Das Futurium, gelegen zwischen Reichstag und Berliner Hauptbahnhof, direkt an der Spree, erkennt man schon aus der Ferne; mit seinen großen Panoramafenstern wirkt es wie ein kantiges Raumschiff. Tatsächlich erstrecken sich im Inneren über 3200 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf drei Ebenen. Vom Dach des Hauses hat man eine tolle Aussicht auf Spreebogen und Kanzleramt. „Haus der Zukünfte“ ist der Claim dieses Forums für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – ein Plural, der Christian Engelbrecht, Referent für Bildung und Partizipation am Futurium, sehr wichtig ist: „Weil da drinsteckt, dass wir nicht das Orakel von Delphi oder irgendein Zukunftsprognose-Institut sind.“ Stattdessen werden am Futurium verschiedene Zukunfts-Szenarien in den Bereichen Energie, Demokratie, Mobilität, Gesundheit, Arbeit vorgestellt. Die Leitfrage lautet stets: „Wie wollen wir leben?“
Am Futurium sind heute schon mögliche Trends von morgen zu sehen, nachgedacht wird über wünschbare, aber auch womöglich vermeidbare Zukünfte. Indem man Zukunfts-Optionen entwirft und vermittelt, prägt man die Zukunftsvorstellung der Besucherinnen und Besucher, kann den Lauf der Dinge beeinflussen – so die Überzeugung von Christian Engelbrecht und seinen Kollegen: „Das Nachdenken über Morgen hat Einfluss aufs Heute.“ Initiator des Projektes ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zu den beteiligten Partnern gehören unter anderen die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Fraunhofer Gesellschaft.
Die Dauerausstellung am Futuruim untergliedert sich in drei große „Denkräume“ – Mensch, Natur und Technik. Die Fragen, die den Besucherinnen und Besuchern nahegebracht werden sollen, reichen von den Möglichkeiten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und -arbeitens über Wege, von der Natur zu lernen bis zu einer Art „Technikfolgenabschätzung“, wie Engelbrecht erklärt: „Was bietet uns die Technik an möglichen Lösungen? Aber nicht im Sinne einer unkritischen Technik-Faszination, sondern so, wie es heute schon tagtäglich in Themenfeldern wie Gesundheitsvorsorge, Prothetik oder Robotik diskutiert wird: „Wieviel Technik wollen wir in unser Leben lassen?“
Im Untergeschoss findet man, wie in allen Museen, die heute etwas auf sich halten, das „Futurium Lab“ – ein Labor, ein Werkstattbereich, in dem sich alles um Erfinden, Experimentieren, kurz: Ausprobieren dreht. Beleuchtet werden etwa die Bereiche Bio-Design, die Zukunft der Mobilität oder der Demokratie. Im Lab integriert ist auch ein Workshop-Bereich, in dem Bildungsangebote für Erwachsene, Familien oder Schüler angeboten werden. Die Methoden, die zur Anwendung kommen, stammen aus der Zukunftsforschung oder dem Design-Thinking; mit 3-D-Drucker, Laser-Cutter oder kleinen Programmier-Aktivitäten entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigene Zukunftsvisionen. Eigens entwickelte Bildungsmaterialien wie die „Zukunftsbox“ ermöglichen die spielerische Auseinandersetzung mit künftigen Trends. Das, was am Ende erreicht werden soll, nennt sich in UNESCO-Papers „Futures Literacy“ – Christian Engelbrecht übersetzt das mit dem Bandwurmbegriff „Zukunftsgestaltungs-Kompetenz“. Was nichts Anderes meint, als die Fähigkeit, uns alternative Zukünfte vorzustellen: „Indem wir dieses Denken in Alternativen trainieren“, sagt Engelbrecht, „fühlen wir uns nicht mehr ohnmächtig und ausgeliefert – sondern sehen neue Handlungsräume. Wir werden mündiger, etwa im Verhältnis zu Daten.“
Das mobile Futurium bringt die Bildungsangebote und Workshops der Berliner in ländliche Regionen, an Schulen und Events überall in Deutschland. Auf der Leipziger Buchmesse, die zugleich eine der wichtigsten Bildungsmessen in Deutschland ist, wird das Futurium im JugendCampus Uverse zu Gast sein – mit einer spielerischen Auseinandersetzung mit möglichen Zukunftstrends in den Bereichen Stadt und Stadtplanung. Dabei wird es von begrünten Hochhäusern bis zur Frage gehen, wie Mobilität und Verkehr von übermorgen aussehen.