Ein eigener Messestand als Autor:in: „Für die Buch-PR eine einmalige Chance“

Ein eigener Messestand als Autor:in: „Für die Buch-PR eine einmalige Chance“

LBM: Warum lohnt sich ein eigener Stand auf der Buchmesse für das Autor:innen-Marketing?

Deborah Klein: Zuallererst ist die Präsenz entscheidend, das gilt mit und ohne Messestand. Um dann auf der Leipziger Buchmesse unter den zahlreichen Besucher:innen und Aussteller:innen aufzufallen, ist die frühzeitige Planung des eigenen Messeauftritts ein wichtiger Bestandteil der eigenen Autor:innen-PR. Diese Aufgabe gilt übrigens für Selfpublisher:innen  und Verlagsautor:innen gleichermaßen. Und auch wenn das Arbeitsaufkommen im Vorfeld einer Buchmesse stets enorm ist, kann der Auftritt vor Ort interessante Gespräche mit den Medien bringen und auch zur Vernetzung mit dem Publikum beitragen. Wichtig ist daher, rechtzeitig eine Entscheidung für den eigenen Messestand zu treffen, dennoch können auch Last-Minute-Buchungen eine erfolgreiche Präsenz schaffen.  

LBM: Die Vorbereitung ist also ein Erfolgsfaktor für den Messeauftritt. Wie sieht denn eine fundierte Planung aus, um PR-Maßnahmen zu bestimmen?

PR-Beraterin Deborah Klein sieht in der Leipziger Buchmesse viel Potenzial für die Buch-PR von Autor:innen. Copyright: Deborah Klein

Deborah Klein: Die Pressearbeit sollte von ausstellenden Autor:innen, insbesondere Selfpublisher:innen, grundsätzlich proaktiv und so früh wie möglich begonnen werden, um sich bei der Presse und dem Publikum vor Ort sichtbar zu positionieren. Zu den Tätigkeiten, die ein:e Selfpublisher:in vornehmen kann, zählen die Erstellung einer Pressemitteilung sowie die Einladung ausgewählter Pressevertreter:innen an den Messestand. Um eine professionelle Ansprache sicherzustellen, nutzen Selfpublisher:innen hierzu vereinzelt die Unterstützung von PR-Berater:innen oder einer PR-Agentur, die ideal auf Autor:innen- und Buch-PR spezialisiert sind. Aber auch Verlagsautor:innen nutzen neben der Unterstützung durch den Verlag zunehmend externe Pressearbeit, um mit ihrem Buch noch stärker im Markt wahrgenommen zu werden.

LBM: Wie kann man die richtigen Orte und Formate für die Autor:innen-PR auf der Buchmesse finden?

Deborah Klein: Um sich als Autor:in mit dem eigenen Messeprogramm und dazugehörigem Werk bei Presse- und Medienvertreter:innen hervorzutun, ist es ratsam, durch sorgsame PR-Maßnahmen selbst die Initiative zu ergreifen und eine Vernetzung mit passenden Gesprächspartner:innen vor Ort zu organisieren. Häufig stellt sich auch die Frage nach dem idealen Ausstellungsort, also welche Halle bzw. welche Bühne passt zu mir? Hier steht das Team der Leipziger Buchmesse beratend zur Seite und koordiniert einen geeigneten Ausstellungsort. Neue Trends werden dabei stets berücksichtigt, so hat das Buchmesse-Team in diesem Jahr das Angebot für New Adult-Fans auf mehrere Hallen ausgeweitet und zielt damit verstärkt auf ein junges Publikum ab. Autor:innen stehen demnach vor der Aufgabe, die Areale und das Programm in Ruhe für sich prüfen, um eine Orientierung auch vor  Ort zu finden.

LBM: Wie kann die Pressearbeit für Autor:innen vor Ort konkret gelingen?

Deborah Klein: Da auf der Buchmesse zahlreiche Pressevertreter:innen unterwegs sind, birgt dies ein enormes Potenzial für ausstellende Selfpublisher:innen und Verlagsautor:innen, um den Bekanntheitsgrad der eigenen Autor:innenmarke zu steigern. Eine autonome Berichterstattung kann zudem über die eigenen Kanäle wie Social Media erfolgen, hier macht es Sinn, den offiziellen Hashtag der Buchmesse #LBM25 stets einzubinden. Vor der Durchführung von Live-Gesprächen oder Präsentationen sollte ein Hinweis dieser Veranstaltungen medial, also in lokalen Veranstaltungskalendern der Branche sowie den sozialen Medien, effektiv verteilt werden. Lesungen, die im Rahmen des Lesefests Leipzig liest stattfinden, werden übrigens automatisch vom Buchmesse-Team in der Programmübersicht aufgeführt.

LBM: Welche Vor-Ort-Materialien sollten als ausstellende:r Autor:in ideal verfügbar sein?

Deborah Klein: Klassische Visitenkarten und Flyer zum Autor:innen – und Buchprofil sind ein guter Start, aber auch eine Broschüre mit einer Terminübersicht der eigenen Vor-Ort-Veranstaltungen wie Signierstunden, Lesungen am Stand, Vorträge etc. kann in der Auslage bereitstehen. Für die Gespräche mit den Medien ist eine professionelle Pressemitteilung des aktuellen Buches bzw. aller Bücher als ausgedruckte Übersicht empfehlenswert. Darin sind in der Regel auf 1-2 Seiten die Fakten zum Buch wie Erscheinungstermin, Format, Anzahl der Seiten, ISBN, Verkaufspreis und ein paar Infos zum Inhalt und dem Autor:innenprofil gegeben. Buchexemplare sollten für den Vor-Ort-Verkauf in großer Stückzahl vorrätig sein, ebenso gekennzeichnete Rezensionsexemplare für die Medienvertreter:innen. Im Gespräch oder per Beamer am Stand kann zudem ein Laptop bzw. Tablet für digitale Vorführungen bereitstehen, um Einblicke in die eigene Website, den Blog, Image-Videos oder soziale Medien zu geben.

LBM: Haben Sie noch einen Hinweis für das PR-Budget?

Deborah Klein: PR-Pakete und Leistungen sind pro Autor:in sehr individuell, daher gibt es hier keinen Maßstab. Ich empfehle Autor:innen, sich im Fall unterschiedliche Angebote einzuholen und diese mit dem eigenen Budget zu vergleichen. Sollte man ganz autonom vorgehen, gilt die Grundregel: Alle potenziellen Kosten einmal aufschreiben und diese durch den Verdienst pro Buch teilen. Das Ergebnis ist ein guter Richtwert an Büchern, die man zur Buchmesse als Aussteller:in mitnehmen sollte. Grundsätzlich ist der monetäre Einsatz aber nicht mit dem Ertrag der Autor:innenmarke direkt gegenzurechnen, da sich ein Messeauftritt grundsätzlich über die Messetage hinaus auszahlt und dieser einen langfristigen Effekt hat. Mit einer wohlüberlegten Vorbereitung, einem steten Blick auf das Budget sowie einer professionellen Ansprache gen Öffentlichkeit sind die Grundpfeiler für einen erfolgreichen Messeauftakt gelegt. Und die Freude vor Ort ist sowieso unbezahlbar.

Deborah Klein ist freie PR-Beraterin mit Sitz in Hamburg. Die Kommunikationsexpertin berät vor allem Verlage, Autor:innen sowie Literaturagenturen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihren Schwerpunkten gehören neben der klassischen Pressearbeit auch die Planung von Lesungen und die Produktion von Buchtrailern. Zu ihren vorherigen beruflichen Stationen als Pressesprecherin zählen u. a. der Holtzbrinck Verlag sowie der Selfpublishing-Dienstleister Books on Demand.

Haken dran!

Haken dran!

„Am Schkeuditzer Kreuz ist immer was los. Aber das Kamener Kreuz ähnelt meist einem großen Parkplatz.“ Wenn man Sophie Schwarz nachts wecken würde, könnte sie wohl noch heute die Autobahnkreuze des Ruhrschnellwegs hersagen, jener berüchtigten A 40 zwischen Essen und Duisburg, die wegen notorischer Staus im Volksmund auch „Ruhrschleichweg“ genannt wird. Schwarz hat nämlich nicht nur einen Master in Chemie – sie hat praktisch während ihres ganzen Studiums beim privaten Radio gearbeitet: Mit einem Vertrag als Werkstudentin. Einer ihrer Arbeitgeber, die Regiocast (Radio PSR, RSA und Energy Sachsen) , hat lange Zeit auch als Dienstleister für den Deutschlandfunk Wetter- und Verkehrsmeldungen produziert.   

Obwohl Sophie Schwarz Medien aller Art schon immer spannend fand, landete sie, was ihr Studium anging, schließlich bei ihrer zweiten Liebe – der Chemie. „Analytische Prozesse liegen mir“, sagt sie, entwaffnend selbstbewusst. Und da sie der einschlägige Medienstudiengang in Leipzig nicht recht überzeugte, begann sie nach einem kurzen Flirt mit der Betriebswirtschaft ein Chemie-Studium an der Universität Leipzig. Während sie für ihre Abschlussarbeit poröse Membranen auf Filtereigenschaften untersucht und sich nebenbei in der Fachschaft engagiert hat, war der Brotjob im Funk immer wichtig: „Ich habe den Hörerservice betreut, das Team für die Gewinnspiele gebrieft, Verkehrsmeldungen geschrieben, Telefondienste geschoben – alles, was im schnellen, nur als Mannschaftssport denkbaren Radioalltag so anfällt.“

Sophie Schwarz hätte an der Uni bleiben und in ihrem Fach promovieren können – doch das zähe try-and-error langwieriger, nicht selten jahrelanger Versuchsreihen, verbunden mit den Unsicherheiten im Wissenschaftsbetrieb hat sie dann doch etwas abgeschreckt. „Mir liegt eher das Erfolgserlebnis auf der kürzeren Strecke.“ Schwarz bewarb sich nach dem Abschluss im letzten Sommer breit – ein Job im Umweltmanagement oder einer kommunalen Verwaltung schien ihr reizvoll. Doch dann kam es anders. „Als ein Freund mir steckte, dass die Leipziger Buchmesse eine Office-Managerin suchte, wurde ich hellhörig. Ich habe die Stellenbeschreibung gelesen und fand das spannend. Schließlich habe ich ja schon beim Radio sehr viel organisiert.“

In diesem Moment erinnerte sich Sophie Schwarz auch daran, dass sie auf der Suche nach einem Praktikumsplatz für ihr Wirtschaftsstudium schon einmal bei der Leipziger Messe den Hut in den Ring geworfen hatte. „Damals habe ich mich auch beim Radio beworben. Und die waren schneller.“ Nun denkt sie immer ernsthafter über die Stellenanzeige der Buchmesse nach. „Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Dann wurde ich eingeladen – und dann hatte ich den Job.“ An ihren ersten Arbeitstag, ein Montag im letzten Juni war das, kann sie sich noch gut erinnern. „Was den Dienstbeginn angeht, war 8.30 Uhr erst mal eine komplette Umstellung im Vergleich zum Radio – dort geht’s in der Regel um 6 Uhr los.“ Es folgten die Vorstellungsrunde mit den Kolleginnen und Kollegen, IT-Einweisung und Datenschutzschulung. „Seitdem lerne ich trotzdem noch an jedem Tag etwas Neues dazu.“ 

Wenn Sophie Schwarz über den Reiz des Organisierens spricht, über das Vergnügen, scheinbar mühelos ein diffuses Gewusel in glasklare Strukturen zu verwandeln, muss ich an den Schweizer Ursus Wehrli denken, dem mit „Kunst aufräumen“ (Kein & Aber 2002) ein veritabler Bestseller glückte: Mit größter Akribie zerlegt er darin berühmte Gemälde – und sortiert die Schnipsel nach neuen Kriterien. Ob Kandinsky oder Klee, Haring oder Picasso, Wehrli lässt keinen aus. Das Ergebnis lässt sich auf mehr als einem Dutzend Doppelseiten bestaunen: Links etwa ist ein Miró im Original abgedruckt, rechts hat ihn Wehrli, nach Farben und Formen sortiert, kunstvoll neu zusammengestapelt. Muss man sich das Talent von Sophie Schwarz so vorstellen?

Was reizt sie tatsächlich am Organisieren? Sie denkt kurz nach, lächelt, und sagt: „Ein großes unbekanntes Problem in kleine Probleme aufteilen – und dann Stück für Stück abarbeiten. Und dann am Ende des Tages Haken setzen: Das finde ich cool.“ Dabei ist Schwarz’ Arbeitsalltag alles andere als monoton, sie bewegt sich in ganz vielfältigen Bereichen – egal, ob sie sich mit Team-Orga beschäftigt oder die Reisen und Termine von Buchmesse-Direktorin Astrid Böhmisch vorbereitet. Während sie im Job die zu lösenden Aufgaben auf einem digitalen Kanban-Board, einem agilen Projektmanagement-Tool, vorwärtsbewegt, bevorzugt sie privat Papier-Planer. Die Spannung steigt in diesen Tagen und Wochen: Obwohl sie als Besucherin schon ungezählte Male dabei war, wird Sophie Schwarz im März ihre ganz persönliche Buchmesse-Premiere erleben. Sie wirkt so, als könne ihr das nicht wirklich den Schlaf rauben: „Grundsätzlich komme ich ja aus einem recht schnellen Umfeld“, lacht sie. „Radio ist flott.“

Vor elf Jahren ist Schwarz, die in der Skatstadt Altenburg aufgewachsen ist, nach Leipzig gezogen. Eine gute Entscheidung für jemanden, der das Lesen „in jeder Form und Farbe“ liebt: „Physische Bücher, e-Books oder Hörbücher, mir ist alles recht.“. Zur Buchmesse, wenn sich die Stadt in eine große Lesebühne verwandelt, nimmt sie gern Tuchfühlung mit ihren Lieblingsverlagen auf. Romance und Fantasy stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Romane von Sarah J. Maas (1986 in New York City geboren) hat Schwarz komplett gelesen: „Sie hat ein großartiges Universum erschaffen.“ Auch von der „Flammengeküsst“-Reihe von Rebecca Yarros (*1981) lässt sich die Office-Managerin nach Dienstschluss ins Reich der Phantasie entführen. Während Sie diese Zeilen hier lesen, könnte es gut sein, dass Sophie Schwarz sich über „Onyx Storm“, die eben erscheinende, farbschnittige Fortsetzung von „Fourth Wing“ und „Iron Flame“, beugt. Ihr Kanban-Board hat sie dennoch fest im Blick: Check. Check. Und: Check.