Klara-Emilia Kajdi

Spätes Happy End
26. Januar 2021
Blick zurück nach vorn (7): Britta Jürgs teilt ihr Home-Office mit starken Frauen – und startet preisgekrönt ins Neue.

Wie haben Sie 2020 geschafft?

Britta Jürgs: Es war natürlich ein schwieriges Jahr, weitgehend ohne Veranstaltungen, ohne Buchmessen, ohne persönliche Begegnungen – ohne all das, was sonst ein Verlagsjahr ausmacht: Dass man das, an dem man die ganze Zeit arbeitet, schließlich präsentieren kann. Diese doch so wichtige Resonanz fehlte über weite Strecken. Speziell für AvivA hat das Jahr allerdings mit einem wunderbaren Höhepunkt aufgehört: Ende November wurde der Verlag mit dem Großen Berliner Verlagspreis ausgezeichnet. Das hat viel wettgemacht – nicht zuletzt durch das beachtliche Preisgeld von 35.000 Euro.

Wie lief die Preisvergabe im zweiten Lockdown ab?

Jürgs: Die Preisverleihung fand in einer Sondersendung bei radioeins von rbb statt.

Was erhoffen Sie sich für 2021?

Jürgs: Ich hoffe, dass Veranstaltungen, Messen und Büchermärkte wieder stattfinden können. Und dass wir unsere Schätze endlich wieder persönlich und live vermitteln können. Wichtig ist natürlich, dass die Zahlen runtergehen! Wir freuen uns jedenfalls auf die Leipziger Buchmesse Ende Mai.

Was haben Sie da vor?

Jürgs: AvivA ist bereits angemeldet, jetzt gilt es zu überlegen, auf welche Veranstaltungen wir uns konzentrieren. Ich würde gern ein Buch nach Leipzig bringen, das schon im Herbst erschienen ist, Margaret Goldsmiths Roman „Patience geht vorüber“ – das ist zugleich unser Titel zum Indiebookday. Wir hatten zu diesem Titel noch keine richtige Veranstaltung. Das Lesepublikum ist da, aber das lebendige Gespräch über unsere Bücher ist eigentlich unverzichtbar.

Womit sind Sie gerade beschäftigt?

Jürgs: Mein Büro befindet sich im selben Haus wie meine Wohnung, insofern muss ich mich nicht eigens auf Homeoffice umstellen. Aktuell sitze ich an den beiden Büchern, die zum traditionellen Leipzig-Termin im März erscheinen sollen: Ein Erzählungsband von Margarete Beutler („Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn geheiratet“), einer noch zu entdeckenden Autorin, die eng mit Erich Mühsam befreundet war. Und der Roman „Christian Voß und die Sterne“ von Hertha von Gebhardt, deren 125. Geburtstag am 2. Februar 2021 ist. Vorgestern habe ich mit Kristine Listau, Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag) und Jan Karsten (CulturBooks) unseren gemeinsamen Vorschauversand gemacht. Wir haben uns dazu bei den Verbrechern im Mehringhof getroffen – mit reichlich Luft überm Kopf und Masken. Verrückt: Das letzte Mal, dass wir uns persönlich getroffen haben, war beim Eintüten der Frühjahrsvorschauen 2020!

Britta Jürgs, geboren in Frankfurt am Main. Studium der Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, Paris und Berlin. 1997 Gründung des AvivA Verlags. Herausgeberin von Büchern zu Frauen in der Kunst- und Literaturgeschichte. Redakteurin und Herausgeberin der VIRGINIA Frauenbuchkritik. Auf der Frankfurter Buchmesse 2011 Auszeichnung als „BücherFrau des Jahres“. Seit 2015 Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung.

Beitrag teilen


Das Jahr mit Corona war ein Stress-Test für die Branche, die sich als erstaunlich resilient und belastbar erwies. In unserer Serie „Blick zurück nach vorn“, deren Interviews in den ersten Januartagen geführt wurden, wollen wir teilen, wie Buchmenschen durch die Krise gekommen sind, was sie gelernt haben – und was sie sich für 2021 erhoffen. Momentaufnahmen einer Branche, die auf Sicht fahren muss – und doch insgesamt gerade über sich selbst hinauszuwachsen scheint.

Weitere Beiträge, die Sie interessieren könnten

International Slider

Wahres Wunder Freundschaft

Buchmesse-Nachschlag, Teil 1: Die Buchmesse eröffnete mit Bundeskanzler Olaf Scholz und der Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung an Omri Boehm. Der Gaza-Konflikt platzte in einen Festakt hinein, in dem es um Identitätspolitik und ihre Überwindung ging

Leipzig liest Slider

„Vor allem Frauen“ 

Alles außer flach (3): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus den Niederlanden & Flandern, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Die flämische Schriftstellerin Annelies Verbeke

Leipzig liest Slider

Und dann hat’s BUMM! gemacht

Alles außer flach (4): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus den Niederlanden & Flandern, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Matthijs de Ridder, der die flämische Avantgarde-Ikone Paul van Ostaijen an die Pleiße holt

Leipzig liest Slider

Please look at the Basement! 

Alles außer flach (2): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus den Niederlanden & Flandern, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Der flämische Schriftsteller und Bildende Künstler Maarten Inghels

Leipzig liest Slider

Digitale Literaturwelten 

Alles außer flach (1): In einer kleinen Serie stellen wir kreative Köpfe aus den Niederlanden & Flandern, Gastland der Leipziger Buchmesse, vor. Heute: Poetische VR und eine Geschichten-Erzählmaschine

Literarisches Leben Slider

Starke Frauen

Kurt Wolff Preis für den AvivA Verlag: Seit einem Vierteljahrhundert bringt Britta Jürgs mit Energie und Spürsinn die weiblichen Stimmen der Weltliteratur zur Geltung 

Literarisches Leben

„Die Welle reiten“ 

20 Jahre Preis der Leipziger Buchmesse (2): Mit ihrem in einem Indie-Verlag erschienenen Roman „Schäfchen im Trockenen“ gilt Anke Stelling 2019 als Außenseiterin – und gewinnt!

Comic & Manga Slider

Straße der Besten

Zur Jubiläums-MCC im März 2024 löst die New Artist Alley die bisherige Gemeinschaftspräsentation MCC Kreativ ab. Im Interview sprechen Kerstin Krämer und Sassette Scheinhuber über Hintergründe – und wesentliche Neuerungen.

Bildung Slider

Leseförderung per Podcast

Die Initiative „Bücheralarm“ erlaubt es Kindern und Jugendlichen, die Welt der Bücher aktiv für sich zu erobern. Mit dem „Bücheralarm Award“, der im März in Leipzig erstmals verliehen wird, geht Initiatorin Lena Stenz nun den nächsten Schritt.

Leipzig liest Slider

Vom Buch auf die Bühne

Für seine ausgefallenen Locations ist „Leipzig liest“ berühmt. Hier stellen wir in loser Folge einige der spannendsten vor. Heute: Christoph Awe und die Cammerspiele Leipzig im Connewitzer Werk 2.

Leipzig liest Slider

Zeltplatz Mitte 

Für seine ausgefallenen Locations ist „Leipzig liest“ berühmt. Hier stellen wir in loser Folge einige der spannendsten vor. Heute: Rando Steinbach und der Outdoor-Spezialist tapir im Herzen der City.

International Slider

„Alles außer flach!“

Vorglühen: Margot Dijkgraaf und Bettina Baltschev, die Kuratorinnen des Gastlandprogramms Niederlande & Flandern 2024, über Themen, Formate und erste Namen eines großen Auftritts

International Slider

„Es geht immer ums Vollenden“ 

Buchmesse-Nachschlag, Teil 3: Unter dem Motto „meaoiswiamia“ feierte Österreich die Vielfalt seiner Literatur. Insgesamt kamen rund 200 Autorinnen und Autoren aus Österreich zu mehr als 110 Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der Stadt.

Leipzig liest Slider

Endlich! Wieder! 

Buchmesse-Nachschlag, Teil 1: Die erste Gewandhaus-Eröffnung seit vier Jahren wurde mit überschäumender Freude gefeiert – überschattet vom Angriffskrieg auf die Ukraine. Aufmerksamkeitsdusche, reloaded.

Wir

„Kein Schreibtisch-Job“ 

Bitte nicht alle auf einmal: Als Referent für die Tageskassenkoordination kümmert sich Tom Geißler darum, dass wir Besucher möglichst reibungslos zu unseren Tickets und aufs Messegelände kommen. Das ist alles andere als trivial

International

Leben und Schreiben

Intelligent und unterhaltsam: Der Podcast „Literaturgespräche aus dem Rosa Salon“ mit Katja Gasser verkürzt die Zeit bis zum Gastlandauftritts Österreichs im Frühjahr.

Wir

Ideen Raum geben 

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es: Als Teamleiter bei der Leipziger Messe-Tochter FAIRNET kümmert sich Christian Merkel darum, tolle Ideen auf die Straße zu bringen.

Wir

Brücke zum Osten

März-Splitter (1): Statt Messe-Eröffnung feierte Leipzig die Verleihung des Buchpreises zur Europäischen Verständigung

International

Poetische Archäologin

Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geht in diesem Jahr an Maria Stepanova – eine Schriftstellerin, die für das andere, nicht-imperiale Russland steht