Autor: Julia Lücke

Frisches Farben-Feuerwerk
21. Mai 2021
Die Manga-Comic-Con ist bunt. Dafür sorgen auch die Künstler auf der MCC. Wir haben mit vier Künstlerinnen gesprochen
Autor: Julia Lücke

Frisches Farben-Feuerwerk
21. Mai 2021
Die Manga-Comic-Con ist bunt. Dafür sorgen auch die Künstler auf der MCC. Wir haben mit vier Künstlerinnen gesprochen

Die Welt ein Stück bunter

Nancy Neumann liebt Papier. Als Origamikünstlerin verwandelt sie das vielfältige Material in schmuckvolle Figuren – und gibt ihre Faszination für dieses Kunsthandwerk in Workshops weiter. https://nancys-kreativwerkstatt.de/

Origami braucht Geduld, Fingerfertigkeit und ganz viel Liebe fürs Detail. Was fasziniert dich besonders daran?

Ich möchte die Welt mit Origami ein bisschen bunter machen und ein Stück Japan nach Deutschland holen. Origami ist so vielfältig – obwohl alles ja eigentlich nur aus einem Stück Papier entsteht. Das begeistert mich.

Wann hast du deine ersten Kunstwerke erstellt?

Seitdem ich klein bin, tobe ich mich kreativ aus – und habe fast alle DIY-Materialien ausprobiert: Filz, Fimo, Wolle. Doch erst Papier hat mich so richtig in den Bann gezogen. Vor gut 10 Jahren beobachtete ich einen Origami-Künstler, wie er einen Kranich faltete und war sofort Feuer und Flamme. Ich finde es einfach faszinierend, was man alles aus Papier falten kann: Tiere, Pflanzen, Kleidung, Gegenstände.

Hast du ein künstlerisches Vorbild?

Enie van de Meiklokjes! Sie hat ihre Bastel- und Backleidenschaft zum Beruf gemacht, lebt ihren Traum in Farbe, mit ihren bunten Kleidern und ausgefallenem Kopfschmuck. So möchte ich auch sein. Sie ermutigt mich immer wieder, mein Fuchs- oder Flamingokleid voller Stolz zu tragen.

Was fasziniert dich an der Manga-Comic-Con?

Ich liebe die vielen verschiedenen Cosplay Kostüme. Die Künstler:innen machen sich so viel Mühe und Arbeit mit ihren Outfits – einfach beeindruckend. In jedem Einzelnen ist die Liebe und die Leidenschaft für ihren Charakter zu erkennen. Ich freue mich darauf, endlich wieder so viel Kreativität zu sehen.

In Vollzeit ins fantastische Abenteuer

Jennifer Hicks hat sich vor einigen Jahren als Illustratorin selbstständig gemacht. Ihre Devise: Sich voll und ganz auf die Kunst einlassen. www.justonewing.de

Wer ist dein persönlicher Comic-Held?

Früher hätte ich direkt Sailor Mars, Rei und Storm gesagt. Aber irgendwie ist es das nicht mehr. Wenn ich jetzt meinen Comicbuch-Schrank schaue, gewinnt Snow White aus der Fables Saga. Wer es nicht kennt, sollte unbedingt mal reinlesen. Es gibt wenig großartig starke weibliche Charaktere wie sie.

Sind dir starke weibliche Helden wichtig?

Ja, da hat sich meine Kunst gewandelt. Während es mir früher sehr wichtig war, den Menschen einen schönen, leicht mystischen Fluchtraum zu schaffen, zielt viel meiner Kunst mehr auf Sichtbarkeit ab, ob es nun in Sachen mentaler Gesundheit, sexueller Offenheit, Hautfarbe oder Körperformen ist.

Was können aus deiner Sicht Manga und Comic so gut wie kaum eine andere Kunstform?

Die Kraft, mit der man Dinge zum Leben erwecken konnte. Die Intensität, die sie übertragen können, um die Gefühlswelt von Fremden auf dich wirken zu lassen – teilweise viel privater und intensiver als in Filmen. Der Comic lässt Freiraum für dich selbst in der Geschichte.

Welche Rolle spielt die Kunst in deinem Leben?

Ich habe schon als vierjährige meiner Schwester beim Zeichnen zugesehen und wusste: Das will ich auch. Seither habe ich nie damit aufgehört. Nach meinem Interface Design- Studium habe ich einen gut bezahlten Job angefangen. Doch schon bald merkte ich: Wenn du es richtig machen willst, musst du dich ganz darauf einlassen. Seitdem bin ich als Künstlerin selbstständig – für mich ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Was ist das Besondere der Manga-Comic-Con?

Ich wäre im letzten Jahr das erste Mal als Aussteller dabei gewesen. Leider hat das nicht geklappt. Ich freue mich sehr darauf, bald wieder die Gemeinschaften, die Menschen zu erleben, die alle nur zusammenkommen um gemeinsam die vielen bunten Welten zu zeigen und zu feiern. Und ich freue mich, ein Teil davon zu sein.

Zum Nachdenken anregen

Yanagi ist Grafikdesignerin und Tätowiererin. In ihrer Freizeit zeichnet sie Mangas und entwickelt Merchs für Conventions. https://yanagisartwork.com/

Seit wann zeichnest du?

So klischeehaft das klingt: Seit ich denken kann.

Verfolgst du mit deinen Arbeiten ein bestimmtes Ziel?

Derzeit arbeite ich an einem Manga, der kritisch auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen soll und hoffentlich den ein oder anderen zum Nachdenken anregt.

Hast du ein künstlerisches Vorbild?

Mehrere! Es gibt so großartige Künstler in jedem Bereich – da fällt es schwer, sich für einen zu entscheiden. Ich würde zum Beispiel Mauricio Teodoro Da Silva, pigeon666/82pigeon, Stanley Artgerm Lau nennen, aber da wären noch viele mehr.

Wenn endlich wieder Manga-Comic-Con ist, dann…

… möchte ich wieder neue Kontakte zu knüpfen und coole Leute kennenlernen. Wo trifft man sonst so viele Menschen mit denselben Interessen?

Zielort: Fantasie

BRIA ist Illustratorin und Comiczeichnerin aus Dresden. Mit ihren Werken zieht sie die LeserInnen in phantastische Welten. https://briacomicarts.com/

Was war dein erstes künstlerisches Motiv?

Schon im Kleinkindalter beschäftigte ich mich am Liebsten mit dem Zeichnen von Figuren. Richtig erkennbar waren dann die Kritzeleien von Sonic, the Hedgehog, die ich auf das weiße Holz des Elternebettes platziert habe. Bis heute eine beliebte Erzählung in meiner Familie. In der 2. Klasse habe ich bald meinen ersten Comic begonnen: eine Magical-Girl-Geschichte, die Sailor-Moon inspiriert war und mit außeriridischen Mädchen als Protagonistinnen.

Die Flucht ins Fantastische hat dich also schon früh in den Bann gezogen?

Ich würde es eher Urlaub vom Alltag nennen. Comics und Mangas verbinden verschiedene Disziplinen, um die LeserInnen in ihre Welt zu ziehen und zum Nachdenken anzuregen. Handlungen werden Bild für Bild erzählt, Emotionen über Mimik und Gestik vermittelt und das Lettering bringt Informationen. Diese Art der Visualisierung lässt einen Film vor meinem

inneren Auge abspielen.

Und welchen „Film“ willst du mit deinen Comics drehen?

Bisher veröffentlichte ich Kurzgeschichten, die zum Schmunzeln oder Träumen anregten. Meine Ideen kommen dabei oft von kulturellen Themen, dem Steampunk und auch der Postapokalypse. Diese Themen stammen meist aus dem Ausland, weshalb es mir wichtig ist, die lokale Szene zu stärken. Auch Autobiografisches ließ ich nicht unversucht. Aktuell „drehe“ ich einen Web-Comic, für den ich nach erfolgreichem Launch einen passenden Verlag finden möchte.

Hast du künstlerische Vorbilder?

Ein Zeichenstil entwickelt sich auch aus seinen Einflüssen. Und einen großen hatte der W.i.t.c.h.- und Skydoll-zeichner Allessandro Barbucci. Stilistisch und erzählerisch reizvoll sind beispielsweise auch die Werke der lokalen Künstler Olivia Vieweg, Thilo Krapp und Radacs. International stechen für mich aktuell vor allem Jamie Hewlett und Jhonen Vaqsquez hervor. Am Ende ist es eine Mixtur unglaublich vieler KünstlerInnen.

Nach zwei Jahren ohne MCC hoffen wir auf eine Ausgabe in 2022. Worauf freust du dich besonders?

Dass sie wieder stattfindet, egal in welcher Form. Aus der Vergangenheit liebe ich die Atmosphäre vor Ort: wohin mensch schaut ist es bunt. Es gibt überall was zu entdecken und die Cosplayer machen es zu einem Klassentreffen vieler Film-, Videospiel- und MangaheldInnen. Aber am Meisten schätze ich den Bereich der MCC Kreativ. Die vielschichtigen AusstellerInnen haben eine Plattform, können sich vernetzen und gegenseitig inspirieren. Genau so soll Kunst sein!

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