Bei der nächsten Manga-Comic-Con im März wird aus der bisherigen Gemeinschaftspräsentation MCC Kreativ die New Artist Alley – an der Weltsprache Englisch führt kein Weg vorbei?
Sassette Scheinhuber (lacht): Das spart uns an der ein oder anderen Stelle Übersetzungsarbeit…
Im Ernst: Was hat Sie veranlasst, diesen Schritt zu gehen?
Kerstin Krämer: Man muss ihn vor dem Hintergrund einer generellen Überarbeitung unseres Hallenkonzepts sehen. Wir haben ja sämtliche Ausstellungsbereiche in den Hallen 1 und 3 umbenannt. Wir haben uns gefragt: Wie können wir am Puls der Zeit bleiben, noch mehr Besucher anlocken? Wir haben uns dazu, klar, auch andere Conventions angeschaut – und uns am Ende in den Bezeichnungen an eine japanische Stadt angelehnt – mit ihren Straßen, Plätzen und speziellen Ecken. Das Ganze natürlich in Englisch. Und da passte MCC Kreativ nicht rein…
Scheinhuber: Mit einer Umbenennung allein ist es natürlich nicht getan. Wir feiern 2024 zehn Jahre Manga-Comic-Con; den Bereich MCC Kreativ gibt es dabei schon seit dem Start 2014 – insofern galt es, generell an ein paar Stellschrauben zu drehen, ein bisschen aufzuräumen, frischen Wind reinzubringen. Mit dem neuen Namen lässt sich das perfekt kommunizieren.
Krämer: Ein Punkt, der uns wichtig ist: Wir wollen den Bereich der kreativen Einzelkünstler deutlicher abgrenzen von den Künstlerinnen und Künstlern, die sich schon einen eigenen Messestand leisten. In unseren Köpfen war die Trennung vorhanden – aber nicht bei Ausstellern und Publikum. Der Bereich MCC Kreativ war auf 130 Teilnehmer begrenzt, die aus 400 bis 500 Bewerbungen ausgelost wurden. Allerdings hatten nicht wenige offenbar sehr stabiles Losglück, und waren immer wieder dabei – obwohl die Auslosungen notariell überwacht wurden und wir auch streng darauf geachtet haben, Doppelbewerbungen zu vermeiden.
Nun führen Sie einen Turnus ein?
Scheinhuber: Das ist die wahrscheinlich krasseste Neuerung. Die Teilnahme an der New Artist Alley ist nur noch alle drei Jahre möglich. Teilnehmer, die ausgelost wurden und sich angemeldet haben, können sich erst nach drei Jahren erneut bewerben…
Krämer: … oder regulär Aussteller werden, mit einem kleinen Stand.
Stimmt, aber auch der kostet! Für manche Künstlerinnen und Künstler war der Bereich MCC Kreativ auch aufgrund der günstigen Preise attraktiv. Wird die New Artist Alley nun teurer?
Scheinhuber: Ja, aber das Gros der Bewerber hat realisiert, dass es in den vergangenen drei Jahren generell Preissteigerungen gegeben hat. MCC Kreativ war ein von uns bezuschusster Bereich, vor allem im Standbau haben wir da ordentlich was draufgelegt – und das lange vor Corona! Das Projekt soll nun weitgehend kostendeckend laufen, im Idealfall mit einer schwarzen Null.
Sie haben auch die Teilnehmerzahl strenger limitiert: Statt 130 Künstlerinnen und Künstler der MCC Kreativ liegt die Höchstgrenze der New Artist Alley bei 80 Plätzen…
Krämer: Das muss man vor dem Hintergrund einer insgesamt positiven Entwicklung in diesem Kreativ-Segment sehen. Sehr viele Künstler haben uns im Vorfeld signalisiert, dass sie 2024 eigene Stände mieten wollen. Zum anderen waren die 130 Plätze bei MCC Kreativ schon die Obergrenze dessen, was Besucher sinnvoll aufnehmen können. Und wir mussten damit rechnen, dass sich der Pool der potenziellen Bewerber durch den Drei-Jahres-Turnus etwas verringert. Deshalb die Begrenzung auf 80 Plätze bei der New Artist Alley. Es ist eine Konzentration, von der alle profitieren: Die Künstlerinnen und Künstler und das Publikum.
Wie viele Bewerbungen haben Sie für die erste New Artist Alley erhalten?
Scheinhuber: Es waren 415; damit lagen wir auf dem Level der Vor-Corona-Zeit.
Krämer: Wir sind insgesamt mit dem Stand der Jubiläums-MCC hoch zufrieden! Wir hatten im Frühjahr 397 Aussteller auf einer Fläche von 3880 Quadratmetern. Für 2024 konnten wir bei Ausstellern und belegter Fläche noch einmal zulegen. Wenn wir speziell auf den Kreativ-Bereich schauen: Da hatten wir im Frühjahr über 100 Künstlerinnen und Künstler mit eigenem Stand, dachten aber, dass das mit der BKM-Förderung zusammenhängt. Dank der Neustart-Kultur-Gelder konnten wir ja 30 Prozent Rabatt auf den eigenen Messestand gewähren. Diese Förderung ist nun ausgelaufen. Insofern haben wir prognostiziert, dass der Run auf eigene Stände etwas abebbt. Aber es sind jetzt mehr als im Frühjahr 2023!
Abschließend gefragt: Welche Bedeutung kommt dem Kreativ- und Künstlerbereich auf der MCC aus Ihrer Sicht zu?
Scheinhuber: Für Künstlerinnen und Künstler ist die MCC eine der wichtigsten Veranstaltungen im Jahr. Im Gegensatz zu anderen Conventions haben wir den Vorteil, dass hier auch alle relevanten Verlage ausstellen. Am Ende des Tages hat das Gros der nicht-kommerziellen Kreativen doch das Ziel, ihr Werk über einen professionellen Verlag zu veröffentlichen. Die meisten, die hier Artworks und selbstproduzierten Merch anbieten, schreiben eigene Manga oder zeichnen Comics. Hier finden sie das Publikum und die Fachplattform, die sie suchen.
Krämer: Durch die Verknüpfung von Leipziger Buchmesse und MCC erreicht man schlicht andere Publikumsbereiche als auf einer reinen Anime- oder Manga-Convention mit jeweils sehr spitzer Zielgruppe. Bei uns in Leipzig trifft man auf Schulklassen, Lehrer, Eltern, ein neugieriges allgemeines Publikum. Das ist ein ungeheures Pfund!
Kerstin Krämer ist Projektdirektion Bildung / Kinder+Jugend / Manga-Comic-Con und leitet das Management der Leipziger Buchmesse.
Sassette Scheinhuber ist Projektmanagerin bei der Manga-Comic-Con.