Womit sind Sie gerade beschäftigt?
Zoë Beck: Man darf ja trotz Corona arbeiten (lacht): Momentan führe ich Regie in einer Film-Synchronproduktion. Die Schicht geht von 9 bis 18 Uhr. Es gibt sehr strenge Hygiene-Vorschriften – und unser Tagesplan fliegt auseinander, wenn Leute anrufen und sagen: Ich muss leider in Quarantäne bleiben, ich darf nicht aus dem Haus.
Wie sind Sie als Verlegerin von CulturBooks durchs Jahr 2020 gekommen?
Beck: „Was für ein Jahr“, so haben wir das Editorial der neuen Vorschau überschrieben. Das sagt doch alles, oder? Am Anfang haben wir die Luft angehalten, wir waren schon sehr erschrocken. Wir wollten mit zwei neuen Büchern nach Leipzig kommen und hatten für diese Frühjahrstitel auch schon einiges geplant. Das ist flachgefallen, im Feuilleton gab es lange nur noch ein Thema. Frank Göhre hätte seinen Thriller „Verdammte Liebe Amsterdam“ gern live vorgestellt; in Meena Kandasamys Roman „Schläge“ geht es um häusliche Gewalt – ein Thema, das in Lockdown-Zeiten leider hochaktuell ist, für das man aber nicht gut fröhlich Werbung machen kann. Das große Glück war, dass der tapfere unabhängige Buchhandel dann phantastisch reagiert und die Verbindung zur Kundschaft aufrechterhalten hat. Glück im Corona-Unglück. Wir haben einen unserer Kanada-Titel nach 2021 geschoben – und Ling Mas bereits 2018 geschriebenen Pandemie-Roman „New York Ghost“ ins kommende Frühjahr vorgezogen. Dieses brandaktuelle Buch hätten wir nicht gut später bringen können. Aber verschieben, egal ob nach hinten oder vorn, ist immer riskant und ein Kraftakt. Was uns sehr geholfen hat: Wir haben zum zweiten Mal den Deutschen Verlagspreis bekommen, auch eine „Zukunftsprämie“, mit der die Hamburger Behörde für Kultur und Medien die Arbeit von 20 Independent-Verlagen in der Corona-Pandemie unterstützt hat.
Zugleich ist 2020 mit „Paradise City“ ein neuer Thriller von Ihnen bei Suhrkamp erschienen…
Beck: Genau, im Juni. Auch hier erschien uns, siehe Ling Ma, eine Verschiebung nicht ratsam. Die Dystopie über ein Deutschland der nahen Zukunft, als schöne neue Welt mit sehr gesunden Menschen und hässlichen Wahrheiten entworfen, wird gerade als Buch der Stunde gelesen, obwohl ich es lange vor Corona geschrieben habe. Und es lief toll: Ich habe ziemlich gute Medienresonanz bekommen, das Buch hat sich ausgezeichnet verkauft. Natürlich sind viele Lesungen ausgefallen, aber ich hatte eine Reihe digitaler Veranstaltungen. Bei denen habe ich darum gebeten, dass weniger gelesen, aber mehr gesprochen wird – möglichst unter Einbeziehung des Publikums. Im Sommer gab es dann über einige glückliche Wochen Live-Veranstaltungen; es war hochspannend, was sich Veranstalterinnen und Veranstalter da ausgedacht haben. Auf Einladung von Jörg Braunsdorfs Tucholsky-Buchhandlung und der Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage – gegen Rechts habe ich zum Beispiel neben einem Fußballplatz gelesen, nebenan lief der Trainingsbetrieb. Das Publikum war mit Funk-Kopfhörer ausgerüstet, und konnte so, unter Wahrung der Abstände, in den Text eintauchen. Super Idee! In Hamburg habe ich in einer Kirche gelesen, und im Literaturhaus Köln haben wir zwei Veranstaltungen hintereinander gemacht, weil sich wenige Tage zuvor wieder mal die Bedingungen geändert haben. Schon diese kleinen Beispiele zeigen, welch toller Spirit da freigesetzt wurde.Beck: Genau, im Juni. Auch hier erschien uns, siehe Ling Ma, eine Verschiebung nicht ratsam. Die Dystopie über ein Deutschland der nahen Zukunft, als schöne neue Welt mit sehr gesunden Menschen und hässlichen Wahrheiten entworfen, wird gerade als Buch der Stunde gelesen, obwohl ich es lange vor Corona geschrieben habe. Und es lief toll: Ich habe ziemlich gute Medienresonanz bekommen, das Buch hat sich ausgezeichnet verkauft. Natürlich sind viele Lesungen ausgefallen, aber ich hatte eine Reihe digitaler Veranstaltungen. Bei denen habe ich darum gebeten, dass weniger gelesen, aber mehr gesprochen wird – möglichst unter Einbeziehung des Publikums. Im Sommer gab es dann über einige glückliche Wochen Live-Veranstaltungen; es war hochspannend, was sich Veranstalterinnen und Veranstalter da ausgedacht haben. Auf Einladung von Jörg Braunsdorfs Tucholsky-Buchhandlung und der Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage – gegen Rechts habe ich zum Beispiel neben einem Fußballplatz gelesen, nebenan lief der Trainingsbetrieb. Das Publikum war mit Funk-Kopfhörer ausgerüstet, und konnte so, unter Wahrung der Abstände, in den Text eintauchen. Super Idee! In Hamburg habe ich in einer Kirche gelesen, und im Literaturhaus Köln haben wir zwei Veranstaltungen hintereinander gemacht, weil sich wenige Tage zuvor wieder mal die Bedingungen geändert haben. Schon diese kleinen Beispiele zeigen, welch toller Spirit da freigesetzt wurde.
Was erhoffen sie sich für 2021?
Beck: Ich wünsche mir, dass unsere Branche so stark bleibt. Und dass alle Verlage, alle Buchhandlungen die Krise überleben.
Was sind Ihre Projektionen für Leipzig im Mai?
Beck: Spontan habe ich ans Gastland Portugal gedacht, wo die Feira do Livra de Lisboa unter freiem Himmel ausgetragen wird. Die Leserinnen und Leser dort kommen open air, im Parque Eduardo VII. zusammen. Mein Wunsch wäre also, dass es in Leipzig ein paar Tage nicht regnet und vieles draußen stattfinden kann. Und ich wünsche mir, dass bald wieder Begegnungen möglich sind. Ich habe zumindest fest vor, zu kommen.
Bardienst im Forum „Die Unabhängigen“?
Beck: Ein ‚Alles-wie-immer’ wird es nicht geben, ahne ich. Aber: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen – warum nicht?
Zoë Beck wurde 1975 geboren, lernte Klavier und studierte Literatur. Nach diversen Film- und Theaterjobs arbeitet sie heute als Schriftstellerin, Übersetzerin, Dialogbuchautorin und Synchronregisseurin. Für ihre Romane und Kurzgeschichten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Krimipreis, dem Friedrich-Glauser-Preis und mit der Goldenen Auguste für ihre Verdienste um die Kriminalliteratur von Frauen. Zuletzt erschien bei Suhrkamp ihr Thriller „Paradise City“. Im Herbst 2013 gründete Zoë Beck gemeinsam mit dem Lektor Jan Karsten den Verlag CulturBooks.