Im Norden Amsterdams wo sich alte Maschinenhallen und Werftgebäude in den letzten 15 Jahren in Kreativ-Spaces verwandelt haben, finden wir das Designstudio VOUW. Justus Bruns und Mingus Vogel haben es 2017 mit der Überzeugung gegründet, dass Technologie nicht nur auf Effizienz und Produktivität ausgerichtet sein muss. Die Pioniere des Slowtech entwickeln Designs, die Menschen in der echten Welt auf eine positive Weise zusammenführen. Ein beeindruckender Riesen-Raum, in dem an Rechnern und mit solidem Handwerkszeug gearbeitet wird. In der großen Halle von VOUW Design treffen wir auf eine Reihe von digitalen Literaturprojekten, die auch in Leipzig zu Gast sein werden. Hier geht es nicht um E-Books oder Hörbücher, sondern – die technologische Revolution macht’s möglich! – ein völlig neues Genre.
VER – Abkürzung zum Herzen: Für die Dichterin, Schriftstellerin und Performerin Dorien Dijkhuis ist die Poesie das intuitivste und sinnlichste Genre – es spricht, so sagt sie, „unser Reptilien-Gehirn“ an. „Kann man sein Gehirn, die Gedanken, ja das Denken selbst einfach abschalten und quasi „eine Abkürzung zum Herzen“ nehmen? Diese Frage bildet für Dijkhuis den Ausgangspunkt für das Vorhaben, Virtual Reality mit Lyrik zu kombinieren – und damit „einen Schritt übers Papier hinaus“ zu gehen. Gemeinsam mit dem VR-Entwickler Harm van de Ven hat sich Dijkhuis nun an die Entwicklung eines neuen Mixed-Genres gemacht. In VER betritt man eine intime, handgezeichnete Welt. Die Stimme der Dichterin nimmt einen mit, man hört geigen- und Cello-Musik, die eigens für VER komponiert wurde, und schon findet man sich inmitten eines erstaunlichen Universums wieder, das sich langsam um einen herumbewegt. „Bislang waren wir mit einer Demo-Version unserer VR-Installation auf zwei kleineren Festivals in den Niederlanden und haben tolle Reaktionen bekommen. Nach Leipzig kommen wir mit einer eigens erstellten deutschen Version.“ Dorien Dijkhuis hofft, so auch Menschen zu erreichen, die bislang mit Poesie fremdeln. „Wir wollen Türen zur Dichtung hin öffnen.“
StoryScope – Die Geschichtenerzählmaschine: Schon im letzten Jahr sorgten Ramon Verberne und Mira Van Kuijeren von der Stichting Interactive Culture für Furore auf der Leipziger Buchmesse. Ihr StoryScope im Kinder- und Jugendbereich der Messe war ständig dicht umlagert. Und auch in diesem Jahr wird die moderne Laterna Magica wieder live zu erleben sein. Das StoryScope sieht wie eine magische Kiste aus. Man bewegt Würfel über eine leuchtende Glasplatte und erweckt so Silhouetten auf dem Bildschirm zum Leben. Die Schattenrisse und die Kulisse stammen aus den Büchern erfolgreicher Kinderbuchautoren und -autorinnen. Dazu können Kinder im Handumdrehen eigene Figuren oder Gegenstände zeichnen und sie dem StoryScope hinzufügen.
„Gerade in Zeiten, wo die Kids von klein auf extrem bildschirmfixiert sind, erlaubt unser Ansatz, dass sie ihre eigenen kreativen Ideen in Geschichten packen können“, erklärt Ramon Verberne. Für Leipzig haben sich die smarten Niederländer zwei StoryScope-Versionen ausgedacht: In der ersten spielt man mit den Geschichten aus der Monstersee-Welt vom flämischen Autor Leo Timmers.
In der zweiten Version spielt Bob Popcorn die Hauptrolle, eine Figur, die alle Herzen im Sturm erobert und aus den Büchern des Illustrators Martijn van der Linden und die Schriftstellerin Maranke Rinck stammt.
Wann & Wo:
VER: 21. bis 24. März, ab 17 Uhr, Schaubühne Lindenfels
StoryScope: 21. bis 24. März, 18-18 Uhr, Halle 3, A 602, am Familiencafé