Schweinevogel, dieses seltsame Mischwesen, hat mich seit meinem 19. Lebensjahr begleitet. Ein echtes Kind der DDR, wo man nirgends legal Comics drucken konnte. 1987 habe ich mich also einfach in ein Messehaus geschlichen – und die ersten Exemplare meines Fanzines „Klump’n’Schlomp“ an einem Minolta-Kopierer vervielfältigt. 1989 erschien Schweinevogel dann als wöchentlicher Strip in der frisch gewendeten „Leipziger Volkszeitung“. Inzwischen tritt er, ganz old-fashioned, im Digitalen auf – in der „Leipziger Internetzeitung“.
Ich habe immer mal wieder versucht, ihn mainstreamiger zu machen, zum Geldschwein, sozusagen. Aber Schweinevogel lässt sich nicht einfangen und verwursten. Er ist ein sperriger Charakter; jeder neue Strip eine Herausforderung, weil er sein Eigenleben nie aufgegeben hat. Wir hatten immer unsere Beziehungskrisen, Liebe und Hass, wie das in Familien so ist. Kaum zu glauben: Über der Arbeit am Schweinevogel-Film bin ich Veganer geworden, mit 39. Und meine beiden Kinder sind mit diesem Geschwister-Kind aufgewachsen. Es war immer klar: Da gibt’s noch jemanden, der in der zweidimensionalen Welt zu Hause ist. Der aber dazugehört.
Schwarwel, geboren 1968 in Leipzig, ist Comic-Zeichner, Illustrator und Art Director von Glücklicher Montag, einem Studio für Animation, Grafik und Multimedia. Eine 25jährige Zeitreise durch den Comic-Kosmos rund um seine berühmteste Figur ermöglichen die beiden dicken Bände „Schweinevogel Total-o-Rama“ (2010 und 2013).
Foto: Nils Kahlefendt