Ich bin, wie viele Jugendliche meiner Generation, mit „Petzi“ und „Micky Maus“ aufgewachsen, später kamen mit dem „Zack-Magazin“ franko-belgische Comics, Jean Giraud oder Hugo Pratts „Corto Maltese“ dazu.
Als ich Anfang der 90er in Hamburg mein Studium abschloss, entdeckte ich amerikanische Undergound-Zeichner wie Gilbert und Jaime Hernandez, die in den Achtzigern mit ihrer „Love & Rockets“-Serie eine Art Sittengemälde südkalifornischer Punks geschaffen hatten. Das traf mich wie ein Faustschlag. Zum ersten Mal dachte ich: Da schöpft jemand aus den gleichen Quellen, auch wenn er woanders lebt. Total spannend!
Jugendliches Aufbegehren fühlt sich wahrscheinlich überall gleich an – egal, ob in den Suburbs von L.A. oder am Hamburger Lerchenfeld. „Der Tod von Speedy“, die deutsche Ausgabe des ersten Bands der „Love & Rockets“-Serie, ist dann meine Abschlussarbeit an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste geworden: Ich habe mich um die Rechte gekümmert, einen Übersetzer gesucht, alles handgelettert, in der Dunkelkammer der Hochschule wurden die Druckfilme hergestellt. Und plötzlich war ich Comic-Verleger.
Dirk Rehm, Jahrgang 1963, gründete 1991 in Berlin den Verlag Reprodukt, der sich seither mit Künstlern wie Daniel Clowes, Chris Ware, Barbara Yelin oder Mawil zu einer der wichtigsten Adressen für Comics abseits des Mainstreams entwickelt hat.