1991 – vor 25 Jahren startete die erste Ausgabe des Lesefestes „Leipzig liest“ auf Initiative von Club Bertelsmann und der Stadt Leipzig. Persönliche Begegnungen, spannende Debatten und unvergessliche Momente erleben seither Besucher, Macher und Mitwirkende. Zur Jubiläumsausgabe vom 17. bis 20. März haben wir einige Macher und Mitwirkende gefragt, welche Bedeutung das mittlerweile größte Lesefest Europas für sie hat und welche spannenden, emotionalen oder witzigen Erlebnisse sie mit „Leipzig liest“ verbinden. Den Interviewreigen eröffnet Oliver Zille. Der heutige Buchmessedirektor übernahm vor 25 Jahren die Verantwortung für die Leipziger Buchmesse und kennt das Lesefest Leipzig seit der ersten Stunde.
Was bedeutet für Sie Leipzig liest?
Das Lesefest ist und bleibt das Herz unserer Leser- und Autorenmesse. Während auf der Messe selbst darüber verhandelt wird, wie in Zukunft gelesen wird und wie man sich über Literatur künftig am besten informiert und austauscht, wie man Bücher und Inhalte kauft oder leiht oder gar selbst zum Autor wird, stehen beim Lesefest der Autor und sein neues Werk im Mittelpunkt. Und die Konzentration ist viel stärker gebündelt. Für die Verlage ist es ein guter Marketingverstärker, für die Autoren, die teilweise über Jahre an einem Buch gearbeitet haben ist es eine wichtige Selbstbestätigung und immer auch ein Praxistest, für die Leser eine wunderbare Gelegenheit, neue Autoren persönlich kennen zu lernen und mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Und ich bin fest überzeugt davon, dass ein so breit angelegtes Lesefest für Jedermann die allerbeste Werbung für das Medium Buch ist und bleibt.
Was ist Ihr schönster Leipzig liest-Moment?
In 25 Jahren hatte ich davon sehr viele, wo anfangen, wo aufhören? Als Messemann war und ist es für mich immer besonders spannend, wenn neue Veranstaltungsreihen und Leseformate das erste Mal an den Start gehen. Dann ist man natürlich gespannt, wie es den Akteuren dabei geht und vor allem auch wie das Publikum reagiert. Da geht mir sehr vieles durch den Kopf, wie 1992 das erste Berliner Zimmer mit Gregor Gysi und Heiner Müller, das aufgrund des riesigen Publikumszustroms zunächst in den Alten Rathaussaal und von dort dann flugs auf den Marktplatz verlegt werden musste, oder 2005 die erste Verleihung zum Preis der Leipziger Buchmesse, an deren Erfolg für die Entwicklung von Messe und Lesefest sehr viel hing, die Lange Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei seit 2006 oder auch die im vergangenen Jahr gestartete Veranstaltungsreihe im Forum “Die Unabhängigen“. Aber wenn ich mich persönlich auf einzelne Autorenlesungen konzentrieren will, dann kann ich das bei meinem Messeterminkalender ehrlicherweise besser übers Jahr und außerhalb der Messezeit tun. Bei den vielen interessanten Themen und Namen auf der Messe ist das manchmal mehr als bedauerlich. Aber über die Zeit musste ich mich auch daran gewöhnen.
Worauf freuen Sie sich zur kommenden Buchmesse?
Am meisten freue ich mich natürlich auf unsere Gäste, auf anregende Gespräche mit unseren Ausstellern und mit Fachbesuchern, auf möglichst neugierige Journalisten, ich freue mich darauf neue Autoren für mich als Leser zu entdecken und ich freue mich auf “unser“ Publikum, auf offene und begeisterungsfähige Leser aller Altersstufen. Darüber hinaus wünsche ich mir natürlich, dass unsere vielen Projekte, die wir in diesem Jahr neu beginnen, einen möglichst guten Start haben, allen voran unser Programmschwerpunkt “Europa 21“zu Zuwanderung und Integration.