Aufbau war bei der buchmesse_popup im Mai dabei; ein Ersatz für die pandemiebedingt abgesagte Leipziger Buchmesse konnte das aber nicht wirklich sein?
Constanze Neumann: Von unserer Seite gab es das Engagement, um klar zu zeigen: Wir brauchen die Leipziger Buchmesse! Mein Interesse war nicht, etwas Neues zu etablieren, was dann fortgeführt werden soll. Mein Wunsch und der unserer Verlagsgruppe ist es, dass Leipzig an der Veranstaltung anknüpft, die wir bis 2019 kannten – und die die meisten von uns ziemlich gelungen fanden.
Ich brenne sehr für diese Messe, auch weil ich um ihre Tradition und Bedeutung weiß.
Constanze Neumann, Verlagsleiterin von Aufbau und Blumenbar
Was hat Ihnen als Verlagsleiterin und auch als Autorin in Corona-Zeiten gefehlt?
Neumann: Ganz klar: Der Austausch mit den Leserinnen und Lesern.
Also etwas, das schon in der DNA der Publikumsmesse in Leipzig angelegt ist?
Neumann: Genau. Für Autorinnen und Autoren ist es in den letzten zweieinhalb Jahren deutlich schwieriger geworden, Leserinnen und Leser live zu erreichen – wenn sie nicht bereits über einen gewissen Bekanntheits-Bonus verfügen.
Spüren Sie mit Blick auf Herbst und Winter Verunsicherungen bei Lesungs-Veranstaltern?
Neumann: Ja, natürlich. Deutlich gewachsene Kostenblöcke betreffen alle, auf die eine oder andere Art und Weise. Ob das bei uns exorbitante Papierkosten sind, oder Veranstalter, die noch nicht wissen, ob sie ihre Räume warm bekommen – manchmal hat man das Gefühl, es wartet jeden Tag eine neue, nicht ganz so schöne Überraschung auf uns. Dass es an allen Ecken und Enden schwieriger wird, ist wohl jedem klar.
Insofern wäre es ja nur logisch, wenn viele Hoffnungen jetzt schon in den Frühling gehen. Gibt es bei Ihnen bereits erste Pläne und Projektionen für April 2023?
Neumann: Unsere Programme stehen, diese Woche ist Vertreterkonferenz. Wir hoffen natürlich, dass viele unserer Autorinnen und Autoren bei Leipzig liest dabei sein können. Wir werden in Frankfurt jetzt noch einmal einen Gemeinschaftsstand mit Suhrkamp, Hanser und C.H. Beck haben. Für Leipzig planen wir einen eigenen Auftritt. Unterm Aufbau-Dach versammeln sich ja auch einige kleinere Label wie die Andere Bibliothek, Edition Braus oder Chr. Links. Wir wissen, dass die Leute neugierig sind! Gerade in Leipzig will man natürlich wissen: Was passiert bei Chr. Links?
Der Verlag hat erst in Pandemie-Zeiten am Moritzplatz angedockt, es ist also der erste Auftritt als Teil der Aufbau-Gruppe…
Neumann: 2019 hatte Christoph Links noch seinen eigenen Stand in Leipzig; 2020 sollte er erstmals bei uns mit dabei sein.
Für Sie als Leipzigerin ist die Messe ein Heimspiel, auch wenn Sie aus Berlin anreisen?
Neumann: Ich brenne sehr für diese Messe, auch weil ich um ihre Tradition und Bedeutung weiß. Es gibt Dinge, bei denen wir in Pandemie-Zeiten gemerkt haben, dass sie durchaus verzichtbar sind – man muss nicht für einen Sechzig-Minuten-Termin von Berlin nach München reisen. Zwanghaftes Reisen, auch für kleinere Termine, ist wohl eher out. Wenn man sich bereits gut kennt, ist ein monatliches jour fixe über Zoom oder Teams sehr OK. Da muss keiner in den Zug steigen. Bei der Messe ist das nicht so – die wird gebraucht! Nicht zuletzt wegen der vielen ungeplanten Begegnungen.