Als die Buchmesse im März 1998 vor die Tore der Stadt zieht, das angestammte City-Biotop gegen die großzügige Architektur auf der Grünen Wiese eintauscht, ist Gritt Philipp noch als neugierige Besucherin dabei. Ein halbes Jahr später steigt sie ins Buchmesse-Team ein. „Mein erster Tag war der erste Oktober 1998“, sagt sie, wie aus der Pistole geschossen. Ziemlich genau 20 Jahre ist das nun her, Philipp ist inzwischen die „dienstälteste“ Projektmanagerin der Buchmesse. Der Termin ist ihr trotzdem noch so präsent, da sie nur sieben Tage später ihren ersten heißen Einsatz hat: die Frankfurter Buchmesse. Am Main trifft die junge Frau erstmals „ihre“ Aussteller. Philipp ist für die Publikumsverlage „plus Religion und Kunstbuch“ verantwortlich, in Leipzig damals hauptsächlich in der Halle 3 zu finden. In Neuwiederitzsch war die Buchmesse, heute kaum zu glauben, in zwei halben Hallen gestartet, die nur drei Meter breiten Gänge sollten die alte Kuschel-Atmosphäre in die neue Zeit transportieren. „Es gab natürlich ein paar Stellschrauben, die für das Jahr Zwei verändert werden mussten“, erinnert sich Philipp. „Das lag damals auf meinem Tisch. Es war schon eine Herausforderung, quasi von Null auf Hundert zu starten. Aber es hatte den Vorteil, dass man schlagartig in allen wichtigen Prozessen drin war.“
Im „Messe-Fieber“
Gritt Philipp hat an der Technischen Universität Dresden Betriebswirtschaftslehre studiert und sich auf die Tourismus-Wirtschaft spezialisiert. Eines der Module ihres Studiengangs widmete sich dem Messe- und Kongresswesen – in seinem Verlauf absolviert sie 1995 ein Praktikum bei der Leipziger Messe GmbH. Vier Monate ist sie in der Kongress-Abteilung. Eine spannende Zeit, es sind die letzten Monate des Neubaus vor den Toren der Stadt. „Ich war mit meiner damaligen Chefin oft auf der Baustelle“, erzählt Philipp. Als Werkstudentin jobbte sie später auch in anderen Abteilungen der Messe. Dennoch beginnt ihr Weg ins Berufsleben bei einem privaten Bildungsträger; für den ersten Job zieht sie von Dresden nach Leipzig. Zwei Jahre arbeitet sie im Veranstaltungs- und Marketingbereich, doch das „Messe-Fieber“ hatte sie wohl damals schon gepackt. 1998 bewirbt sie sich – und kommt zunächst als Elternzeitvertreterin ins Buchmesse-Team.
Feste Adresse fürs Hörbuch
Neben der Ausstellerbetreuung fungiert Gritt Philipp zunächst auch als „Schnittstelle“ des Buchmesse-Teams zum „Leipzig liest“-Büro. Die Programm-Anteile, die die Messe selbst organisiert, entwickeln sich im Publikumsbereich erst über die Jahre. Als Anfang der Nullerjahre in Leipzig der Hörbuch-Schwerpunkt entwickelt wird, ist Philipp dabei. Es beginnt mit MDR, HR und SWR, zwei Ladenbauer und Sony sind als Partner ebenfalls mit im Boot. Obwohl es damals auch Bedenkenträger gibt, sind ab dem zweiten Jahr alle ARD-Anstalten mit im Boot, immer mehr Verlage docken mit einem Hörbuch-Beiboot an. Und heute? „Durch die Digitalisierung konsumieren die Leserinnen und Leser heute auf vielen Kanälen“, meint Philipp, „das gilt es, auf der Messe abzubilden“.
Nähe zu den Indies
Als Verantwortliche für die Messebereiche Belletristik, Sach- und Kunstbuch hat Gritt Philipp programmseitig auch die Belange der unabhängigen Verlage im Blick. „Unser Pfund ist die Nähe zum Leser“, sagt Philipp, „gerade die Indie-Verlage, die seit der Jahrtausendwende immer selbstbewusster agieren, schätzen dieses direkte Feedback sehr“. Seit 2006 gibt es in Leipzig die Leseinsel Junge Verlage, 2012 traten die bücher.macher mit erneuertem Format an, 2015 ging, in Kooperation mit der Kurt-Wolff-Stiftung, das Forum Die Unabhängigen an den Start. Im kommenden Jahr wird auch Neuland 2.0, die Innovationsplattform der Leipziger Buchmesse, in die vierte Runde gehen, ein Format, an dessen Entwicklung Philipp beteiligt war.
Gemeinsam im Projekt-Boot
Fragt man Gritt Philipp, was den Job für sie auch nach 20 Jahren spannend macht, muss sie nicht lange überlegen: „Es ist die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum der Aufgabe. Das trägt einen durch den ganzen Projektzyklus – vom ersten Brainstorming bis zu den letzten Detailabstimmungen mit Kollegen im Haus oder Partnern. Wenn dann Aussteller und Besucher nach vier Tagen die Buchmesse zufrieden verlassen, fühlt sich das gut an.“ Und auch der Teamgeist ist wichtig für Gritt Philipp, der Umstand, dass sich jeder auf den anderen fast nahezu blind verlassen kann: „Man sitzt im gemeinsamen Projekt-Boot, jeder hat ein Ruder in der Hand – und alle wollen gemeinsam vorwärtskommen.“
Gritt Philipp studierte nach dem Abitur an der TU Dresden BWL mit der Spezialisierung auf die Tourismus-Wirtschaft. Nach dem Abschluss arbeitete sie für zwei Jahre bei einem Leipziger Bildungsträger; im Oktober 1998 wechselte sie zur Leipziger Buchmesse. Philipp ist Projektmanagerin für die Messebereiche Belletristik und Sachbuch sowie Kunstbuch. Dazu koordiniert sie für die Messe die Veranstaltungen im Forum „Die Unabhängigen“, die Leseinsel der jungen Verlage und kümmert sich um das Thema Buchverkauf auf der Leipziger Messe. Gritt Philipp hat zwei 10 und 15 Jahre alte Töchter und lebt mit ihrer Familie in Leipzig.