Was Leipzig liest bedeutet, habe ich leibhaftig so richtig erst erfahren, als wir mit Klett Kinderbuch zum ersten Mal einen eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse hatten. Vorher war Leipzig liest für mich natürlich auch schön: die vor Literatur vibrierende Stadt, Lesungen an den unmöglichsten Orten, Gespräche mit wildfremden Menschen in der Straßenbahn über Autoren, Bücher, Verlage … dieses unverwechselbare „Wir alle schwimmen in Literatur“- Gefühl, das man an den Messetagen in dieser Stadt erlebt wie nirgendwo sonst. Aber am eigenen Stand erlebte ich die Bedeutung dieser zwei Wörter noch einmal neu. Leipzig kam, setzte sich hin und las. Nicht ganz Leipzig, das ist klar. Aber komplette Leipziger Familien, mit zwei, drei oder vier Kindern. Eine hat mich besonders beeindruckt. Angeschmiegt von beiden Seiten und auf dem Schoß sitzend, ließen sich die Kinder in aller Ruhe von ihrem Papa ganze Bücher vorlesen, eins nach dem anderen. Ich hatte derweil Gespräche, Termine an anderen Orten, ich war mal auf Toilette – wenn ich zurückkam, saßen sie immer noch da. Bis alle Bücher ausgelesen waren. Im nächsten Jahr kamen sie wieder und lasen wieder alles durch. Leider sind sie jetzt zu groß geworden und kommen nicht mehr. Auch unser Programm ist größer geworden – es wäre jetzt schwierig, alle unsere Titel hintereinanderweg zu lesen. Aber dieses Leipzig-liest-Bild hat mich durch die erste Zeit begleitet: Wir sind mit Klett Kinderbuch genau in der richtigen Stadt gelandet.
Monika Osberghaus, Jahrgang 1962, arbeitete als Buchhändlerin, studierte Kinderliteratur und betreute zehn Jahre die Kinderbuchseiten der F.A.Z. Heute ist sie Verlegerin von Klett Kinderbuch. Sie lebt mit Mann und Sohn in Leipzig.